Manchmal traurig
Ja, es gibt auch Schwiegermütter, die weinen. Doch leider wird, zu oft und zu schnell das Klischee derjenigen, die nicht loslassen kann und eifersüchtig auf die neue Partnerin ist bedient. Ich selbst hätte nie geglaubt, dass ich mal Probleme mit einer meiner Schwiegertöchter bekommen könnte. Doch ich habe sie mit der ST in spe und bin bitter traurig. Denn es ist offensichtlich so, dass die Freundin meines Sohnes sehr versucht einen Keil zwischen ihn und uns zu treiben. Mein Mann und ich sind mittlerweile ziemlich verunsichert, wie wir uns verhalten sollen. Sobald wir durchblicken lassen, dass uns etwas missfällt, gibt es in dieser Partnerschaft Streß. Sie sind seit reichlich einem Jahr zusammen, haben eine gemeinsame Wohnung. Beide studieren. Ich habe mich zunächst über die Partnerschaft sehr gefreut, war immer in dem Glauben, eine Tochter dazuzubekommen, als einen Sohn zu verlieren. Auch das typsiche: sie putzt und kocht nicht, übersehe ich galant. Gebe höchstens mal meinem Sohn einen Tipp, dass sie sich beide reinteilen müssen in die alltäglichen Pflichten. Ich registriere dennoch, dass dort die häuslichen Arbeiten eher auf mein Kind verlagert sind. Er kann kochen, waschen, putzen und macht das auch, erklärt seinen einseitigen Einsatz mit ihrem Streß beim Praktikum, beim Studium usw. Aber wie gesagt damit müssen die beiden zurecht kommen. Was mir viel mehr weh tut, sind ihre Szenen, die sie beim geringsten Anlass vor meinem Sohn mit der Schlussfolgerung abzieht, dass sie mit uns nichts mehr zu tun haben will. Anlass 1: Mein Sohn wollte einen Osterfeiertag bei uns verbringen. Sie wollte nur unter der Bedingung mitkommen, wenn es auch zu ihren Eltern geht. Darauf gab es dort Zoff, weil die Zeit nicht ausgereicht hätte und mein Sohn sich erpresst fühlte- ihre Eltern wohnen 300 Kilometer entfernt, wir 70. Mein Sohn wusste nicht mehr wie er sich verhalten soll. Hin- und hergerissen war er. Ich habe dann gesagt, für die Partnerschaft wäre es wohl besser, wenn er ihr Grenzen setzt, aber unter diesen Umständen soll er lieber bleiben und mit ihr Grundlegendes klären. Habe ihr auch gesagt, dass ich ihr Verhalten als ehr verwöhnt empfinde. Darauf hin musste noch mehr geklärt werden, denn sie wollte mit uns nichts mehr zu tun haben. Für diese Klärung jedoch zitierte sie ihren Bruder von der Küste nach Sachsen, als Moderator im Streit der beiden.
Denn sie brauchte jemanden, der sie versteht. Die Frage meines Sohnes, ob er auch einen Beistand holen soll, wurde ignoriert. Naja, letztlich hat er sich ja gefallen lassen
Beispiel 2: Die Großmütter meines Sohnes melden einen Besuch bei ihm an. Sie macht sich einen Termin, ist außer Haus. Er putzt, kauft ein, ist Gastgeber und es ist ihm anzumerken, dass er sich mehr gefreut hätte, seine Freundin vorstellen zu können. Er habe ihr fehlendes Interesse wohl auch angesprochen: Antwort: Es sind Deine Großeltern.
Beispiel 3: Erstes Treffen mit uns. Sie duzte uns sofort. Nun bin ich nicht verklemmt und spießig, habe das, um nicht sofort Spannung zu haben,so hingenommen. Mein Sohn aber hat ihr im Nachhinein gesagt, dass er das nicht so gut fand: Er umgeht die Anrede bei ihren Eltern noch immer. Antwort: So sei sie erzogen und wer etwas gegen ihre Erziehung sagt, greife ihre Eltern an, die dieses Werk schließlich vollbracht haben. Da die Meinung mit dem Duzen offensichtlich von mir stammen müsse, wollte sie wieder mit uns nichts mehr zu tun haben. Da ich immer versuche sie noch zu verstehen und an einem guten Verhältnis interessiert bin, griff ich zum Telefon und rief sie an, sprach zwei Stunden mit ihr, erklärte und hörte zu und glaubte eine bessere Basis gefunden zu haben. Zumal sie mir sagte, sie sei für Offenheit. Das bin ich auch. Ich freute mich.
Der Praxistest allerdings ging reiflich daneben. Jüngstes Beispiel: Sie will für drei Monate in Finnland studieren. Zunächst legte sie ihren Abfahrtstermin so, dass mein Sohn eine Zusage bei einer Praktikumsstelle nicht hätte einhalten können. Denn er soll und will sie hinbringen. Nach langen Debatten hat sie ihre Abfahrt den bestehenden Terminen angepasst. Nun ging es darum, wie sie nach Finnland kommt. Sie will ihr Auto mitnehmen. Mein Sohn plädierte für Flugzeug, weil es schneller und viel preiswerter ist. Wie gesagt, die beiden studieren. Als ich mir jedoch erlaubte, sie zu bitten, das mit dem Auto noch mal zu überdenken. Nicht nur wegen des Geldes, sondern vielmehr, weil wir uns sorgen machen würden, wenn die beiden im Dezember 300 Kilometer durch den finnischen Winter müssen und das Risiko ziemlich hoch ist, zumal das Auto am Studienort nicht wirklich dringend gebraucht wird, gab es wieder Szenen. Sie will mit uns nichts merh zu tun haben. Darf ich als Mutter eines 24-Jährigen meine Sorgen oder Bedenken nicht mehr äußern? Muss ich mich verhalten, wie eine nette Frau von nebenan, die mein Kind aus seiner Kindheit kennt? Traurig macht mich dabei noch viel mehr das Verhalten meines Sohnes, der- und das ist auch wieder typisch - glaubt, es sei ein Problem zwischen ihr und mir. Denn das ist es, denke ich bei den meisten Problemen zwischen ST und SM nicht. Vielmehr dürfte es so sein, dass die Jungs, die ihre Freundin gott sei dank lieben, glauben, sie tun ihr weh, wenn sie ihr Grenzen setzen und ihr deutlich machen, dass die Mutter bei trotzdem noch eine - wenn auch untergeordnete Rolle spielt. Wenn dann bei der Geliebten noch Tränen fließen und der Sohn einfühlsam erzogen ist, dann hat man als Mutter nur noch das Gebet, dass diese emotionale Erpressung nicht krankhafte Züge annimmt und das Kind leidet. Da bleibt leider nur der Rückzug und die Hoffnung, dass beim Sohn die Erkenntnis irgendwann reift. Zuversichtlich, dass ich nicht völlig daneben liege gibt mir indes die zweite Schwiegertochter. Ich begegene beiden mit gleicher Nähe, Distanz und Respekt wie der anderen. Die beiden wohnen viel näher als die Problemkinder, ich fahre täglich auf meinem Arbeitsweg an der Wohnung vorbei und stehe dennoch nie unangemeldet auf der Matte. Dennoch kommt von dort viel mehr Herzlichkeit. Kann es sein, dass die andere Schwiegertochter nur unseren Sohn will und uns nicht?