Gib euch Zeit!
Liebe larilu,
ich kann deine Situation sehr gut verstehen, bei meinem Freund und mir war es am Anfang unserer Beziehung ähnlich. Er hat nach seinem Realschulabschluss eine Ausbildung zum Elektriker gemacht und arbeitet jetzt in diesem Beruf. Ich habe Abi gemacht und studiere. Meine Eltern (haben beide studiert) waren anfangs sehr skeptisch.Zudem sind beide sehr extrovertiert und neuguerig, mein Freund eher schüchtern und zurückhaltend, wenn er jemanden nicht kennt. Dementsprechend waren die ersten Treffen eher schleppend und meine Mutter erklärte mir nach ein paar Monaten, dass dieser Mann auf keinen Fall der richtige für mich sein könne und ich etwas "intelligenteres" verdient hätte.
Dann bekamen meine Eltern auch mehrmals hintereinander mit, dass man Freund und ich Streit hatten, wo ich viel weinen musste. (Gehöre allerdings auch eher zur Fluss-Fraktion, weshalb man das jetzt nicht SO ernst nehmen sollte.) Mein Vater sprach meinen Freund daraufhin an, warum er mich ständig zum weinen bringe und sagte, dass er mich in Ruhe lassen solle.
Ich war darüber entsetzt, dass er sich so in meine Beziehung einmischt und bin daraufhin einige Tage zu meinem Freund. Meine Mutter rief mich dann an und wollte wissen, wann ich zurück nach Hause komme. Ich habe ihr erklärt, dass ich jederzeit kommen würde, aber nicht allein. Und dass sie mich jedes mal, wenn sie versucht, mich von meinem Freund zu entfernen, näher zu ihm bringt.
Ich ging nach Hause und führte mit beiden ein klärendes Gespräch. Ich erklärte, dass ich meinen Freund liebe und ihn um keinen Preis verlassen werde. Weil er mich glücklich macht. Und dass sie mich verlieren werden, wenn sie weiterhin gegen ihn agieren.
Dannach hielten sich meine Eltern zurück.
Wirklich einschneidend war allerdings folgende Situation:
Meine Eltern waren einige Wochen verreist, als ich krank wurde. ich hatte grauenhaft starke Unterleibsschmerzen und bin von Arzt zu Arzt gelaufen, ohne dass etwas gefunden wurde. Mein Freund hat sich rührend um mich gkümmert, mir Arzttermine besorgt mich überall hingefahren und schließlich auch dafür gesorgt, dass ich in ein Krankenhaus mit einem guten Spezialisten kam, der mir helfen konnte. Als meine Eltern zurück kamen war alles fast überstanden und sie waren sehr dankbar, denn allein hätte ich das alles in meinem Zustand nicht auf die Reihe bekommen. Mein Freund wurde anschließend häufig zum Essen bei uns eingeladen und er und meine Eltern lernten sich viel besser kennen. Sie bemerkten, dass er sehr aufmerksa und hilfsbereit ist, z.B. würde er meine Mutter und mich nie allein die Küche nach dem Essen aufräumen lassen und er ist meinem Vater schon häufig im Garten zur Hand gegangen.
Neulich erst meinte meine Mutter zu mir, dass sie gut verstehen könne, warum ich mich in ihn verliebt habe.
Was ich mit dieser Geschichte sagen will ist: mach deinen Eltern klar, dass du diesen Mann liebst und mit ihm zusamen sein willst, auch wenn es manchmal Streit gibt und er nicht der Traumschwiegersohn ist, den sie sich vielleicht wünschen. Und gib ihnen Zeit, sich an deinen Freund und auch an die Tatsache, dass ihre Tochter erwachsen wird, zu gewöhnen. Lass sie erkennen, warum du ihn liebst, auch ohne tollen Abschluss.
Versuche unbedingt für euch alle ein gemeinsames Level zu finden, ohne dass du gegen deine Familie "rebellierst". Denn du hast nur diese eine Familie und musst verstehen, dass deine Eltern nur das beste für dich wollen. Auch wenn sie dafür den falschen Weg gewählt haben. Mach ihnen klar, dass sie dich deshalb nicht verlieren werden und du langsam deine eigenen Entscheidungen treffen musst.
Ich wünsche euch beiden wirklich alles Gute. Lass doch mal hören, wie es weitergeht.
LG =)
synetra
PS: Sorry für den Roman. Kurz fassen war noch nie meine Stärke. :shy: