bella_12308811Vielen Dank für deine Einschätzung und deinen Rat! Mein Vater ist ein sehr sozialer Mensch, er hat wirklich eine Art Helfersyndrom. Er ist eine Art "Zudiener", denkt er genügt nicht und hat wirklich einen geringen Selbstwert. Z.B. war er immer ein guter Tänzer. Hat wirklich gerne getanzt früher, hat auch ein gutes Musik- und Rhythmusgefühl. Doch er traut sich nicht einmal mehr zu einem Lied kurz mitzusingen, weil meine Mutter ihm immer eingeredet hat, dass er nicht singen kann und besser mal die Klappe halte soll, überhaupt kann er ja nichts, aus ihrer Sicht! Sie kann alles und er ist einfach "unintelligent und hat zwei linke Hände". Mittlerweile hat er wirklich das Gefühl, dass er nichts auf die Reihe kriegt. Er hat auch noch Englisch und Französisch gelernt nach der Pensionierung, einfach weil er Interesse an Sprachen hat und er früher in seiner Jugendzeit, oft zu seiner Mutter schauen müssen (die war oft krank) und deshalb die Schulbildung etwas zu kurz gekommen ist. Trotzdem hat er immer alles gegeben und sich im Job als Mechaniker gut bewiesen.
Sie untertgräbt ihn so dermassen...
Ich hatte schon auch mehrere Male (vor allem früher) Gespräche mit ihm unter 4 Augen und da hat er schon auch immer wieder betont, wie sehr er unter der Situation leidet, dass ihm alles zuviel ist.
Meine Mutter machte auch immer seine Eltern fertig. Sein Vater starb im Jahr 1999, seine Mutter zwei Jahre zuvor. Beide wurden alt, aber hatten eine schwere Sterbenszeit (mit viel Leid). In dieser Zeit war meine Mutter überhaupt keine Stütze für ihn. Sie sagte nur immer, sie könne dieses Gejammere seiner Eltern nicht mehr hören und oft macht sie sich auch lustig über sie (vor ihnen). Meine Grossmutter hatte durch die Herz-Medikamente starke Magenschmerzen und das Essen ist ihr dann manchmal wieder hochgekommen. Meine Mutter hat nur hämisch gelacht am Tisch und sie dann später auch noch fertig gemacht, sie sei eine unanständige Person, wenn sie so rülpsen würde. Und an ihrem Tisch werde nicht gerülpst. Es war echt schlimm! Und ich habe noch heute ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Grosseltern. Hätte sie viel mehr verteidigen müssen.
Das tragische daran ist, dass meine Mutter gar nicht merkt, wie unanständig sie eigentlich ist! Sie isst überhaupt nicht schön, hat keine Tischmanieren. Meinem Vater hat sie immer gesagt, dass ER keine Tischmaniere habe. Dann hat er sogar angefangen mit Gabel und Messer sein Brot zu essen! Muss man sich mal vorstellen! Nur damit sie ihn nicht mehr traktiert.
Ich denke einfach wirklich, dass er sich aufgegeben hat, keine Hoffnung mehr sieht.
Wir haben ihm immer wieder unsere Hilfe angeboten, aber er ist so dermassen unter dem Tyrannen-Schwert meiner Mutter, dass er sich in diesem Leben nicht mehr von ihr lösen kann. Eimal sagte er zu mir, wir sollen dann bitte einfach dafür sorgen, dass er nicht mit ihr im selben Pflegeheim untergebracht wird. Das werden wir ihm sicher erfüllen können, sofern er den Krebs übersteht. Was mich auch traurig macht, ist die Tatsache, dass er kein Grab möchte, keine Abdankung, obwohl ihn die Leute im Dorf sehr gut mögen... Er denkt glaube ich, dies stehe ihm auch nicht zu und er ist die Grab-Kosten nicht wert. Es ist einfach wirklich traurig und es belastet mich sehr.
Der Leidensdruck, sie zu verlassen, ist für ihn wahrscheinlich wirklich zu gross, weil er denkt, sie würde ihn sowieso bis ins Grab terrorisieren. Und da hat er sogar recht. Sie würde alles daran setzen, ihm das Leben weiterhin zur Hölle zu machen.
Na ja.. ich merke grade.. die Situation ist aussichtslos.. irgendwie.