Hallo (wird etwas länger)
Wie hat sich die Situation denn bis jetzt entwickelt? Ist ja nun schon ein paar Tage her, dass du den Thread hier rein gestellt hast. Vorab noch ein Tipp, solche Fragen bzgl Kind vom Freund und ähnliches sind besser in dem Forum für Patchworkfamilien aufgehoben ;)
Ich kenne deine Situation gut. Bei mir war die Ausgangssituation allerdings etwas anders. Ich fang einfach mal an.
Ich bin mit meinem Freund zusammen gekommen, als seine Ex noch schwanger war. Ich wusste von anfang an, dass sie schwanger ist und das Kind von meinem Freund ist. Solange das Kind noch nicht da war, war auch alles kein Problem. Als es dann geboren wurde, habe ich mir auch einen Haufen unangenehmer Fragen gestellt.
Wird er wieder mit ihr zusammen kommen, wegen dem Kind? Wird es unserer weiteren Beziehung schaden? Was wird sich ändern? Wie wird es sein, wenn wir irgendwann Kinder bekommen? Wie soll ich mich dem Kind gegenüber Verhalten? Wie komme ich damit zu Recht?
Meine Angst, sie könnten wieder zusammen kommen, war total unbegründet. Am Anfang haben die beiden sich total stark in den Haaren gehabt. Es gab nur Ärger zwischen den beiden und mein Freund empfand sehr lange nur "Hass" für seine Ex, da sein Umgang zu dem Kleinen nicht richtig lief.
Hat sich etwas geändert? Ja es hat sich etwas geändert. Unser Leben ist etwas "terminreicher" als vorher. Wir haben nicht mehr jedes Wochenende Zeit, etwas zu unternehmen und auch unter der Woche kommt der Kleine 2 mal. Aber unser Leben wurde bereichert durch diesen kleinen Mann.
Das hört sich jetzt natürlich nach Friede, Freude Eierkuchen an, war es aber nicht immer.
Ich weiß ja jetzt nicht, ob sich dein Freund auch intensiv um Kontakt zu seinem Kind bemühen möchte. Bei uns war es jedenfalls so.
Am Anfang war es sehr anstrengend. Mein Freund hat sich dieses Kind sehr gewünscht. Anfangs hat er den Kleinen nur bei der Ex gesehen und war danach immer sehr deprimiert, weil er sich das alles nicht so vorgestellt hat. Das war natürlich für unsere Beziehung nicht einfach. Andauernd wurde nur über dieses Thema gesprochen. Egal wann und egal wo wir waren. Wir waren auch vor Gericht, um den Umgang gerichtlich festzulegen. Vorher gab es deswegen oft Streitereien. Ich habe mich sehr gefreut, als der Kleine dann endlich zu uns durfte. Da war er etwas über ein halbes Jahr. Aber es war alles andere als besser. Ich war das fünfte Rad am Wagen. Durfte nichts mit dem Kleinen machen, wurde nicht gefragt wenn sich Termine änderten, obwohl wir zusammen wohnten und der Kleine ja somit auch in meiner Wohnung war. Wir haben uns deswegen oft gestritten und ich musste mir oft anhören, ich würde nicht wollen, dass er sein Kind sieht. Das war natürlich totaler Quatsch. Mir haben nur die Umstände nicht gepasst. Irgendwann hat mein Freund aber gemerkt, dass es so nicht geht, dass ich das nicht eiwg mit mache und seit da an besprechen wir terminliche Änderungen immer vorab. Seit dem der Kleine sich selber bewegen kann, erst krabbeln und später laufen, bin ich auch nicht mehr außen vor. Da der Kleine ab da an selber entschieden hat, zu wem er gerade möchte.
Mittlerweile läuft es eigentlich super. Der Kleine hat mich in sein Herz geschlossen und ich ihn in meins :AMOUR:
Wie Habe ich mich gegenüber dem Kleinen verhalten?
