Hallo zusammen,
auch wenn sich der Titel denke ich nach typischen Problemen, die jeder Teenie wohl mit seinen Eltern hat, anhört, findet sich hoffentlich doch der ein oder andere der ein wenig Zeit mitbringt :)
Denn mein Problem ist ein anderes. Ich bin 23 und bin vor ziemlich genau 3 Jahren von zu Hause ausgezogen. Zu meiner Familie kann man sagen, dass sie im Grunde nur aus meiner Mutter besteht. Meine Eltern sind geschieden, meinen Vater habe ich auch nie kennen gelernt. Ich habe zwar noch eine ältere Schwester (3 Jahre älter), zu der ich aber auch kein wirkliches Verhältnis habe.
Ich kam wunderbar mit meiner Mutter aus. Mit 15 ca. hab ich dann aber angefangen das Verhalten von ihr "seltsam" zu finden. Das erste mal, wo ich mir wirklich die Frage gestellt habe, was in ihrem Leben schief gegangen ist, war als meine Oma gestorben ist (ihre Mutter) Sie hat sich darüber fast lustig gemacht, als sie die Nachricht bekam. Kontakt bestand damals schon nicht mehr. Das Problem besteht einfach darin, dass sie nicht über sich, ihre Gefühle, ihr Leben, ihre Kindheit, usw. mit mir reden konnte. Ich habe nie eine Antwort auf Fragen bekommen, wie "Wieso hatte ich als Kind Kontakt zu meiner Oma und jetzt nicht mehr?" .. "Wo steckt mein Vater, wieso will er mich nicht sehen?" ... Meine Mutter hat immer abgeklockt, ist entweder aus dem Haus gegangen oder hat sich stur vor den Fernseher gesetzt.
Aber nicht nur, dass sie so verschlossen war, ich hatte auch das Gefühl, dass sie sich überhaupt nicht für mich interessiert hat. So viele andere beschweren sich über Ausgehverbote etc. Es gab nur eine einzige Situation, wo meine Mutter mir wirklich hinterher telefoniert hat, weil ich relativ spät noch nicht zu Hause war. Sonst nie. Ich hab sowas auch nicht wirklich ausgenutzt, aber wieso sie sich offensichtlich gar keine Sorgen gemacht hat, frage ich mich schon.
Dann ging's natürlich auch irgendwann mit dem ersten Freund los. Den habe ich ihr auch vorgestellt, aber so richtig registriert hat sie das nicht. Daraufhin hab ich mir einfach gesagt, wenn sie kein Interesse hat, brauch ich ihr auch niemanden vorstellen. Bis heute kennt sie also nur den einen Freund sonst keinen. Und bis heute kam auch nie eine Frage danach.
Tja, es folgten noch 2-3 Jahre in denen wir dann immer wieder aneinander geraten sind. Weil ich es nicht akzeptieren konnte, dass sie mit mir über gar nichts reden konnte oder wollte, hab ich ihr auch sehr oft Vorwürfe gemacht. Sie ist gegangen und es endete letztendlich darin dass wir uns ständig stritten wegen Kleinigkeiten und über Monate (!!) nicht miteinander redeten. Nicht mal Weihnachten feierten wir noch zusammen.
Mit Anfang 20 bin ich dann ausgezogen und das war emotional wie eine riesige Erlösung für mich. Mir ging es wirklich gut. Zumindest dachte ich es. Ich probierte mich in einigen Praktika aus und begann 1 1/2 Jahre später dann meine Ausbildung und zog dafür ca 45 km weg. Ich weiß nicht, wieso aber erst dann hat sich auch meine Mutter wieder bei mir gemeldet mit einer Grußkarte "Viel Glück usw." .. Ich hab mich im ersten Moment riesig gefreut und mich daraufhin auch wieder mit ihr verabredet nach 2 Jahren des Schweigens. Aber mir wird immer mehr klar dass ich es nicht länger als 2 Stunden mit ihr aushalte. Könnte eigentlich kein Problem sein, aber diese katastrophale Beziehung nimmt mich mitlerweile so ein, dass ich ständig weine und gar nicht weiß wieso. Ich habe teilweise super Laune und irgendjemand macht eine Bemerkung zu seiner Mutter und ich denke natürlich an meine eigene und schon verschlechtert sich meine Stiimung, dass ich sage "sorry aber ich gehe lieber nach Hause". Ich habe nie ein klärendes Gespräch mit meiner Mutter führen können und merke jetzt wieviel sich da tatsächlich angesammelt hat. Im Moment habe ich sogar schon ernsthafte Probleme mich auf neue Leute einzulassen, weil ich kein Vertrauen aufbauen kann. Ich weiß nicht, wie ich das anders erklären kann und hoffe es ist einigermaßen verständlich. :(
Ich wünsch mir so sehr eine "richtige" Familie und komme mit der, die ich habe nicht zurecht. Jetzt denke ich natürlich immer wieder daran, es nochmal zu versuchen, mit meiner Mutter zu reden. Aber ich glaube, wenn ich anfange kann ich mich auch schnell nicht mehr halten und mache ihr einfach nur Vorwürfe. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das zu einem Erfolg führt.
Ist nen kleiner Roman geworden, aber vielleicht hat ja jemand Lust gehabt ihn zu lesen und ein paar gute Ratschläge, wie ich mit der ganzen Sache umgehen kann, dass mich das ganze nicht so einnimmt, wie es aktuell aussieht. :)
Liebe Grüße