Ich frage mich woran es liegt, dass das Zusammenleben in einer Patchwork Familie so schwierig ist. Schon nach kurzer durchsicht des Forums wird einem klar, dass viele damit Schwierigkeiten haben.
Ich bin 35 J, haben einen 11j Sohn und lebe mit meinem Freund seit gut drei Jahren zusammen. Der vollständigkeits halber; er ist 30 J älter, ich habe aber nicht das Gefühl, dass das die Ursache des Problems ist.
Das Problem lässt sich einfach umschreiben: Mein Sohn und mein Freund können sich nicht ausstehen.
Logischerweiss führt das im Zusammenleben zu argen Reibereien.
Mein Sohn ist nicht gerade einfach. Weiss ich auch aus meinem und seinem Umfeld. Er ist kompliziert und daraus resultiert häufig eine Unzufriedenheit. Er kann aber auch sehr liebens würdig sein und ein richtiger Spassvogel und hat eine unbändige Energie. Er neigt dazu alles was in ihm vor geht nach aussen zu tragen. Daher redet er ununterbrochen und äussert seine Meinungen und Befindlichkeiten laut stark und hat gerne Gesellschaft. Dazu ist er sehr kreativ aber ungeduldig.
Mein Freund ist ein gewissenhafter, preziesser, arbeitswütiger Mensch mit Humor. Sehr liebevoll zu denen, die auch anständig mit ihm sind. Dafür umso harthärziger mit jenen die nur schon etwas schlechtes über ihn denken. Es ist ihm sehr wichtig was andere über ihn denken und er hat einen Hang zum Besserwissen. Wobei auch gesagt werden muss, dass er vieles weiss und vieles auch gut kann. Er hat auch sehr klare Vorstellungen wie etwas zu sein hat. Er mag Kinder, hat selber keine eigene, wollte aber immer welche. Er führte früher Lager und Kurse mit Kindern.
Mein Freund hasst eigentlich meinen Sohn. Die Abneigung hat sich schon früh entwickelt noch bevor wir zusammen lebten. Verbergen kann er das nicht. So wie mein Sohn ist, entspricht er nicht seinen Vorstellungen. Gerne hätte er ein Kind, dass viel mit ihm oder uns zusammen "arbeitet", sprich tüchtig ist und gelehrig. Nett und anständig sollte er auch sein, respektvoll vor dem Alter und gehorsam (nicht dreimal etwas sagen einmal genügt). Es hat sich schnell gezeit, dass das mit dem Zusammenarbeiten schwierig ist weil mein Sohn eher lebhaft ist und zu wenig Geduld hatte, sprich nicht bei der Sache ist und es nicht besonders mag wenn man ihn kritisiert, resp. ihm sagt wie er es besser machen könnte.
Das sie etwas zusammen machen gibt es eigentlich nicht mehr.
Alles geht besser wenn ich nicht dabei bin. Bin ich mit dabei sind die zwei sofort gereizt aufeinander und plagen sich.
Ich persönlich habe mir überlegt, dass die Problem ursprünglich davon kommen, dass sie für einander Konkurenten sind und, dass mein Freund angst hatte, dass mein Sohn ihn ablehnte und er als "Trottel" da gestanden wäre. Deswegen hat er vorsorglich die Situation gleich umgedreht und mein Sohn zum Trottel gemacht.
Ich persönlich find das Zusammenleben mit meinem Sohn braucht sehr wohl viele Nerven. Denke aber, dass durch die belastende Situation das Verhalten von meinem Sohn negativ verstärkt wurde. Das heisst, dass er dadurch noch viel eher unzufrieden ist und, dass sich so der Kreislauf von "Kompliziert sein und Unzufrieden sein" sehr verstärkt hat.
Im Alltag wirktsich das so aus, dass mein Sohn schnell mal wütend wird oder frustriert ist. Was natürlich sein Benehmen nicht gerade fördert. Auch nicht seinen Willen zur Gemeinschaftskeit, sei es nun, dass wir zusammen eine Aufgabe erledigen oder etwas unternehmen.
Es hat sich vielmehr die Gewohnheit breit gemacht, dass er irgend etwas sucht woran er sich stören kann um damit die Situation zu kontrollieren und mit seinem Frust die Situation zu etwas Schlechtem werden zu lassen. Unsere Energie konzentriert sich dann total auf das negative und es ist dann nicht mehr schön oder spassig, ... .
Mein Freund handkehrum sitzt wie ein Geier auf seinem Ast und nutzt jede Regung von meinem Sohn um ihn schlecht zu machen. Er gibt ihm unverohlen zum verstehen, wie blöd er ihn findet. (Was eigentlich wirklich nicht geht)
Ob es nun ist, dass er findet mein Sohn spreche zu viel (was vermutlich einfach so ist und wirklich nerven kann) oder weil er zu oft zur Tür ein und aus gegangen ist, oder den WC- Deckel nicht schliesst. Es sind Kritiken die Teils berechtigt sind und andere die einfach ...
hm, vielleicht Sachen die ja auch nerven können aber auf die man nicht mit so viel Verachtung reagieren sollte und die nicht so dramatisch sind.
Ich persönlich bin eigentlich der Meinung, dass man den Kinderen gegenüber eine grosse Portion Nachsicht braucht und dass wenn einem etwas stört, dies eher liebevoll gesagt werden sollte. Was ich zwar häufig auch nicht schaffe. Ich bin aber auch der Meinung, dass man sehr wohl auch mal ausrufen darf.
Mein Freund wirft mir zwar immer vor, dass ich genau das viel zu wenig mache. Nur meisten rufe ich dann aus wenn er nicht da ist. Weil so lange er da ist, ruft er schon genug aus. Ich bin dann eher immer in einer Art Alarmstimmung und auf deeskalation programiert.
Eigentlich möchte ich meinem Feund immer sagen, dass er etwas nachsichtiger und lockere sein soll. Dass er versuchen soll ein Ausgleich zu seinen negativen Reaktionen zu machen. Also Sachen sagen ab denen mein Sohn lachen muss oder ihn loben. Das will er aber "partu" (hat es auch schon kurz probiert) nicht verstehen.
Nun ist es eigentlich schon so weit, dass egal was mein Freund sagt, mein Sohn reagiert negativ darauf, wird eigentlich immer frech und will eigentlich lieber gar nichts mehr von meinem Freund hören.
Mich würden mal eure Meinungen hören.