Am Anfang wusste ich nicht, was ich machen soll. Es war aber auch so, dass unsere Beziehung am Anfang eher "locker" war. Ich wusste nicht, ob ich eine Beziehung zu dem Kleinen aufbauen soll oder nicht. Ich wusste nicht, wie lange das mit meinem Freund hält und wie es dann für mich wäre, wenn ich plötzlich keinen Kontakt mehr zu dem Kleinen hätte. Wirklich intensiv wurde es erst, als wir unsere erste gemeinsame Wohnung bezogen und der Kleine zu uns kam. Vorher hat mein Freund den Kleinen immer nur besucht und da das Verhältnis zu der Es nicht so gut war, habe ich mich irgendwann ausgeklingt. Als der Kleine dann zu uns kam, wollte ich mich mit um ihn kümmern. Mein Freund hat den Kleinen aber für sich beansprucht. Er wollte natürlich so viel Zeit wie möglich intensiv mit dem Kleinen nutzen. Nur wenn mein Freund dann zum Rauchen auf den Balkon ging, durfte bzw. musste ich dann nach dem Kleinen gucken. Das wurde erst besser, als der Kleine anfing zu krabbeln.
Jetzt ist so, dass er schon auf mich wartet, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme. Er begrüßt mich freudig strahlend mit einem "hi" wenn ich die Tür rein komme. Manchmal läuft er lachend auf mich zu, damit ich ihn in die Arme nehme. Wir kuscheln zusammen. Ich freue mich immer,wenn er da ist. Es ist einfach schön. Es hat sich alles eingespielt und läuft wirklich super.
Wie komme ich damit zu Recht?
Nach anfänglichen Schwierigkeiten komme ich mittlerweile sehr gut damit zu Recht. Das Verhältnis zu der Ex hat sich verbessert. Wir reden alle normal miteinander. Nicht nur über Dinge, die den Kleinen betreffen. Ab und an trinken wir dort noch einen Kaffee. Manchmal sage ich sogar zu meinem Freund "Sollen wir den Kleinen nicht heute holen, wenn xxx nicht schon was vorhat?"
Wie wird es sein, wenn wir gemeinsame Kinder haben?
Ich weiß es bis jetzt noch nicht. Wir wollen uns noch etwas Zeit lassen. Aber ich glaube, dass er sich trotzdem freuen wird und alles intensiv miterleben möchte. Klar, er hat ein Kind, aber er hat die Schwangerschaft nicht intensiv miterlebt, war bei der Geburt nicht dabei, hat von den ersten Monaten des Kleinen nur Bruchstücke miterlebt. Ich denke, dass wird er alles neu und anders erfahren, als bei seinem ersten Kind.
Hat es unserer Beziehung geschadet?
Nein, hat es nicht. Es war schwierig. Ich musste ihn viel unterstützen und war der Seelentröster. Das war anstrengend, aber wir sind intensiver zusammen gewachsen,als wir es wären, wenn es diese Probleme nicht gegeben hätte.
Du bist in einer viel besseren Position, als es andere Frauen sind, die einen Partner mit Kind haben. Das Kind kennt es zum einen nicht, dass es Vater und Mutter zusammen hat, die beide mit ihm in einem Haushalt leben und dein Freund war nicht schon Monate oder Jahre alleine mit dem Kind. Du kommst also nicht schon in eine eingefahrenen Situation sondern kannst diese aktiv mitgestalten. Und das solltest du auch tun. Du solltest direkt sagen, wenn etwas so läuft, dass du nicht damit klar kommst. Es ist auch wichtig, das Terminänderungen abgesprochen werden und du nicht nach Hause kommst und alles ist anders als du gedacht hast. Du musst dich aber darauf einstellen, dass es hart wird. Jedenfalls am Anfang. Wenn es Ärger mit der Ex gibt. Wichtig ist auch, dass dein Freund nicht nur etwas macht, weil es dann heißt, er kann sein Kind sonst nicht sehen. Wenn so was ist, solltet ihr direkt zum Jugendamt gehen. Manchmal versuchen die sogar einem zu helfen. ;-) Wenn es dort keinen Erfolg gibt, dann solltet ihr überlegen, zum Anwalt zu gehen und den Umgang evtl. gerichtlich einzuklagen. Gerade wenn Kinder noch ganz klein sind, dann machen Gerichte da häufig ganz schnell, damit der Vater eine Beziehung zu seinem Kind aufbauen kann.
Wenn du noch irgendwelche Fragen hast, dann schreib mir gerne auch eine Nachricht.
Ich kann nur sagen, dass ich es mittlerweile sehr schön finde, wenn der Kleine da ist. Ich freue mich jedesmal auf der Arbeit schon, wenn ich weiß, dass er da ist, wenn ich nach Hause komme :AMOUR: