Hallo,
normalerweise bin ich in einem anderen Forum unterwegs. Dort soll aber keiner etwas von unserer aktuellen Situation mitbekommen, daher habe ich mich mal bei Euch angemeldet und bin sehr gespannt auf Eure Rückmeldungen.
Es geht um meinen Großen, der jetzt bald vier Jahre alt wird. Er ist sehr lebhaft und es gab seinerzeit schon mit seiner Tagesmutter Probleme, da sie mit ihm nicht fertig wurde, ihn ständig zu Auszeiten wegen schlechten Benehmens ins Gitterbettchen steckte, etc, da war er gerade eineinhalb Jahre alt.
Jetzt geht er seit einem halben Jahr in den Kindergarten. Am Anfang schien alles gut zu sein, dann gab es einmal Ärger, weil er andere Kinder geschubst haben sollte. Ich habe dann mit ihm darüber geredet, dass er das nicht darf, sich benehmen soll, lieb zu den Kindern sein soll und machen soll, was die Erzieherinnen sagen und danach schien alles in Ordnung zu sein (habe auch einige Male bei den Erzieherinnen nachgefragt).
Parallel lief wegen Sprachproblemen eine Terminanfrage in einem Institut, das sich mit besonderen Kindern befasst. Eigentlich wollten wir nur ausschließen, dass er irgendwelche Probleme hat, Gehörtes zu verarbeiten (Gehör an sich war schon überprüft). (Sorry, ich habe das Gefühl, ich muss ewig weit ausholen, um das alles zu erklären). Unser Kinderarzt fand das überzogen, daher hatte er vor dem endgültigen Termin darum gebeten, einen Bericht vom KiGa zu bekommen, wie mein Großer sich dort verhalte. Und in dem Bericht standen auf einmal lauter "Auffälligkeiten". Er würde zu lange beim Essen sitzen bleiben, würde nicht mit anderen Kindern an der Hand gehen, wäre öfters überdreht, er hätte Probleme, wenn die Tür des Gruppenraums geschlossen wäre, ... ich war völlig vor den Kopf gestoßen und als die Erzieherinnen dann auch noch meinten, sie wären sicher, er hätte durch die schwere Geburt (lange vergebliche Einleitung, Herztonabfall, hektischer Kaiserschnitt) Schaden genommen und bräuchte dringend spezielle Förderung. Ergotherapie wäre noch das mindeste. Ich war völlig fertig. Vielleicht hätte ich die Damen mal fragen sollen, warum sie ein Vierteljahr nichts sagen und dann auf einmal mit so einem Hammer kommen. Nun ja.
Ich habe das Schreiben weiter geleitet und wir haben einen früheren Termin bekommen und den auch nicht mehr im Institut für Hörprobleme sondern für Verhaltensauffälligkeiten. Dort haben wir dann sämtliche Unterlagen (er hatte z.B. auch lange unbehandeltes Kiss) vorgelegt, berichtet, wie er sich verhält, während eine Assistentin der Ärztin mit ihm spielte, malte, sich unterhielt und dabei auch viel notierte. Dann hat die Ärztin ihn auch noch untersucht, sich mit ihm unterhalten und dann ihn und den Vater rausgeschickt. Im anschließenden Gespräch hat sie mir dann gesagt, dass sie ihn klasse fände. Er ist halt sehr groß für sein Alter, daher wird von ihm oft schon mehr Sozialkompetenz erwartet, als in dem Alter da ist. Außerdem ist er geistig wohl schon etwas weiter (momentan lernt er rechnen und Buchstaben, also langsam auch lesen. Aus eigenem Antrieb, wir geben da nur seinen Wünschen nach). Daher wäre er wohl auch oft gelangweilt und würde evtl. durch unerwünschtes Verhalten Aufmerksamkeit einfordern. Wir waren erstmal glücklich.
Jetzt nahm mich gestern wieder die Erzieherin zur Seite. Er hätte andere Kinder geschubst und dann etwas, was die gebaut hätten, zerstört. So ginge das ja nicht weiter, er müsste sich in die Gruppe integrieren (eigentlich hat er da durchaus Freunde. Vielleicht nicht viele, aber er wird schon auch eingeladen und steht auch nicht alleine in der Ecke oder so, wenn ich ihn hole), langsam "müsse was passieren". Ich habe ihr gesagt, dass das Institut ihn in Ordnung fand, für den Rest will ich erstmal deren Schreiben abwarten.
Aber ich frage mich, wie das weiter gut gehen soll. Er wird noch fast drei Jahre in den KiGa gehen, hat da jetzt Freundschaften geknüpft, sein kleiner Bruder geht in der gleichen Einrichtung in die Krippe... Ein Wechsel steht also nicht zur Debatte. Aber ich habe den Eindruck, dass die Erzieherinnen auch gar nicht mehr gewillt sind, sich mit ihm auseinanderzusetzen, auf ihn einzugehen. Für die scheint er nur noch der Freak der Gruppe zu sein. Er ist phasenweise sehr fordernd, testet sehr viel aus, kann daher auch sehr anstrengend sein. Vielleicht sind wir zu lasch in der Erziehung, ich weiß es nicht...
Mit Freunden kann ich nicht darüber reden, weil die eine Hälfte das komplett lächerlich findet und die andere Hälfte (vorliebsweise Mamis von schnarchnasigen Einjährigen) ihn am liebsten selbst irgendwo einliefern würde. Weil er ja beim Sprechen so nah an einen ran kommt z.B. (laut der Ärztin im Institut schön schlau von ihm, weil er so sicherstellt, dass man sich auf ihn konzentriert), oder weil er auf und ab hüpft und mit den Armen wedelt, wenn er sich freut (laut Ärztin allenfalls niedlich), weil er noch Probleme hat, manche Lautkonstellationen auszusprechen (laut Logopädin in seinem Alter noch völlig in Ordnung, aber Logopädinnen haben ja eh alle keine Ausbildung laut den entsprechenden Bekannten).
Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich machen soll. Wie kriege ich die Erzieherinnen und meine Bekannten dazu, ihn so zu akzeptieren, wie er ist (haha, die eine Erzieherin hat sogar als ihren Leitspruch "das Kind dort abholen, wo es ist", fällt mir grad ein). Welche Möglichkeiten haben wir noch in der Erziehung, ihn unauffälliger zu machen? Und ich frage mich, ob ich das überhaupt will. Ich verstehe auch nicht so recht, wie das Benehmen dann überhaupt sein soll. Artiger, natürlich. Aber er ist ja noch nicht mal vier. Wieviel kann man da verlangen? Ich bin ja nun selbst im KiGa auch nicht dabei und kann da bei Fehlverhalten nicht eingreifen. Hier zuhause schubst er manchmal seinen Bruder, ja, ich dachte, das wäre normal. Natürlich gehe ich trotzdem dazwischen.
Ach ja, und demnächst fange ich einen neuen Job an und dann bleibt er sogar noch zwei Stunden länger im KiGa.
So, das ist jetzt sehr lang geworden und am besten breche ich hier mal ab. Hat vielleicht irgendwer Vorschläge für mich?
Danke!