Hallo Vaniliasky..
...ich wollte Dir gestern schon antworten, hatte dann aber soviel zu tun, dass ich es auf heute morgen verschoben habe...
Als ich Deinen Text gelesen habe, dachte ich mir: Da schreibe ja ich! Mir ging es EXAKT genauso.
Meine Mutter ist auch mit 17 Jahren schwanger geworden und "musste" dann heiraten. War damals so, 1970, da gabs keine unehelichen Kinder. 2 Jahre später kam meine Schwester zur Welt und meine noch so junge Mutter sah sich plötzlich mit Familie konfrontiert, obwohl sie besser im Sandkasten geblieben wäre, das weiss ich mittlerweile. Mein Vater war noch dazu 10 Jahre älter, also geistig, intellektuell natürlich wesentlich weiter, der konnte das wohl besser verkraften, plötzlich die Verantwortung für eine Familie zu haben.
Auf alle Fälle wurde mein Vater dann auch noch versetzt. Vom kuscheligen Kleinkaff in die böse Grossstadt, ohne Freunde und Verwandte. Das war für meine Mutter sicherlich keine einfache Zeit. Wenn ich mit Fotos aus dieser Zeit ansehe, dann sehe ich einfach, dass meine Mutter zwar körperlich anwesend, aber geistig ganz, ganz weit weg war.
Die Ehe lief dann immerhin auch 20 Jahre. Ich hatte eine wirklich schöne Kindheit. Mit Einbruch der Pubertät war es dann mit meinem Vater kritisch, und ich merkte, dass meine Mutter sehr unzufrieden wurde. Als ich 16 war, lerne sie im Schwimmbad einen Typen kennen und verliess die Familie Knall auf Fall, zog mit dem Mann in eine Wohnung und vergass ihr früheres Leben. Wie bei dem Freund Deiner Mutter, hatte der Freund MEINER Mutter auch keine Kinder, frank und frei, und gondelte mit ihr von da an in der Weltgeschichte herum.
Versteh mich nicht falsch: Die Ehe mit meinem Vater war sicherlich kein Zuckerschlecken. Der ist eher der Typ "Schönzuhausesitzen" und in den Urlaub gings immer nur in die Berge. Fremde Länder? Fremde Menschen? Andere Kulturen? Bäh. Nix für meinen Vater. Daheim ist daheim! Das ist für eine junge Frau sicherlich nicht grad spannend. Nein, das war so ein richtig spiessiges Beamtenleben.
Meine Mutter brach dann also alle Kontakte ab, auch zu ihrer eigenen Verwandtschaft, also Mutter, Vater, Bruder. Das war ihr alles egal. Geändert hat sich erst was, als die Beziehung zu diesem Herren in die Brüche ging. Plötzlich kam man wieder in Kontakt, ihr Vater war da auch just gestorben, und von dem Zeitpunkt an hatte sie uns alle wieder lieb...herzig nicht?
Ein paar Jahre lang hatten wir ein lockeres Verhältnis, nicht, dass man sich oft gesehen hätte, aber man hat halt mal telefoniert. Dann kam mein Sohn auf die Welt, es blieb alles beim Alten, Interesse von ihrere Seite, der Oma, war kaum vorhanden. Männer gab es in ihrem Leben mal hin und wieder, aber die Herren zogen sich dann immer nach ca. einem halben Jahr zurück, weil meine Mutter eine sehr besitzergreifende, einnehmende Frau ist.
Im März vergangenen Jahres hat sie ihren jetzigen Lebensgefährten kennengelernt, mit dem sie (noch) nicht zusammenlebt, das kann aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Mit diesem Mann macht sie nun das Gleiche wie mit dem ersten Typen: reisen, ausgehen, Freunde treffen etc. Ihren Enkel und mich hat sie seit 7 Monaten nicht mehr gesehen, zu Weihnachten gabs eine nette Karte - das wars.
Meine Mutter ist ein 55-jähriger Backfisch, der null Verantwortung zeigt und in einer Traumwelt lebt, in der alles aus rosarotem Plüsch ist. Meine Oma (und alle anderen) sind derselben Meinung, aber machen kann man da eigentlich nichts. Ich bin auch davon abgekommen, ihr die Meinung sagen zu wollen, bringt nix, das kommt im Oberstübchen nicht an. Ich lasse es halt so laufen, wenn sie sich meldet, schön, wenn nicht, dann halt ned.
Ich weiss, dass sowas unheimlich schwer ist, es ist ja die Mutter! Und ich kann gut nachempfinden, wie Du Dich fühlst. Aber: Du kannst es nicht erzwingen, und wenn sie nicht will, dann will sie halt nicht. Ich habe immer so einen Trostspruch: Alles, was man anderen Menschen antun, kommt irgendwann mit voller Wucht dreifach zurück. Stimmt, ich habe Beweise!!!!!!!! ;0)
Kopf hoch, auf ins Leben, Muttern soll bleiben wo der Pfeffer wächst.
Gruss, Kiki