Hallo zusammen,
ich habe mich ein wenig umgesehen und muss schon sagen, dass ich meine bisherige "Mamizeit" in vielen von euch wieder erkenne und im nachhinein über die - bei euch aktuellen - Probleme schmunzeln kann. Unsere Teufel haben es ganz schön in sich und es ist trotz allem schön, dass andere Mütter die gleichen Probleme haben...
Allerdings habe ich selber einen aktuellen Anlass und hoffe auf die ein oder andere Mami die diesen Kampf bereits hinter sich hat und mir einen Tipp geben kann.
Mein Sohn Fabian (4 Jahre 3 Monate, Einzelkind, Frühgeburt Ende 31SSW mit sehr enger Beziehung) entwickelt sich momentan zu einem Tyrannen. Er ist eigentlich ganz vernünftig im Verhalten und Umgang mit anderen und ich konnte mich selten beklagen. Gerade bei fremden Personen verhält er sich vorbildlich. Nur bei mir hat sich erst in den letzten Monaten ein Verhalten eingeschlichen, was mich fertig macht. Er entwickelt isch praktisch zur Trotzphase bzw. einem 2 1/2 jährigen zurück ;-)
Ein wenig zum Umfeld: Ich bin 3 Tage die Woche berufstätig und vor seinem Aufstehen aus dem Haus und nachmittags erst gegen 17 Uhr wieder da. Manchmal sind es auch 4 oder gar 5 Tage in der Woche, die ich dann ein andermal wieder ausgleiche.
Fabian geht deshalb seit 1 Jahr in einen Ganztagskindergarten, den er liebt und in dem er sich gut integriert (aber gerne im Mittelpunkt steht). Nach dem KiGa geht er meist noch für 1h zur Oma, bis ich nach Hause komme (morgens ist Papa da). Oma verhätschelt, stopft mit Süßigkeiten voll, reagiert auf alles sofort und in seinem Sinn und lässt ihn stundenlang Fernsehen (nicht einsichtig, glaubt mir ich habe es Jahre probiert).
Komme ich nach Hause hole ich ihn vorher dort ab, was schon oft genug Gebrüll gibt da er dort das Paradies auf Erden hat. Zu Hause wartet dann natürlich das ein oder andere (Küche vom letzten Tag, Haustiere, Papierkram, Kochen etc.). Unsere Regelung ist: Mama räumt erst auf (ca. 30 Minuten), DANN darf er sich was zum gemeinsamen spielen aussuchen. Soviel zur Theorie.
Tatsache ist, dass er bereits nach 20 Sekunden wieder angerannt kommt um mir etwas zu zeigen, mich um etwas zu bitten etc. Ich habe es mit einer freundlich konsequenten Lösung versucht - "Ich mache hier fertig, DANN ..." und mache weiter - für die nächsten 30 Sekunden. Reagiere ich nicht (manchmal reagiere ich doch mehrfach mit der Erinnerung an die Regel - dann hat er seinen Erfolg), dann höre ich im 5 Sekundentakt "Mama! Mama! Mama!" Immer lauter werdend, bis es in Schreilautstärke ausartet.
Oder er kommt auf die Idee Dinge anzustellen, bei denen er genau weiß, dass ich drauf reagiere(n muss). Klettert auf den Schrank um Süßigkeiten zu holen, öffnet den Kühlschrank obwohl ich bereits am Kochen bin etc..
In der Öffentlichkeit das gleiche. Geht er mal mit Oma einkaufen, packt er ein was ER will (Unmengen). Bei mir gibt es ein kleines Teil zum selber aussuchen. Letztendlich klappt es, aber das wie... geheule, flehen, bitten ...... Mama könnte ja so schwach werden wie Oma, da klappt es ja auch. Gehe wochenlang nur ich mit ihm einkaufen geht es problemlos - notfalls bringt er die Gummibärchen weg um das Spongebobheft mitzunehmen. Aber einmal mit Oma - und vorbei ist es für die nächsten Wochen. Vor allem, wenn ich in "Omas" Laden einkaufen gehe (leider gibt es nicht viel Auswahl). Auf dem Rückweg zum Auto gibt es manchmal Geheule, erst weigert er sich mit Händen und Füßen einzusteigen, dann auszusteigen. Ich nehme ihn dann wirklich ruhig auf den Arm, setze ihn ins Auto und wieder raus und trage ihn schreiend und um sich schlagend in die Dachgeschosswohnung, wo er - ohne Zuschauer - im Kinderzimmer abgesetzt wird. Nach 30 Sekunden ist der Spuk dann vorbei. Meine Schweißausbrücke durch den körperlichen Machtkampf erst nach 10 Minuten (er wird nicht leichter). Aber auf Omas Mithilfe kann ich leider nicht ganz verzichten. ich probiere aber, ihn möglichst wenig dort zu lassen.
