Kommt mir alles so bekannt vor...
hallo goldige maus,
als ich deinen beitrag gelesen habe, fühlte ich mich wieder wie die junge studentin von vor 25 jahren...ich bin nun mitte 40!
bei uns gab es auch immer solchen riesenkrach, meine mutter war die liebste mutter der welt, aber auch sie konnte oft so ausrasten. es gab phasen, da haben wir nur noch hysterisch geschrien, uns "getrennt", den kontakt gemieden. in diesen zeiten habe ich dann mit freundinnen darüber geredet, die mich alle nur zu gut verstanden. sie machten oft ähnliches durch. ich fand mich immer im recht und ganz bestimmt, was meinen damaligen freund betraf: dass meine mutter den plötzlich beleidigte, mir die beziehung madig machen wollte. auch sie hat sich aufgeregt, wegen "nichts". fand mich egoistisch, faul, nur an mich selbst denkend, den kerlen "hinterherjagend" oder was auch immer. dabei war ich ein ganz angepasstes, katholisches mädchen, die einfach auch ihr eigenes leben aufbauen wollte.
wie gesagt, ich habe mit allen darüber geredet, aber nie mit meiner mutter. ich war überzeugt, es hatte keinen sinn. ich wusst auch nicht, wie ich es hätte tun sollen. mittlerweile weiss ich mehr über kommunikation und habe was mehr lebenserfahrung.
fakt ist, dass ich selber vor 15 jahren mal krebs hatte und ich kann dir sagen: auch wenn es harmlos ist, die diagnose "tumor" ist ein hammerschlag ins gesicht. der tag, an dem du das hörst, verändert dein leben und macht dir nur noch angst. auch wenn es dann "harmlos" ist, du weisst, dass da was mit deinen zellen nicht in ordnung ist. auch in mir schlummert immer der gedanke mit, dass irgendwann der "sekundäre krebs" ausbricht.
wenn es mir schlecht geht, ich mich vernachlássigt fúhle, wenn ich streit mit menschen habe oder mich beii der arbeit übergangen fühle, kommt ganz oft die angst zurück, dass ich bald sowieso nicht mehr lebe. und dass die anderen dann einfach ihr ach so tolles leben ohne mich leben.
dass ich niemanden die verantwortung fÜr meine gesundheit geben kann, weiss ich. es handelt sich da auch um rein gefÚhlsmässige dinge und ich rede auch regelmässig mit einer therapeutin darúeber.
nun gut. meine mutter: sie bekam vor 7 jahren krebs. ich lebte im ausland und man rief mich an: gehirntumor, noch ca.5 wochen lebensdauer. ich flog sofort hin. sie tat mir so leid, sie wusste, dass sie sterben musste. sie wollte über die streitereien von damals nicht mehr reden. sie wusste, es ging mir bei den gesprächsversuchen eigentlich mehr darum, mein gewissen zu bereinigen, ihr konnte ich doch nicht mehr helfen dadurch.
sie fühlte sich betrogen von uns allen, von allen überlebenden, vom leben selber und von gott, an den sie bis zu diesem punkt fest geglaubt hatte. sie sagte "ich wollte doch so gern alt werden, zusammen mit papa." mir hat das soooo weh getan. alles andere war plötzlich so schei...egal, der stress früher, die streitereien. aber nun konnte ich echt nichts mehr sagen, ich hab 4 wochen an ihren krankenbett gesessen und täglich zugesehen, wie sie dahinschwand.
REDE mit deiner mutter. lade sie ein, mit dir einen herbstspaziergang zu machen. rede dann erst mal nicht über dich, deine gefúhle und warum du dich so unrecht behandelt fühlst. Frage sie, wie es ihr geht. und gib dich nicht zufriedne mit "ach, wie soll es mir schon gehen". hak nach! "du scheinst dir grosse sorgen über deine gesundheit zu machen, stimmt das? " gib ihr die möglichkeit, über ihre angst zu reden. denn auch eltern haben scheinbar angst, ich bin zwar keine mutter, aber ich beschäftige mich sehr viel damit im moment.
dann noch was: ich habe in einem anderen forum gestern was gepostet, weil ich nun die "stiefmutter" von zwei teenagern geworden bin. ich bin eigenlich total cool, alternatiev und so. aber es nervt mich einfach so, wenn einer der beiden sein leeres glas auf dem tisch stehen lässt und nicht in die küche bringt. grad hab ich meinen laptop auf den tisch gesetzt und merke, dass da noch ein grosser klecks tomatenketchup angetrocknet ist. und die tochter, die das wohl verursacht hat, liegt oben im bett, denn sie will "endlich mal ausschlafen". sie muss erst um 11 uhr zur schule. dabei gibt es hier genug arbeit, wir sind gerade umgezogen. aber sieh an, ich ertappe mich dabei, dass ich selbst ja auch grad nicht arbeite sondern im internet hänge.
es ist menschlich von deiner mutter, dass dieses unaufgeräumte glas sie triggert, und es ist menschlich von dir, dass du es stehengelassen hast.
mir wúrde schon reichen, wenn die kids sagen "ich werd mich etwas mehr bemühen, meine dinge weg zu stellen.'
frag deine mutter, was sie von dir erwartet und sag ihr, in welchen bereichen du dich darauf einlassen willst, dich etwas zu bemúhen. dann sag ihr aber auch, was du gern von ihr mehr sehen möchtest, was dich verletzt etc.
ich merke, dass ich regelrecht emotional werde beim schreiben, denn ich kann sowohl dich als auch deine mutter verstehen.
macht den herbstspaziergang!
Liebe grüsse
dora