Guten Abend,
Der oben genannte Titel würde meine Mutter nur teilweise beschreiben.
Dann fange ich mal an :-) :
Meine Mutter hat ein nachweisliches Spielproblem, sie hat bei privaten Spielrunden, meistens Romme angefangen und ist bei den Spielbänken aufgestiegen und ist jetzt bei den Spielhallen gesunken.
Die Spielhallen besucht sie fast jeden Tag. Sie gewinnt auch ab und zu mal große Batzen Geld aber größtenteils verliert sie ihr gesamtes Gehalt, was unter dem Existenzminimum liegt und überzieht ihr Konto 3stellig.
Das Spielen hat sie ihr ganzes Leben schon begleitet, seit ich denken kann hatte meine Mutter immer gerne gezockt.
Vielleicht ist es auch eine Mentalitätssache da wir aus dem Südostasiatischen Raum stammen.
Ich habe meine Mutter schon so oft angefleht damit aufzuhören, Hilfe angeboten auch professionelle Hilfe das meiste wurde nicht ernst genommen, also ich wurde größtenteils nicht ernst genommen und die verschieden Hilfestellungen genauso wenig. Seit geraumer zeit habe ich mich damit abgefunden und sie einfach in Ruhe gelassen. Auch zum Schutz meiner Familie,ich bin verheiratet habe Mann und Kind, jetzt bin ich wieder schwanger und freue mich unbeschreiblich auf das 2. Sprösschen, habe ich den Kontakt zu ihr komplett abgebrochen.
Neben dem großen Spieldrang meiner Mutter gibt es da noch ihre Obsession zum Prosecco, den sie mal 3 bis 4 Flaschen am Tag kippt. Es gibt Tage da ist sie unglaublich charmant und lustig und andere wiederum liegt sie im Park unter Tannenbäume und versucht Äpfel zu pflücken.
Das Leben mit ihr war nie angenehm, es gibt im vergleich zu den schrecklichen Tagen mit ihr nur wenige schöne Momente an denen ich mich gerne zurück erinnere.
Meine Mutter hatte als Kind auch kein schönes Leben, um es mal gelinde auszudrücken.
Sie wurde in einem sehr armen, winzigkleinen Dorf geboren ohne Elektrizität und fließend Wasser. Man kann sich sicherlich vorstellen dass das Leben auch so schon hart gewesen sein muss denn die nächste trinkbare Wasserstelle war 6,5 Kilometer entfernt. Natürlich war das Wasser holen Kindersache, so wie den Haushalt schmeißen, die Büffelherde hirten(die einen nicht selbst gehörten,man wurde lediglich mit einem Sack Reis fürs aufpassen bezahlt, der aber Lebensnotwendig war), auf die restlichen 4 kleinen Geschwister aufpassen.
Hinzu kam das meine liebe Oma ihre Kinder gerne an andere Familien verleihte, zum Beispiel als Hausmädchen oder Erntehelfer, natürlich für einen kleinen Obolus. Als meine Mutter 13 wurde ging meine Omi einen Schritt weiter und verkaufte ihre zwei Töchter an einem Bordell.
Somit hörte das Leben meiner Mutter schlagartig auf. Ich muss nicht weiter erzählen was passierte, man kann es sich sicher denken. Ein paar Jahre im Leid und Dreck schaffte es meine Mutter sich einen "ordentlichen" Kundenstamm anzuhäufen um somit gut über die Runden zu kommen. Bald darauf wurde ich geboren, der Vater ist unbekannt bis heute und wird es auch für immer bleiben.
Ich wuchs bei meiner Oma und bei meinem Stiefopa auf und wurde wie eine Prinzessin behandelt. Sicherlich weil meine Mutter gut verdiente und immer fleißig Geld schickte das locker das ganze Dorf hätte ernähren können.
Ich kann über meine Oma nur wenige schlechte Worte finden, außer einmal, als sie mir mit einem Hackebeil nachjagte weil ich mit der Schere meine langen Wimpern etwas kürzte. Ihre Erziehungsmethoden waren ansonsten in Ordnung, vielleicht auch weil sie kaum da war, weil sie für ihr leben gerne angeln ging oder Pilze sammeln oder was der Dschungel sonst noch so hergegeben hat.
Irgendwann landetet ich Dank meines Stiefvaters und seiner großen Liebe zu mir und meiner Mutter hier in Deutschland.