Gestern dann folgende Situation, die mich endlich zur Einsicht gebracht hat, dass ICH irgend etwas falsch mache. Wir waren zur Sprachtherapie - ich unterhalte mich mit seiner Therapeutin und werde ständig lautstark und mit Händen und Füßen gestikuliernend / zupfend unterbrochen. Er rennt mal wieder alleine raus - ich rufe ihn zurück (der geht wirklich ist das Problem). Und dann redet die Therapeutin - Fabian geht hin, zupft ihr am Ärmel - sie reagiert gar nicht auf ihn (ich weiß, ich weiß, wie richtig) - er WARTET geduldig und STILL und als sie fertig ist, fragt er sie etwas.
Das hat mir den Rest gegeben. Spielerische Fragen warum sie ausreden durfte und ich nicht bringen nur kindliche Verhaltensmuster - wegsehen, ablenken, ignorieren, "na darum". Einmal bekam ich wegen dem Theater zu Hause die Auskunft "Ich habe ja hier niemanden zum Spielen". Ich bedränge ihn aber nicht mit solchen Fragen.
Ist es nur die Konsequenz die mir fehlt?
Unsere Verhältnisse sind etwas verschoben. Ich bin seine Bezugsperson (gehe erst seit 2 Jahren wieder arbeiten) und bin selten da - und muss dann noch andere Dinge erledigen. Als absolutes Mamakind fühlt er sich wohl vernachlässigt. Und dann macht Mama tatsächlich noch andere Dinge, wenn er noch wach ist!
Einerseits drückt mich deshalb das Gewissen (ich bin nun mal mit Herz und Seele Mama), aber das kann es nicht alleine sein. Nach und nach hat sich sein Verhalten hochgeschaukelt - und auch meine - genervten - Reaktionen darauf. Momentan frisst mich diese Mehrfachbelastung fasst auf. Ich kann nicht noch als Alleinunterhalter für mein Kind herhalten, so lieb ich ihn auch habe. Und alles andere Nachts zu erledigen um nur für ihn da zu sein - ich habe jetzt schon keine Zeit mehr für mich und falle abends teilweise schon um 21 Uhr mit Kopfschmerzen ins Bett (Fabian geht um 20.15 Uhr ins Bett)
Vor dem Schlafen gehen spielen wir eigentlich noch eine zeit lang was er möchte und kuscheln anschließend vor dem TV, nachdem wir den Zahnputzkampf (ja, auch den haben wir in humanen Ausmaß) ausgetragen haben. Er geht dann friedlich mit einer Gute-Nacht-Geschichte ins Bett. Aber selbst da gibt es seit zwei Wochen steigende Diskussionen (Kann nicht schlafen, Durst, Monster etc). Aufmerksamkeit hat er (von Herzen), aber nicht die geforderten 24h am Tag.
Papa ist dabei außen vor - der darf vor der Glotze sitzen und wird in Ruhe gelassen.
Gerade am Wochenende wird es richtig schlimm, da er - meiner Meinung nach - den KiGa nicht als Ausgleich hat.
Diese vielen alltägliche Erziehungsprobleme rotten sich in mir langsam zu einem unübersichtlichen Berg auf. Zumal es bis vor zwei, drei Monaten nicht so war. Veränderungen gab es in der Zeit keine großen - doch, seit März gehe ich mehr arbeiten.
Ich will nicht, dass unsere Beziehung daran weiteren Schaden nimmt. Es macht wenig Spaß nachmittags schon zu denken "Gott sei dank muss ich morgen wieder arbeiten...", weil ich keinen Raum mehr zum Luft holen habe. Ich liebe mein Kind und will eine gute Mama sein. Aber so langsam kippt es gefährlich in eine sehr kritische Richtung und ich weiß nicht mehr, wie ich es aufhalten kann.
Heike