Der fluch der jüngeren schwester...
...das kenne ich verdammt gut, dieses Gefühl. Ich habe meine Schwester schon vor ihrer Geburt gehasst. Mit der Nachricht, dass meine Mutter, zur großen Überraschung aller, nochmal schwanger sei mit einem Mädchen, bin ich bei allen nur Nr 2 oder 3 (hab noch einen älteren Bruder).
Die süße kleine, auf die man Rücksicht nehmen muss. So lieb. So süß. So herzlich.
Mittlwerweile ist sie 11 und immer noch das unangefochtene Lieblingskind. Sie hat Probleme in der Schule - wenn sie eine 2 schreibt: Deine Schwester hat eine 2 geschrieben, ist das nicht toll?! Ich schreibe eine 2: Schön.
Ich habe sehr darunter gelitten und es verletzt mich heute noch, so degradiert worden zu sein. Ich war 6, da ist man nicht die große! Aber das war ich immer für alle: Die große Schwester, die aufpassen muss, nachgeben muss, zurücktreten muss. Ist doch selbstverständlich.
Ich war deshalb depressiv, habe das aber versteckt. Habe meinen Freundinnen auch erst letztens davon erzählt - als ich betrunken war, da bin ich gesprächig, auch bei themen, die ich mich sonst nicht traue anzusprechen. hat mir echt geholfen, denen mein herz auszuschütten.
Es ist bei mir nicht so krass wie bei dir, das gebe ich zu. Aber ich weiß, wie es einen fertig macht. Ich war auch lange Zeit sehr still, hatte praktisch kein Selbstvertrauen, schüchtern.
Ich habe heute noch Probleme, offen ohne Angst auf menschen zuzugehen. Aber es ist schon viel besser geworden. Du darfst dich davon nicht fertig machen lassen! Eltern können scheiße sein, verletztend,manchmal merken sie es noch nichtmal.
Was du unbedingt brauchst, sind gute freunde. Leute, die dich aufbauen. Verbringe möglichst wenig zeit zu hause, schäle dich aus dem leben zuhause raus; a la nur essen und schlafen. Sport, Freunde, gute Noten - bau dir selbst eine Schutzmauer und Selbstwertgefühl auf. Suche Erfolg, der macht sich stark.
Wenn du niemandem zum reden findest, kannst du mir jederzeit schreiben. Friss es nicht in dich hinein, glaub mir - es gab phasen, da hatte ich Suizid gedanken. Lass dir nicht dein leben von ihnen versauen, du bist ein wunderbarer Mensch. Schreib auf einen Zettel, was du an dir magst. Worauf du stolz sein kannst. Schöne Momente, die du erlebt hast. Wenn du traurig bist, lies dir das durch. Schau in den spiegel und sag: Ich bin wunderbar, und ich lasse mich nicht fertig machen!