Hallo!
Es ist mir klar, dass es in jeder Familie Probleme gibt und dass es die "perfekte Familie" sicher nur im Film gibt. Ich habe schon seit Jahren ziemliche Probleme mit meinen Eltern, besonders mit meinem Vater. Ich denke sogar an Ausziehen, sogar meine Mutter meint, das sei das beste. Mein Problem: Ich weiß nicht, ob meine Situation wirklich so ernst ist, oder ob ich vielleicht alles einfach viel zu sehr dramatisiere. Wenn ich sehe, was in anderen Familien abgeht, ist es mir schon fast peinlich zu sagen, dass ich überhaupt Probleme zuhause habe. Ich werde nicht missbraucht, nicht regelmäßig verprügelt (ab und zu geschlagen schon), ich lebe nicht am Existenzminimum oder sonst etwas. Meine Eltern machen mich schlichtweg krank. Und das meine ich wörtlich. Die Beziehung zwischen mir und meiner Mutter war schon immer anders als die zwischen ihr und meiner Schwester (21, ich bin 17.), zu mir war sie immer viel distanzierter, als ich in die Pubertät kam, ging das von mir sicherlich auch aus. Doch das hat sich irgendwann auch wieder geändert und ich habe die Nähe zu meiner Mutter gesucht, die das dann aber nicht mehr annehmen wollte. Wir streiten uns täglich wegen irgendwelchen Lapalien. Ich denke charakterlich sind wir uns sehr ähnlich, daher wissen wir auch, wo sich der jeweils wunde Punkt des anderen befindet und den treffen wir sicher jedes mal. Damit will ich sagen, dass es sicher auch an mir liegt, dass wir uns nicht verstehen. Wenn sie nach Hause kommt ist das erste was sie tut: meckern. Wegen allem. Ich kann noch so viel aufgeräumt haben, sie findet immer etwas. Aber viel schlimmer ist eigentlich die Art, wie sie es sagt. Ich merke regelrecht, wie sich die Wut in mir aufstaut; ich aggressiv werde. Meistens redet sie nach einem Streit tagelang nicht mit mir. Mein Vater hat sich sowieso von uns abgekapselt. Er hat seine eigene kleine Hütte, in die er nach der Arbeit verschwindet und nicht mehr rauskommt; er hat mit Sicherheit ein Alkoholproblem, er hat Depressionen, wegen denen er schon in Behandlung war. Mit ihm komme ich eigentlich etwas besser klar, als mit meiner Mutter, allerdings glaubt er, wenn er einmal in zwei Monaten mit mir redet, sei es damit getan. Wenn er was getrunken hat, wird er generell sehr aggressiv. Meine Mutter verpasst mir meistens eine Ohrfeige aus dem Affekt heraus - bei meinem Vater ist es etwas anderes. Wenn ich mich da nur etwas im Ton vergreife, brüllt er mich an und ich würde es niemals wagen, da noch etwas gegen zu steuern, weil er mich dann ganz sicher schlägt. Er wurde als Kind selber regelmäßig verprügelt und auch missbraucht, von daher kann ich nicht verstehen, wie er da überhaupt dran denken kann, sein Kind zu schlagen! Aber wie gesagt, es sind "eher" Ausnahmefälle, ich will mich jetzt bloß nicht als Opfer von Misshandlungen darstellen. Jedenfalls hat in meiner Familie jeder psychische Probleme. Meine Schwester war schon in Behandlung, weil sie sich die Arme aufgeschnitten hat und noch heute manchmal tut. Damals haben sie und meine Eltern auch mit einem Therapeuten geredet und meiner Schwester ist erst im Nachhinein eingefallen, dass ich besser mit zu dem Gespräch gekommen wäre. Ich habe meine Eltern schon regelrecht angefleht, dass wir mal alle zusammen zum Therapeuten gehen oder vielleicht wenigstens mal EIN Gespräch mit einem Psychiater führen, aber davon wollen sie nichts wissen. Meine Mutter meint, sie müsse da nicht hin, mein Vater fragt mich, was ich mir davon verspreche und das es nichts ändern würde. Aber ich sehe sonst keine Lösung, dass sich etwas ändert! Er meinte auch, dass ich mich langsam von dem Gedanken distanzieren müsse, dass ich zu meiner Mutter jemals eine Beziehung aufbauen werde, ich sei nun fast 18 und Eigenständig. Vielleicht bin ich ja irgendwie naiv, wenn ich versuchen will, noch etwas zu ändern, aber ich liebe meine Eltern ja trotzdem! Dennoch weiß ich, dass ich hier kaputt gehe. Ich habe Komplexe und mit Sicherheit nen riesen Knacks, um das