Hallo, ich würde gerne mal die Meinung zu folgender Geschichte hören. Es geht um meine Tochter, sie wird im Juni 8 und geht in die 2. Klasse einer ganz normalen Grundschule.
Sie kam letztens nach Hause und hat wortwörtlich gesagt: "Mein Lehrer hat gesagt, ich bin gewalttätig" und zwar vor der ganzen Klasse.
Sie ist impulsiv, tut sich schwer mit Regeln, hat Konzentrationsprobleme, ist oft auch wild und ungestüm beim Spielen, aber bestimmt nicht aggressiv. Sie ist auf ADHS getestet worden, das Testergebnis war grenzwertig, sie hat die typischen Symptome, aber OHNE Aggressivität und Hyperaktivität. Wegen diesem Verhalten sind wir auch seit fast 2 Jahren beim SPZ (Sozialpädiatrisches Zentrum) und Ronja war u.a. ein Jahr lang in einer Psycho-Motorik-Gruppe. Auch hier ist sie nie als aggressiv aufgefallen.
In der Pause hat sie häufig Probleme mit den Jungs, ihr Verhalten fordert diese geradezu heraus und wenn sie dann von denen geärgert wird, wehrt sie sich auch, was ich auch völlig in Ordnung finde. Das Dumme ist nur, das die anderen Kinder anschliessend zum Lehrer rennen und sich über sie beschweren, sie hätte gehauen, getreten, etc., erzählen aber natürlich dabei nicht, das sie selbst angefangen haben. Ich habe ihr geraten, sie soll selbst zum Lehrer gehen und sich beschweren, wenn sie geärgert wird. Das hat sie einige Male versucht und ist dabei jedesmal aufgelaufen, nach dem Motto, du kannst dich doch sonst auch wehren oder geh denen eben aus dem Weg, was aber leider nicht möglich ist.
Es ist schon bezeichnend, das der Lehrer selbst sagt, er hört diese Vorfälle immer nur von anderen Kindern oder deren Eltern, beobachtet hat er es selbst noch nicht. Im Unterricht fällt Ronja auch nicht durch so ein Verhalten auf. Auch ausserhalb der Schule höre ich nie etwas in der Richtung, weder im Hort, noch bei Freunden oder im Sportverein.
Im Gespräch mit dem Lehrer hat dieser mir vorgeworfen, ich wäre wohl so jemand, der immer hinter seinem Kind steht und die Probleme nicht sehen will, was definitiv nicht stimmt. Ich weiss, das sie nicht einfach ist, ich habe aber ein Problem damit, wenn mein Kind nach Hause kommt und mir sagt, "der Lehrer hat gesagt, ich bin gewalttätig". Ich habe unserem Lehrer jetzt mal geraten, sich mit den Leuten vom SPZ zu unterhalten, ich hoffe, das hilft.
Der Lehrer ist übrigens erst seit 5 Jahren an der Grundschule, er war vorher einige Zeit an einer Hauptschule. Unsere Klasse ist auch die erste, die er als Klassenlehrer führt, vorher hat er fast ausschliesslich nur die 3. und 4. Klassen unterrichtet. Eigene Kinder hat er auch nicht, ich glaube, ihm fehlt da die Erfahrung mit den Kleinen. 6-8-Jährige verhalten sich nunmal anders als 9-11-Jährige oder gar Hauptschüler.
Das Schlimme ist, das die Situation für meine Tochter immer schlechter wird, da sie mittlerweile für jeden Vorfall verantwortlich gemacht wird, sowohl von den Kindern als auch von den Lehrern, unabhängig davon, was tatsächlich vorgefallen ist. Sie hat quasi schon einen Stempel auf der Stirn.
Mittlerweile haben wir schon die Schulpsychologin eingeschaltet, nächste Woche gibt es ein gemeinsames Gespräch.
Über einen Schulwechsel habe ich auch schon nachgedacht, aber das wäre mit ziemlich viel Fahrerei jeden Tag verbunden und sie müsste den Hort verlassen, in dem sie sich sehr wohl fühlt und in dem auch ihre besten Freunde sind. Ein Wechsel in die Parallelklasse hilft auch nicht, da es an der Situation auf dem Schulhof nichts ändern würde.
Wie beurteilt ihr die Situation? Reagiere ich hier über?
Danke & Gruß