Hallo ihr Lieben,
ich möchte euch hier mal meine Geschichte erzählen und euch um Rat bitten, Erfahrungen von euch hören oder mir vielleicht einfach nur mal Luft machen.
Mein Freund und ich sind seit einem Jahr zusammen.Ich bin 24, er 29. Von Anfang an wusste ich, dass er eine Tochter hat (sie ist 6 Jahre alt).
Die Mutter des Kindes hat meinen Freund vor über 2 Jahren verlassen und die Kleine bei ihm zurück gelassen. Sie wollte sie nur ab und zu mal sehen und "ihr Leben nochmal leben", wie sie ihm zur Trennung sagte. Erst seit ein paar Monaten stellt sie wieder Ansprüche und spielt die Vorzeigemutter. Als ich die Kleine kennen lernte waren er und ich ca 2 Monate zusammen. Damals war sie, wie die meisten Kinder in der Situation, schüchtern und lieb.
Jedes Zusammentreffen funktionierte eigentlich ganz gut, wir wurden langsam warm miteinander und ich war wirklich sehr froh, dass sie mich so schnell akzeptiert hatte.
Vor 4 Monaten zog ich zu meinem Freund. Da wir beide in Schichten arbeiten gehen, ist es nicht immer zu hundert Prozent möglich, dass einer von uns beiden daheim ist und sich um die Kleine kümmert. Bevor ich hier her zog, wurde sie also von ihrer Mutter zu meinem Freund und seinen Eltern hin- und hergereicht. Ich habe dann eigentlich den entscheidenden Anstoß gegeben, eine feste Regelung zu finden, damit sie nicht rumgereicht wird. Da ihre Mutter auch wieder Interesse zeigte, wurde sich darauf geeinigt, dass die Kleine eine Woche bei uns und eine Woche bei ihr ist. Zumal ich es auch als ganz gut empfunden habe, dass auch die Mutter-Tochter-Bindung wieder ein wenig tiefer wird. Diese Einigung gab es kurz vor meinem Umzug.
So, so weit so gut. Allerdings wurde es mit dieser Regelung nicht leichter, wie mein Freund und ich dachten, sondern nur schlimmer. H (die Kleine) macht nur noch, was sie will. Gerade wenn sie von ihrer Mutter kommt, hat man das Gefühl, es wurde uns ein anderes Kind gebracht. Jegliche Erziehung vergisst sie dann völlig. Sie dreht völlig durch, macht, was sie will, hört weder auf mich noch auf ihren Vater und reagiert bei Ärger nur noch trotzig. Wenn sie von einem von uns mal ermahnt wird und wir ein wenig Erziehung walten lassen (Wie zbsp, dass ich den Fernseher beim Essen ausschalte, da sie sonst nur auf den TV schaut), fängt sie trotzig an zu weinen und sagt, sie möchte zu ihrer Mutter, denn dort darf sie das alles.
An einem Tag kommt sie zu mir gerannt und umarmt mich, am anderen Tag ignoriert sie mich völlig und spielt mich gegen ihren Vater aus. Ich hingegen bringe ihr zwar auch Dinge nahe, die sie einfach lernen muss, aber genauso bemühe ich mich, dass sie mich gern hat und mich akzeptiert. Ich lese ihr abends vor, ich hole sie von der Kita ab und spiele dann mit ihr, ich kümmere mich gut um sie, wenn mein Freund auf Arbeit ist... Aber es scheint nichts auf lange Sicht zu funktionieren. Wenn mein Freund und ich auf dem Sofa sitzen und ein wenig kuscheln, kommt H sofort, zerrt an ihrem Vater und tritt sogar nach mir. Sie setzt sich dann auf ihn drauf, dass sie sofort alle Aufmerksamkeit von ihm bekommt. Er allerdings ist irgendwie in der Rolle des Vaters, der sein Kind nicht anmeckern kann, weil sie ja ein "armes Trennungskind" ist. Und die Mutter tut ihr Übrigstes. Sie mochte mich von Anfang an nicht, erzählt, sie habe strenge Regeln, aber jeden Sonntag, wenn die Kleine zu uns kommt, benimmt sie sich, als hätte sie die letzte Woche null Regeln gehabt. Ich denke, sie hetzt H gegen mich auf. Als ich herzog, erzählte mir die Kleine, ihre Mutter hätte ihr erzählt, ich nehme ihr den Vater weg. Was ist das bitte für eine unerwachsene Frau!? Leider kann man da nicht viel mehr tun, als sie bitten, sowas zu unterlassen. Aber spricht man es an, sagt sie nur, H lügt und sie habe so etwas nie gesagt...
