an0N_1271365099z...
...das ist ja toll, dass deine Nichte mit 18 Monaten trocken war und mit 2 Jahren sogar nachts! Allerdings dürfte das die glorreiche Ausnahme sein.
Vor allem finde ich es interessant, dass, so entnehme ich deinem Text, angeblich ausschließlich die Eltern ausschlaggebend sind, wann das Kind trocken wird. Ob das Kind bereit ist oder nicht scheint tatsächlich nebensächlich zu sein :FOU:
Mein Sohn ist 3 Jahre alt, mitten in der Trotzphase und wenn ich ihm mit Töpfchen oder Klo komme, gibt es ein riesen Theater: "NEIN!! WILL ICH NICHT" Geschrei, Gezeter und Tobsuchtsanfälle sind dann vorprogrammiert. Ich biete es ihm täglich mehrfach an, wenn er jedoch ablehnt, dann akzeptiere ich dies auch. Was bringt es mir und was bringt es ihm, wenn ich ihn dazu "zwinge", die Windel wegzulassen ? Gar nichts. Im Gegenteil - ich bereite ihm Stress, weil er etwas tun soll, was er eben (noch) nicht möchte.
Solange er noch nicht auffällig lange Windeln trägt, sehe ich darin keinerlei Problem. Und ich sehe es ebenso wenig als Faulheit meinerseits an.
Worin ich übereinstimme ist, dass es nicht sein kann, wenn ein Kind sagt, es müsse auf Toilette, es zur Antwort bekommt "du hast doch eine Windel an, mach da rein". Das kann ich auch nicht verstehen.
Mir fällt immer mehr auf, wie sehr Mütter darauf aus sind, dass ihr Kind möglichst früh 1) laufen kann 2) sprechen kann 3) sauber ist.
Da wird für U-Untersuchungen "trainiert", z.B. immer schön Türmchen bauen, falls der Kinderarzt das kontrollieren möchte. Da werden Säuglinge (!!) mit 5 Monaten aufs Töpfchen gesetzt, obwohl sie vermutlich noch nicht einmal selbständig sitzen können. Da werden mit 1,5jährigen Zwei-Wort-Sätze geübt.
Ich habe leider den Eindruck, dass immer weniger das Kind selbst und im Ganzen im Mittelpunkt steht, sondern viel mehr nur das, was es bereits kann. Mit 10 Monaten laufen ? Super ! Mit 15 Monaten sprechen ? Toll ! Mit 18 Monaten sauber ? Klasse ! Und an diesen Leistungen meinen sich Mütter messen zu müssen. Getreu dem Motto: je früher das Kind was kann, desto besser ist die Mutter !
Wir haben ohnehin schon eine Leistungsgesellschaft mit gnadenloser Ellenbogenmentalität, und früh genug müssen die Kinder Leistung bringen. Können sie denn nicht wenigstens die ersten Jahre, also bis zur Schule, wirklich Kind sein, ohne schon in den ersten Lebensmonaten ein Ziel vor Augen haben zu müssen ? Ich bezweifle, dass Kinder sich untereinander damit brüsten, wer früher laufen konnte oder wer mehr sprechen kann oder wer mit 2 Jahren schon keine Windel mehr braucht. Mir scheint, auch in diesem Punkt könnten manche Mütter von Kindern wesentlich lernen....
Um nicht missverstanden zu werden: natürlich habe auch ich ein Augenmerk darauf, was mein Sohn kann oder nicht kann. Ich beobachte seinen Entwicklungsstand und selbstverständlich fördere und fordere ich ihn auch. Wenn ich aber den Eindruck habe, dass er z.B. noch nicht so hoch klettern möchte, wie seine Freundin, so akzeptiere ich dies auch. Fast immer gleicht sich das nämlich wieder aus. Er hüpft eben von höheren Mauern als seine Freundin.
Solange alles im "Toleranzbereich" liegt, erachte ich es nicht für notwendig, mein Kind zur Hast und Eile zu dressieren....
Ich denke es ist ein guter Weg, dem Kind Möglichkeiten anzubieten und aufzuzeigen, jedoch auch zu respektieren, wenn es sie noch nicht wahrnehmen möchte. Unter Zwang wird man eher dressiert als dass man sich frei entfalten kann.
Lediglich bei der Schnullersache spielt eben auch die zahnmedizinische Gesundheit eine Rolle, denn dauerhaft und langfristig einen Schnuller zu benutzen kann durchaus einen Überbiss zur Folge haben. Hier sehe ich einen Grund, weshalb auf den Schnuller verzichtet werden sollte.
Aber auch hier: in der Trotzphase kann es ein wirklich schwieriges Unterfangen sein, das noch mehr Unruhe und Stress schafft, als nötig wäre.
Liebe Grüße
Friederike