Meine Mutter war bereits ein Jahr hier und laut ihrer Aussage vermisste sie mich, deswegen hat man alle Hebel in Bewegung gesetzt um mich hier her zu holen.
Hier angekommen, auch in einem Dorf etwas größer als zu Hause mit vielen Autos und Fernsehapparate die genauso groß waren wie ich.
Meine Mutter dachte das mit mir alles besser sein würde aber auch ich konnte ihre Leere die in ihrem Herz klaffte nicht füllen. Obwohl ich sie innig liebte und bewunderte war ich ihr stets eine Last.
Ihre manisch Depressiven Phasen verwandelten sich in Selbstmordversuche,nach langer Therapie in stationären Einrichtungen war meine Mutter immer noch die Selbe. Die Selbstmordversuche wurden nicht weniger, stattdessen wurden sie als Druckmittel und Erpressungsmittel genutzt, da jeder Angst um sie hatte. Besonders ich. Jahrelang hatte ich Angst von der Schule zu kommen und sie verblutend in der Wanne zu sehen, am Strick hängend oder in der eigenen Kotze liegend weil sie wiedermal zu viel Weichspüler geschluckt hat. Es war schrecklich, die schlimmste Zeit meines Lebens.
Wenn man den 3. Absatz so liest wundert man sich sicherlich gar nicht mehr warum sie spielt und trinkt.
Ich würde sie auch alleine ertrinken lassen weil ich sonst mit untergehen würde aber ich habe Geschwister, meine Schwester ist 10 und mein Bruder 19, der auch schon seit seinem 13. Lebensjahr in einem Heim lebt.
Meine Mutter lässt meine Schwester ständig alleine das schon seit sie 6 jahre alt ist. Ich hab versucht immer die Wochenden abzufangen wenn meine Mutter unterwegs war sodass meine Schwester bei mir sein konnte,seit ich aber selbst eine kleine Familie habe musste ich Prioritäten setzen und habe mich für mein Leben entschieden ich habe es auch nie bereut meine Mutter verlassen zu haben. Aber ich kann meine Schwester die noch bei ihr wohnt nicht einfach so ignorieren.
Ich kann einfach nicht zulassen das sie auch noch die3. Seele komplett verkrüppelt.
Aber wie schaffe ich es zu helfen ohne meine eigene Familie zu gefährden? Und wie schaffe ich es mehr Kraft dafür aufzubringen ohne mich selbst wieder kaputt zu machen?
Es wurde schon alles probiert, Familienhilfe vom Jugendamt, Gesprächstherapien beim Psychologen, religiöse Hilfe...
Ich weiß einfach nicht mehr weiter, wenn meine Schwester nicht wäre, würde ich meine Mutter in Ihrem Selbstmitleid einfach sitzen lassen aber so kann ich einfach nicht tatenlos mein Leben weiterführen in dem Wissen das meine geliebte Schwester vielleicht irgendwann den selben Weg wählt, so wie mein Bruder.
Wie kann ich die beiden bloß wachschütteln und sie aus ihrer Traumwelt holen?
Mein Mann liebt mich sehr und zu Anfang hat er auch meine Mutter sehr gemocht trotz ihres schwierigen Charakters aber seit er gesehen hat wie sie mit meiner Schwester und mir und mit unserer Tochter umgeht, will er den Kontakt einfach nicht mehr. Meine Mutter ist ein kleines 13 Jähriges Mädchen die skrupellos mit allen Mitteln versucht ihr Glück zu finden. Wieso kann sie einfach nicht sehen das sie bereits schon so viel Glück hat?
Sie hat drei Kinder die sie lieben, sie ist Oma, sie sieht trotz ihres selbstzerstörenden Lebensstil unverschämt gut aus, es gibt so viele Männer die ernsthaft Interesse an ihr hätten und sie auch unterstützen würden.Wieso sieht sie all das nicht?
Hat irgendjemand Erfahrung mit einem ähnlichen Fall,
Und kann mir einen Ratschlag geben?
Ich bin ja schon dankbar wenn einer von euch sich die Mühe gemacht hat und sich das alles hier durchgelesen hat.
Aber kürzer ging es leider nicht! :shy:
Ich bedanke mich jetzt schon für das Interesse und jeden Ratschlag!
Liebste Grüße und Gute Nacht!
Die Tulpe