Hallo alle zusammen!
Nachdem ich unzählige Stunden in diesem und anderen Foren verbracht habe, muss ich nun doch mein Problem mal posten - einfach, weil ich damit nicht mehr zurecht komme und gern einmal andere Meinungen hören würde.
Ich bin 25 Jahre alt und habe bis vor kurzem mit meiner (alleinerziehenden) Mutter zusammen gewohnt (Mein Vater ist vor 15 Jahren ausgezogen und ich habe ihn nie wieder gesehen). Mein Studium habe ich bereits vor ca. 2 Jahren abgeschlossen und gehe seitdem normal arbeiten. Ich zahlte einen Mietbeitrag, ging einkaufen, wusch Wäsche und machte normale Hausarbeiten - ich fühlte mich als gleichberechtigter Bewohner dieser Wohnung.
Leider hatte ich bis 24 Jahre noch nie eine Freundin. Nun bin ich seit über einem Jahr glücklich mit meiner Freundin zusammen. Und damit begannen die Probleme.
Alles begann damit, dass mich meine Freundin zu Hause nach einer Woche besuchen kommen wollte (bei ihr daheim - sie wohnt noch bei ihren Eltern - war ich schon ab unserem ersten Tag und wurde herzlich aufgenommen). Ich sagte meiner Mutter (die bis dahin totglücklich darüber schien, dass ich nun endlich eine Freundin habe) nichts-ahnend, dass sie vorbeikommen würde. Ihre Reaktion darauf: Nein, dass möchte sie noch nicht, da sie sich in ihrer Privatssphäre eingeschränkt fühlen würde. Ich war wie vor den Kopf geschlagen! Sie meinte das ernst und verbot mir, meine Freundin mitzubringen! Ich sagte ihr, dass sie damit eine schlechten Startpunkt als evtl. zukünftige Schwiegermutter eingehen würde - sie sagte, ich solle dies natürlich nicht meiner Freundin erzählen, sondern mir irgendwelche anderen Gründe ausdenken, warum sie halt jetzt noch nicht kommen kann! Das tat ich natürlich nicht, aber ich "gehorchte" und traf mich mit meiner Freundin außer Haus. Später, als ich wegen einer Erkältung krank geschrieben war, "erlaubte" meine Mutter, dass mich meine Freundin besuchen kann.
Bei diesen Zusammentreffen war meine Mutter freundlich, die beiden unterhielten sich und ich dachte nicht mehr groß über das anfängliche Problem nach.
Natürlich hatte ich von nun an weniger Zeit für meine Mutter - da ich jede freie Minute mit meiner Freundin verbrachte. Dabei versuchte ich aber trotzdem, normal im Haushalt zu helfen, Wäsche zu waschen und Einkäufe zu erledigen, bevor ich mich mit ihr traf. Ich kam oft spät abends wieder nach Haus, schlief gelegentlich bei ihr (auch aus Platzgründen) und wir unternahmen viel an den Wochenenden.
Meine Freundin merkte jedoch recht schnell, dass irgendwas zwischen mir und meiner Mutter merkwürdig ist. Hier nur ein paar beispielhafte Gegebenheiten:
Ich war abends bei meiner Freundin (gerade schön gemütlich) - Mutti ruft auf dem Handy an und fragt, was es abends zum Abendessen gibt, wenn sie gleich von Arbeit kommt. Ich stürze mit schlechtem Gewissen los nach Hause und bereit das Abendessen.
Ich habe Freitags Wocheneinkauf erledigt und ein Stück Butter vergessen. Komme Sonntags mit meiner Freundin bei mir zu Haus vorbei und bekomme eine Predigt von Mutti, was ich am Wochenende alles nicht gemacht habe, u.a. ein Stück Butter vergessen zu kaufen.
Noch ein Beispiel:
Mutti hat Geburtstag. Plant zwei große Parties an zwei aufeinanderfolgenden Tagen (mit ihren Freunden und der Familie). Ich backe zwei Torten und bin am Tag der Familienfeier ab um 11 Uhr zum helfen zu Haus. Ihrer Meinung nach war dies nicht genug. Ich sollte auch am Abend der Freundesparty (am besten mit meiner Freundin) mit anwesend sein, um zu helfen. An dem Wochenende sind die Fetzen geflogen, sie war beleidigt und dem Heulkrampf nahe!
Von Ereignissen dieser Art könnte ich viele erzählen. Meine Mutter verlangt und erwartet:
Wollte ich mit meiner Freundin in meinem Zimmer verschwinden, dann erwartete sie, dass wir noch ein bisschen im Wohnzimmer bei ihr bleiben und mit ihr quatschen.
Wir liegen Sonntag früh gemütlich in meinem Bett - um 8 Uhr klopft die Mutti und ruft zum Frühstück. Wir stehen natürlich prompt auf, da sonst wieder mein schlechtes Gewissen plagt.
Meine Mutter will zum Skifahren los - ich sitze mit Freundin am Frühstückstisch - und sie rennt hektisch durch die Wohnung und gibt mir noch Anweisungen, dass ich für sie Tee kochen soll, Ski vom Schrank holen, etc. Stress und Hektik pur!
Gelegentlich fielen noch Bemerkungen von meiner Mutter, wie:
"Überleg Dir genau, ob sie die richtige für Dich ist!"
"Es gibt auch noch andere Frauen auf dieser Welt."
"Mit mir machst Du sowas nie." (als ich meiner Freundin einen Kuss gab)
"Kann ich mitkommen?" (als wir ihr erzählen, dass wir am Abend noch baden fahren)
oder zu meiner Freundin:
"Schade, dass aus ihm und seiner besten (Schul)freundin nichts geworden ist. Sie wäre so ein schönes Paar gewesen."
"Ich weiß ja nicht, aus welchen Elternhaus Du stammst, aber bei uns ist das anders."
Bei meiner Freundin zu Hause war das total anders. Ich war immer herzlich willkommen und alles war völlig unverkrampft. Natürlich schlief ich am Wochenende fast nur noch dort - was meine Mutter mit noch mehr beleidigt sein, Heulen und Vorwürfen bedankte. Wir würden sie komplett ausschließen und jedes Wochenende nur mit den Eltern meiner Freundin unterwegs sein.
Der Gipfel war dann zum Muttertag. Ich kam in der Nacht zum Muttertag aus einem 2-wöchigen Urlaub zurück (meine Freundin konnte leider wegen des Studiums nicht mitfahren). Natürlich wollte ich zuerst meine Freundin wiedersehen. Nach 5 Stunden nächtlicher Autofahrt war ich um 6 Uhr früh bei ihr und fiel mit ihr gemütlich in's Bett. Meiner Mutter hatte ich gesagt, dass ich bei ihr schlafen und am Nachmittag vorbei kommen würde. Ich hatte meine Freundin extra noch eine Strauß Blumen holen lassen. Am Nachmittag war meine Mutti nicht da, sondern bei meinen Großeltern (bei denen ich mich als braver Enkel nach dem Urlaub wieder zurückmeldete). Von den drei engsten Familienmitgliedern durfte ich mir dann dramatische Vorwürfe anhören, wie negativ ich mich doch verändert und was meine Mutter alles für mich getan hätte. Sie wären alle so enttäuscht von mir und wieso ich meine Freundin vorziehen würde. Zu guter letzt wünschte mir meine Mutter noch, dass meine Beziehung kaputt gehen möge und ich bloß nicht von meiner Freundin als potentielle Schwiegertochter reden sollte.
Da war alles aus! Ich zog in eine eigene Wohnung. Der Kontakt ließ immer mehr nach. Alles was blieb, waren Vorwürfe, Heulkrämpfe (wegen meines schlechten Verhaltens), Vorschriften und Einmischung in Angelegenheiten meiner Wohnung und meines Lebens.
Ein erneuter Versuch meiner Freundin, alles zu vergessen und eine "normale" Beziehung zu meiner Mutter aufzubauen, scheiterte an meinem Geburtstag. Sie putzte extra meine Wohnung und bereitete das Kaffeetrinken vor, zu dem meiner Mutter sich quasi selber eingeladen hatte. Trotzdem gab es wieder nur "Hinweise" seitens meiner Mutter, wann und wie ich meine Einzugs- und Geburtstagsfeier zu veranstalten habe.
Der nächste Höhepunkt kam, nachdem ich die stressigste Geburtstags-und-Einzugs-Familienfeier meines Lebens hatte und ich mir von meiner Mutter anhören durfte, dass wir der Familie ja wohl nichts geboten hätten. Das Essen wäre ja ein "Witz" gewesen, ich hätte nur Geschenke abgestaubt und nicht jeden persönlich durch meine neue Wohnung geführt. Früher wäre ich so ein lieber Sohn gewesen, hätte immer gern gekocht, gebacken und alles mögliche für die Familienfeiern vorbereitet.
Den Kontakt zu meiner Mutter und meinen Großeltern brach ich dann entgültig ab, als mir mein Opa sagte, dass ich zu seiner Geburtstagfeier besser allein kommen sollte.
Seitdem habe ich zwei Briefe mit Vorwürfen, Anschuldigungen, Ausgrenzungen meiner Freundin ("Deine Partnerin") und Verlangen nach Rückbesinnung (auf mein früheres Verhalten) von meiner Mutter erhalten.
In einem letzteren Versuch der Klärung zwischen mir, meiner Mutter und meiner Freundin entschuldigte sie sich dafür, dass "es so gekommen ist" - teilte aber mit, dass sie sich in ihren Augen komplett richtig verhalten hätte und wir nur alles falsch verständen hätten. Sie hatte kein Problem damit, mir in Gegenwart meiner Freundin zu sagen, dass ich nachdenken soll, ob sie wirklich die Frau ist, mit der ich mein Leben verbringen möchte oder ob ich nicht vielleicht doch noch ein paar andere Erfahrungen machen möchte. Aber, wenn wir glücklich damit wären, bitteschön!
Sie könne in diesen Aussagen keine Ablehnung erkennen. Nun ja, ich und meine Freundin sehen das anders! Ich verstehe es nicht und meine Freundin will mit meiner Mutter nicht das geringste zu tun haben.
Das war der Kurzabriss von ungefähr 13 Monaten. Mir wurde erst nach einigen Monaten (in denen ich das Verhalten meiner Mutter sogar noch verteidigt habe) bewusst, dass mich meine Mutter sehr beansprucht, herumdeligiert und die verschiedensten Sachen erwartet und vorraussetzt. Ich war immer für sie da, wie eine Art Partnerersatz. Wenn ich irgendwas, was sie wollte, nicht gemacht hätte, dann hätte ich sofort ein schlechtes Gewissen bekommen. So war das schon immer bei mir. Nur aus diesem Verantwortungsgefühl und schlechtem Gewissen heraus habe ich Jahre lang Wochenende für Wochenende in ihrem Garten geholfen, bin am Wochenende zum 8-Uhr-Frühstück mit aufgestanden und bin stets "gesprungen", wann auch immer sie etwas wollte. Wo meine Mutter war, da war auch ich. In der ganzen Familie und Bekanntschaft wurden wir immer wie ein Paar genannt. Ich tat stets das, was von mir "erwartet" wurde - ohne das ich das so richtig realisiert habe. Jeder sprach von mir als "so ein lieber Junge".
Natürlich hat meine Mutter auch viel für mich getan (was sie mir ja auch immer vorhält). Wir haben teure Urlaubsreisen gemacht, sie hat sich immer um mich gekümmert, gesorgt, in allen Lebenslagen Hilfe geboten und mich auf jeden Fall immer lieb gehabt.
Aus dieser "Mutter-Sohn-Partnerersatz-Rolle" bin ich nun in gewisser Weise ausgebrochen und meine Freundin hat mir gezeigt, was ein junger und freier Mensch ist. Für meine Mutter, meine Familie und sogar Bekanntschaft bin ich jetzt der "böse Sohn", dessen Verhalten niemand begreift. Zumindest erzählt mir das meine Mutter immer wieder, wie entsetzt und schlecht jetzt alle von mir denken. Doch ich bin nun seit Tagen, Wochen, Monaten, eigentlich dem gesamten Jahr, hin- und hergerissen zwischen der Vorstellung, (fast) alles richtig gemacht zu haben und dem absoluten Schuldgefühl und schlechtem Gewissen! Dieses Problem beschäftigt mich Tag und Nacht und es belastet unsere Beziehung schon von Anfang an.
Es tut gut, das mal alles aufzuschreiben. Vielleicht hat irgend jemand da draußen das gleiche Problem. Ich komme mir irgendwie allein vor, da man in den meisten Fällen von Sohn-Mutter-Schwiegertochter-Beziehungen immer nur von dem verwöhnten Muttersöhnchen spricht, die alles von ihren Müttern gemacht bekommen und die von ihren "Lieblingen" auch nichts verlangen, außer, dass sie glücklich sind.
Danke für's Lesen!