mal drastisch auszudrücken. Meine Eltern interessieren sich NULL ffür mich! Meine Mutter meint immer, ich sei der undankbarste Mensch auf der Welt. Sie glaubt, wenn sie mir einen Roller kaufen, müsste ich doch zufrieden sein! Dass ich aber Eltern haben möchte, die einfach mal fragen, wie es mir geht, versteht sie nicht. Sie wissen nichts über mein Leben; sie fragen nicht; sie wissen nicht mal, was für Schulfächer ich habe (bin nach der 10 von Realschule aufs Gymnasium gewechselt, was einen riesen Einschnitt in meinem Leben bedeutet hat). Ich fühle mich hier so verloren, auch wenn alle um mich rum springen. Ich frage mich manchmal, ob ich mir auch erst die Arme aufschneiden muss, damit sie was merken. Ich habe es auch schon mal versucht, ich habe mir schon den Finger in den Hals gesteckt... Sie waren so geschockt, als sie das von meiner Schwester erfahren haben, ich dachte, es würde sich etwas ändern. Ich könnte noch stundenlang weiter reden, wie es hier abläuft...ich würde zu keinem Schluss kommen. wenn ich mir andere Familien ansehe, merke ich erst, wie krank hier alles ist. Wie führsorglich die Eltern meiner Freunde sind....wir haben nicht übermäßig viel Geld, aber ich weiß, dass ich alles habe, was ich brauche, außer eben eine richtige Familie! Ich weine mich seit mindestens einem Jahr jede Nacht in den Schlaf, weil ich es einfach nicht mehr aushalte! Ich werde wirklich wahnsinnig! Ich habe immer so Phanatsien, dass ich irgendwo runterspringe oder mir die Pulsadern aufschneide und meine Eltern mich finden und an ihren Schuldgefühlen fast zerbrechen! Dann fühle ich mich besser! Bisher habe ich wirklich krampfhaft versucht, noch etwas zu ändern, aber langsam gewöhne ich mich an den Gedanken, dass es immer so bleiben wird. Außer eben mit meiner Mutter. Meine Schwester hat vor einiger Zeit ein FSJ gemacht, davor hat sie sich mit meiner Mutter auch nicht so gut verstanden (aber absolut nicht zu vergleichen mit mir und meiner Mutter!) und sie meinte, dass es sich dann gebessert hätte (sie hat in einem Schwesternwohnheim gewohnt). Ich bin der Ansicht, dass es sich vielleicht auch bessert, wenn ich nicht mehr im gleichen Haus wie meine Mutter wohne. Ich denke, dass es viele sicher nicht nachvollziehen können, aber wenn ich dann wieder in so einer Situation bin, in der ich am liebsten Amok laufen würde, weiß ich, dass es das Beste ist. Meine Schwester, mit der ich mich gut verstehe, meint, es sei das Beste. Und sogar meine Mutter hat es gesagt. Ich habe mit meinen Eltern noch nicht persönlich darüber geredet, sie hat es nur meiner Schwester gegenüber erwähnt. Ich habe noch 1 1/2 Schule vor mir, im Studium bin ich sowieso weg. Ich denke manchmal, dass ich das vielleicht noch durchhalten kann, aber das kann ich einfach nicht. Mein Leben geht kaputt; das hier ist wirklich Psychoterror! Ich traue es mir zu, alleine zu leben. Ich habe vor, nach dem Studium nach Manchester zu ziehen und irgendwann muss ich schließlich mal selbstständig werden. Wohne nämlich auf dem Land und da ist von hartem Alltag keine Spur. Aber ich sehe darin kaum eine Chance: Wer soll das denn finanzieren? Ich würde in ein Wohnheim ziehen,ich muss keine eigenen Wohnung haben! Mein Kindergeld würde ich sicher kriegen, aber ich weiß nicht, ob ich sonst noch Rechte auf Gelder habe. Für bafög verdienen meine Eltern zu viel. Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll...zum Jugendamt gehen nur Leute, die wirklich "ernsthafte" Probleme zuhause haben...daneben komme ich mir so blöd vor...und dann im anderen Moment bin ich mir sicher, dass ich hier raus muss...
Ich hoffe, ich konnte meine Situation ein wenig schildern. Ich konnte natürlich nicht alles erzählen, was hier vor sich geht und was mich belastet. Aber ich würde gerne mal wissen, was ihr daraus entnehmt; ob ich übertreibe, ob das alltägliche Probleme sind und ob Ausziehen für mich sinnvoll wäre oder ob ihr irgendeine andere Lösung seht. Danke schon mal im Voraus!
Liebe Grüße, Larissa