Hallo, ich wende mich mit einem Thema an euch, das mich jetzt schon eine ganze Weile beschäftigt.
Zu Vorgeschichte: Mein Sohn und ich leben seit 5 Jahren getrennt von seinem Vater, der ihn alle zwei Wochen von Freitag Nachmittag bis Samstag Mittag zu sich holt. Seit ca. 2 1/2 Jahren habe ich eine neuen Freund, der von meinem Sohn regelrecht vergöttert wird, und mit dem wir auch zusammenwohnen.
Als er mit knapp 2 Jahren in die Kita kam, ist er durch sein Verhalten schnell auffällig geworden. Er hatte eine sehr niedrige Frustrationstoleranz, ist bei den kleinsten Kleinigkeiten in die Luft gegangen (z.B. wenn ihn ein anderes Kind im Vorbeigehen nur leicht gestreift hat) und konnte sich bei Konflikten nicht gewaltlos verständigen. Auch bei anderen Gefühlsregungen, wie Freude, wurde er körperlich. Er kniff andere Kinder vor Freude in die Arme und schüttelte sie dann. Diese Verhaltensweisen treten vor allen in größeren Kindergruppen auf. In Eins-zu-Eins-Situationen war er mit Abstand "einfacher". Durch sehr gute Zusammenarbeit mit seinen Erzieherinnen, Sport (Kindertanzen, Judo) und regelmäßigen Besuchen beim Kinderpsychologen (mein Sohn hat einen I-Status bis zur Einschulung bekommen) hat sich sein Verhalten im Laufe von knapp vier Jahren merklich gebessert. Die Behandlung beim Psychologen konnte einige Monate vor der Einschulung abgeschlossen werden. Es gibt auch positive Eigenschaften: Er ist intelligent, hat mir schon in der Vorschule Zahlen und Buchstaben (keine ganzen Wörter) vorgelesen. Er kann Puzzles legen, die eigentlich für 1-2 Jahre ältere Kinder gedacht sind.
Als die Zeit gekommen war, ihn für die Schule anzumelden, stellte sich uns die Frage, ob er denn sozial reif genug ist. Immerhin ist er bei der Einschulung noch nicht ganz 6 Jahre alt gewesen. Vonseiten des Psychologen, der Amtsärztin, unserer Kinderärztin und seiner Erzieher wurde uns aber geraten, ihn einschulen zu lassen, da er in der Kita unterfordert sein könnte. Mein Sohn ist also im letzten Sommer eingeschult worden. Die ersten zwei Wochen verhielt er sich noch unauffällig (ich schätze mal, das war noch die Eingewöhnungs-Phase), aber danach fingen die Probleme an.
Bei Konflikten mit anderen Schülern reagiert er wieder deutlich agressiv, er geht wieder schnell in die Luft und schafft es anscheinend nur kurz zu versuchen, sie verbal zu lösen. Er schmeißt mit Gegenständen, tritt haut, schubst, zieht an Haaren. Außerdem verweigert er manchmal den Unterricht (vor allem dann, wenn er vorher schon Streit hatte). Er lässt dann nicht mit sich reden stört auch absichtlich den Unterricht (spielt sozusagen den Klassen-Clown). Das macht er allerdings nur bei seiner Klassenlehrerin, nicht in Mathe, nicht im Sportunterricht und auch nicht in Lebenskunde. Die gleichen Probleme gibt es im Hort, der auf dem Schulgelände ist. Er möchte oft nicht am Gruppenkreis teilnehmen, der zum Anfang der Hortbetreuung stattfindet und will nach Konflikten sein extremes Verhalten nicht mit der Erzieherin besprechen. Auch wenn er nicht der Auslöser eines Konflikts war, rennt er einfach weg. Natürlich schleppt er dann seinen Frust den ganzen Tag mit sich rum und explodiert gleich bei der nächsten Gelegenheit wieder sofort.
Ich hatte jetzt schon mehrere Elterngespräche mit der Klassenlehrerin, der Erzieherin und der Sozialarbeiterin. Auch habe ich meinen Sohn wieder bei einem (anderen) Kinderpsychologen vorgestellt. Hier sind wir noch in der Diagnose-Phase.
Leider habe ich das Gefühl, dass die Erzieherin und die Klassenlehrerin überfordert mit meinem Sohn sind. Die Gruppen sind sehr groß (27 Kinder in einer Klasse und 31 in einer Hortgruppe) und es gibt einen deutlichen Jungen-Überschuss. Mein Sohn darf jetzt einmal die Woche eine Unterrichtsstunde in die Schulstation gehen, außerdem wurde mir vorgeschlagen, ihn in die Psychomotorik-Gruppe im Hort zu geben. Die zuständige Erzieherin konnte mir allerdings nicht richtig erklären, was das bewirkt und wie es meinem Sohn speziell helfen kann. Vielleich kann mir einer von euch das näher beschreiben?
Sonst klappt es in der Schule sehr gut. Seine Leistungen sind super, da die 1. und die 2. Klasse zusammen unterrichtet werden, macht er sogar schon einige Aufgaben für Zweitklässler manchmal glaube ich, die Aufgaben für die Erstklässler langweilen ihn. Er geht nachmittags in den Literaturclub im Hort und am Wochenende weiterhin zum Judo.
Zu Hause ist er auch oft anstrengend, aber da er ein Einzelkind ist und ich mich "nur" um ihn kümmern muss, läuft es nicht ganz so aus dem Ruder. Allerdings muss ich immer sehr enge Grenzen setzen, die gern auch erst nach mehrmaliger Aufforderung eingehalten werden. Dabei schaffe ich es leider nicht immer, ruhig zu bleiben Ich versuche es und es klappt auch, wenn ich selbst ausgeglichen bin. Aber nach einem stressigen Tag auf Arbeit oder wenn er eine besonders lang anhaltende, anstrengende Phase hat, bin ich auch schnell gereizt...
Mein Thread ist jetzt leider etwas lang, aber das spiegelt nur meine Sorgen wieder...
Ich bitte euch ganz herzlich um Rat, was ich zu Hause machen kann, dass es bei uns und in der Schule besser läuft.
DANKE!
LG Bontty