;-) Schön, dieses Forum gefunden zu haben und herzliche Grüße an Euch!
Ich habe ein Problem und möchte gern um Eure Meinung bitten. Kurz vorab:
Meine Beziehung führe ich mit meinem Freund bereits 8 Jahre. Wir haben jeweils ein Kind, beide sind in der Pubertät. Wir wohnen noch nicht zusammen, leben in getrennten Wohnungen. Das Ziel ist jedoch, sehr bald ein gemeinsames Zuhause für alle zu schaffen. Wir haben beide eine recht rasante und manchmal auch emotional sehr anspruchsvolle Entwicklung unserer Liebe hinter uns und hoffen an und für sich auf eine gemeinsame tolle Zukunft :-) Acht Jahre musste ich auf seine Scheidung "warten" (ich war nicht der Grund für die Trennung. Ich kam hinzu, als beide bereits beschlossen hatten, getrennte Wege zu gehen ), zweimal hat einerseits meine Ungeduld und Eifersucht fast die Beziehung gekostet, andererseits seine Unentschlossenheit und Ängste, sich wieder fest zu binden. Da wir uns von Herzen lieben, konnten wir das aushalten, konnten uns dazu austauschen und einen Weg zueinander immer wieder finden.
Bis heute nehme ich prinzipiell an, dass es normal ist, wenn man sich ab und an reibt, da nun jeder auch sein ganz persönliches Päckchen mit in eine Beziehung nimmt. Wir haben beide diese Päckchen. Generell führen wir eine sehr belebte, abwechslungsreiche Beziehung zueinander, sind sehr oft unter Menschen, lieben beide Livemusik und die Kommunikation mit Menschen, genießen viel Romantik und haben oft sogar das Gefühl, wir hätten uns gerade erst verliebt. Das kurz zu uns.
"unsere" Problematik kommt eher von seiner Schwseter und birgt große Gefahr, dass wir uns voneinander entfernen. Seine Familie führt schon vier Jahrzehnte ein Familienunternehmen. Sein Vater verstarb vor zwei Jahren und so stieg seine Schwester mit ins Unternehmen ein, um die betriebswirtschaftliche Seite zu erfüllen, da mein Freund eher die fachliche Seite leitet. Beide funktionieren hervorragend und ich unterstütze seine Selbständigkeit.
Mein privates Verhältnis zu seiner Schwester war meinerseits anfänglich nie getrübt, ich teilte oft auch ihre Einstellung und Meinungen. Und dennoch war sie gefühlt nie wirklich 'bei mir' und ich habe seit langem den Eindruck, dass sie hinter meinem Rücken gegen mich intrigiert und für schlechte Stimmung sorgt. Ich habe das Gefühl, mein Freund hat das Gefühl, oft zwischen den Stühlen zu sitzen. Zum einen liebt er seine Schwester und möchte auch mütterlicherseits für Ruhe und Sicherheit sorgen, andererseits wird er ab und an in die Verteidigungsposition gedrängt werden, wenn es um mich oder "unsere privaten Belange" geht.
Kritische Situation: Was ich verstanden hatte war, dass sowohl seine Mutter, als auch seine Schwester in der langen Leidensphase des Vaters gemeinsam mit allen Familienmitgliedern Weihnachten feiern wollten und ging diesen Kompromiss ein paar Jahre ein, obwohl ich mir irgendwann auch sehr wünschte, gern allein - mit meinem Freund und den beiden Kindern - den Heiligen Abend zu verbringen. Mann kann sich ja auch am 1.+ 2. Weihnachtstag zusammenfinden. Als der Vater dann starb, brachte ich meinen Wunsch an und erntete sehr viel Zorn von ihrer Seite. Sie dachte, dass es ja immer so gewesen wäre und deutete an, dass ich vllt . einen Keil zwischen die Familien treiben wolle. Auch seine Mutter äußerte mir gegenüber mal diesen Gedanken und, dass doch alle zusammenhalten müssten, wenn es mit der Firma weitergehen soll.
Ich habe schon damals diese Gedankengänge nicht ganz nachvollziehen können und das gab ich auch so zu verstehen. Das eine hatte mit dem anderen für mich gar nichts zu tun. Ich wollte nur mal ganz klein feiern, weil das meine Tradition war und ich solange drauf verzichtet hatte. In meinen Augen war das ein bescheidener Wunsch, für die Schwester meines Freundes fast der Weltuntergang. Ich bin 46 und eine selbständige junge Frau, die auch mal gern ohne den gesamten Tross feiern möchte, ab und an die kleine eigene Familienzelle und Privatsphäre schätzt. Mein. Freund ebnete den Weg, leider begleitet von viel Zoff und Unverständnis, dass er sich anfänglich gar nicht entspannen konnte. Sie hat mit mir dann am 2. Weihnachtstag nicht mal ein Wort gewechselt und ihre Augen sprühten vor Hass.
Irgendwann - nach Wochen - schien das geklärt zu sein und wir besuchten uns wieder. In der vergangenen Woche äußerte ich nunmehr mehr meinem Freund gegenüber den Wunsch, mich nach einem halben Jahr eigener Berufspause allmählich wieder an eine Bürosituation, die regelmäßigen Arbeitszeiten sowie an ein "soziales Umfeld" gewöhnen zu wollen, bevor ich meine Arbeit (in meinem Unternehmen) wieder aufnehmen würde. Ich fragte, ob er mir einen Schreibtisch zur Verfügung stellen könnte, ich würde da meine ureigene Arbeit machen und niemanden stören. Er fand diese Idee ok und meinte, sich mit seiner Schwester abstimmen zu wollen. Noch am Freitag sprach ich nochmals mit ihm darüber und alles schien in Ordnung zu gehen. Auch seine Schwester hätte nichts dagegen, sagte er mir. Erst am Montag rief er mich emotional äußerst unausgewogen am Morgen aus dem Büro an, dass das doch nicht klappen würde, seine Schwester damit nicht einverstanden wäre und überhaupt zuviel Kuddelmuddel in der Firma sei. Außerdem hätte er sich am Freitag von mir dazu hinreißen lassen, den Vorschlag anzunehmen. Ich hätte ihn da völlig falsch verstanden.
Ich war ziemlich verwirrt, könnt Ihr Euch vorstellen, und fragte recht enttäuscht aber freundlich noch einmal nach, was es da falsch zu verstehen gegeben hätte. Er hatte am Freitag zugestimmt, nachdem er mit seiner Schwester gesprochen hätte. Er hätte auch direkt am Freitag absagen können. Dabei blieb es bis heute und auch wenn wir uns gestern Abend sahen, verlor er kein sterbens Wörtchen darüber, aus welchem Grund sich plötzlich die Situation für ihn geändert hatte.
Ich sprach ihn also heute darauf an.
Es schien mir, als ob er mich für dumm verkaufen wolle und meinte, er fand die Idee von Anfang an nicht ok und seine Schwester erst recht nicht. Und überhaupt, müssten sie die Buchhaltung vorbereiten und da wären ihnen "Gäste" gar nicht recht... Auch wenn ich mit dem letzten Argument leben konnte, hatte ich das Gefühl, er müsste etwas verteidigen und war derart aufgewühlt, dass wir uns irgendwann nur noch stritten, er legte auf. Ich sagte ihm, dass sich seine Schwester ganz schön aufführen würde und recht streng die Zügel in der Hand hält und erfuhr auch, dass sie ziemlich heftig darüber am Montag debattiert hatten und mich daraufhin völlig aufgelöst angerufen hatte.
Hat sich denn jemand bereits in einer solchen Situation befunden und wie sollte man sich hier denn verhalten, wenn man einerseits zwar gehalten ist, pro Familie Geschäfte an Land zu ziehen und beide zu unterstützen, sich aber bloß nicht in der Firma blicken lassen solle. Was geht denn hier ab?
Randnotiz: Ich weiß, dass sie früher ziemlich unter dem Patriarchen Papa gelitten hatte und spürte, dass sie wohl die gleiche Aufmerksamkeit gehabt hätte, wie sie mir seitens des Vaters sehr schnell zuteil wurde. Er hat mich gedrückt und ich fühlte mich immer willkommen, dass sogar mein Freund eines Tages einmal eifersüchtig reagierte. Das war mir so unangenehm, dass ich mich fortan etwas zurückhielt mit der Kommunikation.
Eines möchte ich in keinem Falle: Ich möchte nicht, dass mein Freund sich ständig in einem Gefühl des "zwischen den Stühlen sitzen" befindet, ich unterstütze das Unternehmen ja. Jedoch habe ich das Gefühl, dass er sich durch eine solche Situation veranlasst fühlt, es zu sein und dann kollabiert. Er war emotional so neben der Spur und wurde sehr laut, dass er schon Untergangsstimmung andeutete.
Befand sich vielleicht schon jemand in einer solchen Situation? Oder kann jemand erklären, was hier psychologisch passiert, dass ich das mal einordnen kann.
Bislang hatte ich noch keine Gelegenheit darüber mit ihm zu sprechen, er pausiert dann meistens. Wie sollte ich mich auf so eine Konstellation generell einstellen, damit ich ihr den Wind aus den Segeln nehme. Ich fühle mich irgendwie veralbert. Ich bin sehr interessiert an Eurer Meinung. Besten. Dank, dass Ihr bis hierher gelesen habt ;-)