Hallo,
ich bräuchte dringend Euren Rat. Nach sieben Jahren Ehe (insgesamt zehn Jahre Beziehung) und zwei gemeinsamen Kindern habe ich mich im Sommer von meinem Ehemann getrennt. Gründe hierfür gab es genug. Er hat viel zu viel getrunken und mich mit der Erziehung komplett allein gelassen. Ich war - genauso wie er - 40 h arbeiten, habe mich um die Kinder gekümmert und anschließend bis spät nachts weitergearbeitet. Auch um den Haushalt habe ich mich allein gekümmert. Mein Mann war nach der Abend jeden Abend beim Sport, kam erst gegen 21 Uhr nach Hause und war mindestens zwei Mal wöchentlich so betrunken, dass er nichts mehr auf die Reihe bekommen hat. Er hat u. a. ins Kinderzimmer uriniert und die Kaffemaschine zerstört. Bei meiner Fehlgeburt hat er mich letztes Jahr allein blutend im Bett liegen lassen und ist lieber übers WE zu einem Kumpel gefahren. Mit den Kindern hat er nie gespielt; lieber macht er den Fernseher an und setzt sich mit seinem Handy daneben. Der Auslöser für die Trennung war schließlich der Alkohol. Ich wurde eines morgens schreiend von meinen Kindern geweckt, die völlig verzweifelt waren und weinten: "Papa ist tot!". Da lag er nackt, in seinem Urin und seinem Erbrochenen in der Küche, weil er wieder zuviel getrunken hatte, und war nicht ansprechbar. In diesem Moment habe ich mich entschieden, dass ich so nicht weiter leben kann.
Anstatt hinter mir zu stehen, macht mir meine Familie aber seitdem nur Vorwürfe. Keiner will meine Situation verstehen. Da ich nie über meine Probleme mit meinem Mann geredet, ihn sogar oftmals gedeckt habe, glaubt mir nun niemand. Er ist in ihren Augen der Gute, das Opfer. Ich wäre eine schlechte Mutter, weil ich mich eben getrennt habe.
Die Trennung als solche lief harmonisch, wir verstehen uns gut und auch die Kinder verkraften alles prima. Nun habe ich im Herbst einen neuen Mann kennen gelernt. Die Kinder und ich sind sehr verliebt ihn ihn. Mittlerweile steht Weihnachten vor der Tür. Ich wüsste ja, wo sie wohnen, meint meine Mutter. Gern könne ich zu Weihnachten kommen. Meinen neuen Freund darf ich aber nicht mitbringen. Sie möchten ihn nicht kennen lernen. Auch ein Treffen bei mir oder auf neutralem Boden kommt für sie nicht in Frage. Dass es mit Ernst mit ihm ist, muss ich nicht extra erwähnen - sonst hätte ich ihm die Kinder nicht vorgestellt. Mein Ex fährt nun allein mit unseren Kindern zu meiner Familie. Ich habe entschieden, dass ich nicht fahre. Ich finde es traurig, dass mein neuer Freund ausgegrenzt wird und möchte auch ihm nicht weh tun. Andererseits kommen auch meine Großeltern Weihnachten zu Besuch und ich weiß nicht, wie lange sie noch am Leben sind. Ich hatte - bis zur Trennung - eine sehr (!) enge Beziehung zu ihnen, bin aber tottraurig, dass niemand hinter mir steht. Im Freundeskreis will ich das nicht groß besprechen, um meinen Mann nicht schlecht zu machen. Er ist ja schließlich der Vater meiner Kinder. Wie seht ihr die Situation? Danke für Eure Antworten!
PS: Selbstverständlich bin ich froh, dass meine Familie und mein Ex sich gut verstehen und ich würde ihnen nie den Kontakt verbieten. Natürlich kann er Weihnachten zu ihnen fahren und natürlich wäre ich mit meinem neuen Freund nicht aufgetaucht, so lange mein Ex noch da gewesen wäre.