Hallo ihr Lieben,
schön dass es so etwas wie dies Forum gibt wo solche Dinge nicht tabu sind...
Vor kurzem erst ist mein Vater gestorben. Mein Mann und ich haben seinen Todeskampf gemeinsam an der Seite meiner Mutter miterlebt. Alles geschah sehr unverhofft und binnen Wochen, meine Mutter war plötzlich mit allem allein. Wir haben sie bislang durch alles begleitet und ihr immer wieder versichert dass wir da sind wenn sie uns braucht. Sie hat dies Angebot genutzt und wir hatten ein gutes Verhältnis - bis mein Bruder kam.
Dieser war lange Zeit im Ausland mit seiner Frau und kommt immer dann als "grosser Macher" daher wenn er meiner Mutter irgendwelche "genialen Ideen" aufschwatzen kann, die meist mit finanziellem Gewinn für ihn ausgehen, was sie nicht checkt. Da er ihr "Goldjunge" ist, der es "im Ausland zu etwas gebracht" hat (ich habe es ja "nur" hier zu etwas gebracht;) ist sie quasi blind vor Emotionen fürihren Sohn und macht alles mit.
Nun war mein Vater noch nicht unter der Erde und ich hatte mal ein paar Tage meine eigene Trauer zu erleben, da kam mein Bruder aus dem Ausland und bearbeitete sie mit Erbschaftsangelegenheiten, nämlich ihr ein Haus aufzuschwatzen was er anderweitig nicht loswird nud was ca. 2 Autostunden von uns fort ist (und wohin sie nun auch tendiert). Kurz nach der Ankunft meines Bruders merkten wir, dass wir plötzlich in ihren Augen zu den "schwierigen Leuten" geworden sind. Das ganze vertieft sich auch nach seiner Abreise nun immer mehr (er bearbeitet sie weiter per Telefon) und wir haben den Eindruck dass mein Bruder und andere Verwandte aktiv daran beteiligt sind.
Wir sind Christen und bekennen uns offen zu unserem Glauben; er hat dies bereits mehrfach dazu verwendet meiner Mutter einzureden, wir würden alles Geld im Fall eines Erbes an andere verschenken, nur weil wir ein Patenkind im Ausland haben und davon schon öfters berichtet haben. Nun müssen wir also auch noch jedes Wort zweimal filtern bevor wir es aussprechen...
Hinzu kommt eine äusserst raffgierige Verwandtschaft, die ihre Situation ausnutzt und sich "als Helfer" bei ihr einfinden und sie nach ihren Finanzen ausfragen. Meine Mutter fühlt sich offenbar ganz wohl mit diesen Leuten.
Unsere Hilfe ist seither "out", was ja wegen der Verschnaufpause gar nicht schlecht ist, aber gleichsam werden wir nun wie lästiges Beiwerk behandelt und sie tut so als ob wir der Grund für ihren Stress sind, den sie sich durch die permanenten Selbsteinladungen von Onkeln und Tanten holt, denen gegenüber sie nicht nein sagen kann.
Nun ist nach dem kürzlichen Besuch meiner Schwägerin der Stand der Dinge wie folgt: Zum einen kann sie keinerlei Aussage (und sei es nur "das Wetter ist schön" von mir und meiner Familie (Mann und Tochter) stehenlassen, egal was man sagt, sie ist neuerdings immer kontra. Zum anderen hält sie uns andauernd vor die Nase wie gut unser Bruder und seine Familie sind.
Wir sind mittlerweile quasi Luft, wenn wir aus unserem Leben erzählen gibt es nur noch negative Kommentare und gleich wird Thema gewechselt. Zum helfen sind wir gut genug, aber wehe wir sind wir selbst. Wir sind erschöpft auf so einem Level mit ihr zu kommunizieren und möchten am liebsten den Kontakt einstellen. Andererseits bringe ich es nicht übers Herz weil ich sie trotz allem sehr lieb habe und auch ihre Trauer sehe.
Nach aussem mahnt unsere Mutter vor allem mich immer zur Harmonie mit meinem Bruder an weil ich die Verstellerei hasse und auch meine Meinung sage, was mir aber immer wieder zum Nachteil gedreht wird. Wir haben quasi zu parieren nach ihren Vorstellungen.
Bei dem Besuch meiner Schwägerin ist mir übrigens auch aufgefallen, dass es meiner Mutter gar nicht passt wenn meine Schwägerin nette Worte mit mir wechselt (was ja leider selten genug ist). Irgendwie dachte ich mir könnte diese künstliche "Konkurrenzsituation" ja auch ihr geschaffen ist oder ob mein Bruder und sein Verwandschaftsanhang (die aufs Erben scharf sind) dahinterstecken. Es sieht nach Kontrolle aus, die sie Zeit meines Lebens auch über meinen Vater ausübte. Ich habe aber keine Lust, das nächste Opfer zu sein.
Ich überlege schon die ganze Zeit wie man ganz praktisch mit diesem Verhalten umgeht und aus diesen Fallen herauskommt. Das ganze schafft uns, mein Mann und ich fühlen uns in diesen Tagen beide oft sehr schwer ums Herz, auch unsere Tochter ist sehr traurig darüber. so einfach den Kopf in den Sand stecken mag ich nicht, auch wenn mein Bruder immer bevorzugt wurde, liebe ich meine Mutter und möchte unsere Beziheung so nicht kaputtgehen sehen. Aber was kann ich tun? Hat jemand konkrete Erfahrungen, Ideen, in einer ähnlich schwierigen Familienkonstellation?
Zugegeben war dies fast ein Buch, aber es hat echt gut getan, dies mal zu teilen.
Liebe Grüsse von
Nili