fia_12575119:roll:
Bettgehzeit heißt nicht automatisch Schlafenszeit.
Wir haben ein festes Ritual, um viertel nach sieben macht er sich bettfertig, bis um acht lese ich ihm etwas vor oder wir kuscheln einfach und er erzählt mir von seinem Tag, um acht gehe ich dann rüber und er kann bis um neun noch machen, was er will...die einzige Bedingung ist das es etwas ruhiges ist, was ihn dann nicht wieder hochpuscht, sondern etwas was ihn in einem gewissen Maß auf das Schlafen vorbereitet...er bastelt, malt, baut Lego oder liest. Um neun ist dann aber Bett angesagt, daß brauche ich auch nicht mehr zu sagen, er legt sich dann selbst ins Bett, falls er nicht schon lesenderweise drin liegt.
Natürlich schreibt mir keiner mehr direkt vor, wann ich ins Bett zu gehen habe, dann würde ich wohl auch kaum noch um die Uhrzeit hier sitzen und antworten, aber in einem gewissen Maß ist das auch als Erwachsener noch vorgegeben...wenn ich morgens um 6 auf der Arbeit sein muß, würde ich mich ins Bett legen und wenn ich das nicht will oder kann, weiß ich auch wie es mir den gesamten nächsten Tag gehen wird. Und genau da kann ich natürlich durch Erziehung bei einem Kind Einfluß nehmen, in dem ich eine Regelmäßigkeit einführe, die dann zur Gewohnheit wird. Das es Tage gibt, an denen das nicht klappt, das weiß ich von mir selbst, aber im Allgemeinen funktioniert das ganz gut.
Essen...ich finde auch feste Essenzeiten nicht schlimm, wenn mein Sohn eine Stunde vorher Hunger hat, kann er sich einen Apfel, eine Banane nehmen, aber das richtige Essen mache ich sicher nicht eine Stunde früher fertig, wenn er meint da Hunger haben zu müssen, mal abgesehen davon, daß ich das mit meiner Arbeitszeit nicht vereinbaren könnte, zumindest mittags. Flexibler wäre es da nur abends zu regeln, aber da wir alle zusammen essen und das auch als wichtigen Bestandteil unseres Familienlebens sehen, haben wir auch da eine feste Zeit. Wenn ich mich nach den persönlichen Wünschen jedes einzelnen so richten würde, dann müßte ich ja für jedes Essen drei verschiedene Zeiten haben, und da wir noch mehr Kinder planen, würde das ja als Schlimmer werden, was ein Unsinn. Und auch das ist eine Sache der Gewohnheit, wenn man es gewohnt ist um sieben Uhr morgens zu frühstücken, hat man da auch Hunger. Zum Essen zwingen tue ich ihn allerdings nicht, auch nicht zum Aufessen, ich erwarte aber, daß er mit am Tisch sitzt. Bei uns wird nämlich auch nicht vor dem Fernseher gegessen.
Im Übrigen sind das Regeln, die von Kinderpsychologen immer wieder empfohlen werden, auf die in Kinderhilfeeinrichtungen sehr viel Wert gelegt wird. Warum ? Weil sie einem Tag Struktur verleihen, weil man eine Regelmäßigkeit schafft, die vielen Kindern einfach fehlt, man gibt ihnen dadurch Halt, sie wissen, das passiert dann und dann...und nicht irgendwann oder wenn sie gerade Lust darauf haben. Und das sind die einfachsten, grundlegendsten Regeln, die in einer Famile durchführbar sind.
Zudem hat man festgestellt, daß feste Schlafenszeiten für Kinder förderlich sind, ich hatte das zwar in einer anderen Zeitung gelesen, aber die Kernaussage ist die gleiche :
http://www.t-online.de/eltern/gesundheit/id\_41961176/schlafforschung-feste-bettgehzeiten-machen-kinder-schlauer.html
Und zum essen : http://www.urbia.de/magazin/familienleben/gemeinsam-essen-staerkt-familien
ein sehr langer Artikel, der aber gut rüberbringt, wie wichtig sowas ist. Empfehlenswert ist da auch das Buch "Jedes Kind kann richtig essen"...der Grundsatz da ist : Die Eltern bestimmen, was auf den Tisch kommt, die Kinder, was und wieviel sie davon essen. Ich hab das meiner Schwester geschenkt, weil ihr Sohn da sehr schwierig war.
Grundsätzlich finde ich das Buch "Warum unsere Kinder Tyrannen werden oder die Abschaffung der Kindheit" auch sehr gut, da geht es unter anderem auch um die Abschaffung von Regeln, daß Kinder keinen Anstand mehr anerzogen bekommen. Ich finde es beispielsweise wichtig, daß mein Sohn wenn wir Besuch bekommen/ beim Arzt sind, wenn wir im Allgemeinen mit anderen Menschen zusammentreffen "Guten Tag" sagt, daß er "Bitte" und "Danke" beherrscht, daß er einfach gute Umgangsformen hat...mittlerweile bekomme ich oft gesagt, was ich doch für einen höflichen, zuvorkommenden, offenen Sohn habe, und das meistens von Freunden meiner Eltern, deren eigene Enkel nicht mal in der Lage sind "Hallo" zu ihren Großeltern zu sagen...selbst wenn mein Sohn denen in der Stadt begegnet, wenn er alleine unterwegs ist, grüßt er sie. Trotzdem ist mein Sohn ein Lausbub, der Unsinn im Kopf hat, der auch mal was anstellt, der auch schon Strafarbeiten von der Lehrerin bekommen hat, weil er geschwätzt hat oder sonstwas. Ich halte ihn sicher nicht für einen Engel.