Auf jeden Fall führen mein Freund und ich eine sehr harmonische Beziehung. Wir lieben uns und planen nun, selbst noch ein
Baby zu bekommen. Streiten tun wir uns leider immer nur wegen H. Ich bemühe mich wirklich sehr, eine gute Beziehung zu ihr aufzubauen, aber anscheinend läuft alles vor den Baum.
Es tut mir auch unendlich leid für meinen Freund. Natürlich liebt er seine Tochter über alles. Aber (darüber habe ich mich auch mit seinen Eltern unterhalten) seine Beziehung zur Mutter, welche die einzige richtig lange war, war nie schön. Sie hat ihn nur runtergebuttert und er blieb erst aus Gewohnheit und dann wegen der Kleinen bei ihr. Seine Mutter sagt, er hat noch nie so eine schöne Beziehung erfahren, wie wir sie haben. Er sagt mri auch sehr oft, er kennt es gar nicht, dass man sich so liebt und dass man so verliebt sein kann. Ich merke auch, dass er mir für alles dankbar ist und es nicht als selbstverständlich ansieht, dass man so zueinander steht wie wir beide. Obwohl das für mich ganz normal ist, wenn man sich liebt.
Ja, ich wusste vorher, dass er ein Kind hat und dass es nicht leicht wird. Aber dass es so wird, wusste ich vorher allerdings auch nicht. Natürlich kommen mir auch Gedanken, dass ich eifersüchtig bin, da unser Baby nie sein erstes sein wird. Wenn unser Kind mal geboren wird, ist das nicht seine erste Geburt. Wenn unser Kind mal laufen lernt, ist das nicht sein erstes Mal, dass er das mit erlebt. Sicher habe ich solche Gedanken, aber er zeigt mir jeden Tag, wie sehr er sich auf die Zukunft mit mir freut, dass ich mir immer sage "es ist UNSER erstes gemeinsames Kind" und das kann uns keiner nehmen. Aber trotz allem kämpfe ich.
Allerdings habe ich, gerade, wo wir jetzt unsere Zukunft planen, manchmal Angst, ob ich das auf ewig aushalten kann und willl. Ich schäme mich für die Gedanken, aber manchmal wünschte ich mir, die Kleine würde ganz zu ihrer Mutter ziehen und wir hätten sie nur mal an den Wochenenden und wenn es so mal passt. Ich sehe sie manchmal als diejenige, die unserer schönen Beziehung Tiefpunkte gibt. Und manchmal, ich traue mich nie, das zu sagen und das würde sich mein Freund auch nie trauen, sieht er das glaube genauso. Und es ist mir so unangenehm, das hier zu schreiben geschweige denn auszusprechen. Schon für die Gedanken schäme ich mich. Denn H ist ein Kind... Aber ich weiß auch nicht weiter.
So, nun ist es ein ganz langer Text geworden... Ich hoffe, ihr könnt meine Gedanken irgendwie nachvollziehen und habt nicht den Eindruck der bösen Stiefmama. Vielleicht kennt ja jemand von euch die Situation und kann mit Tipps geben.
Danke schonmal im Voraus!
Liebe Grüße, K.