an0N_1215226799zJedes Schicksal ist anders
Bei dir mag alles gut geklappt haben. Ich kenne auch eine Mutter, die mit Ende zwanzig alleinerziehend mit vier Kindern ist und dennoch ihr Studium durchgezogen hat und einen super Job hat, ihren Kindern viel ermöglicht usw.
Das ist aber nicht die Regel. Man kann hier auch nicht verallgemeinern und sollte beim konkreten Fall bleiben. Da sehe ich einfach sehr viel Unzufriedenheit über das eigene Schicksal und das wird irgendwo auch seine Quelle haben.
Anhaltspunkt ist für mich auch, dass das Mädchen ganz klar sagt, dass sie es anders machen möchte und ihr Leben in die Hand nimmt.
Man muss nicht drum herum reden, weil es einfach Fakt ist, dass es einer alleinerziehenden Mutter die sehr jung Mutter wurde, oft auch nicht gut geht und sie auch unter ihren Möglichkeiten bleibt.
Kinder vergleichen sich nun mal auch sehr und das Mädchen sieht in ihrem Umfeld vielleicht, wie es Kindern geht, die innerhalb einer Familie groß werden, die ihnen außer Liebe auch noch mehr bieten können.
Vielleicht lebt sie in einem Umfeld in dem solche Dinge eine große Rolle spielen.
Ich bin selbst alleinerziehend. Ich wurde nicht früh Mutter und kann meinen Kindern auch alleinerziehend einiges bieten. Dennoch ist man nicht vor dem Absturz gefeit. Wenn meine Kinder mir irgendwann etwas vorhalten, möchte ich dem mit Verständnis entgegen treten und ein offenes Ohr dafür haben.
Dass ich alleinerziehend bin nehme ich auch auf meine Kappe. Ich habe auch viel falsch gemacht, manches konnte ich nicht ändern. Aber es ist mir wichtig, keine Fronten zu schaffen und auf mein Lebensmodel zu beharren, als wäre ich noch überzeugt davon. Ehrlichkeit ist mir hierbei sehr wichtig. Ehrlichkeit darüber, dass ich es mir selbst auch lieber anders gewünscht hätte, ich die Unzufriedenheit nachvollziehen kann und ich mir für meine Kinder auch lieber etwas anderes gewünscht hätte.
Zur liebevollen Erziehung gehört für mich Ehrlichkeit, Verständnis, ein offenes Ohr dazu. Sich beleidigt in sein Schneckenhaus zurück zu ziehen und zu riskieren dass sich Fronten bilden, bringt nichts.
Wenn Kinder derart rebellieren, dann tun sie es häufig aus fehlendem Verständnis heraus und fehlender Offenheit. Ich finde es gerade bei alleinerziehenden Müttern auch wichtig, ehrlich zu sein und zu seinen Defiziten zu stehen.
Dein Modell hört sich bilderbuchmäßig an. Was ich aber so im Alltag mitbekommen habe sind Kinder, die durch den alleinerziehenden-Status ihrer Mütter sehr viele Nachteile und Defizite haben, einen schweren Alltag und schon früh Erwachsen werden mussten, weil sie nicht nur existentiell, finanziell, sondern auch emotional früh stark sein mussten.
Ein guter Freund ist bis heute für seine alleinerziehende Mutter da. Er wuchs mit seinem Bruder auf und musste früh auch emotional als Stütze da sein und sie mussten stark sein, vieles ausgleichen.
Ich selbst bin der Typ, der sich viel zu viele Tabus auferlegen ließ und vieles in sich hinein fraß. Das wünsche ich mir für meine Kinder nicht. Ich weiß nicht ob ich es anders hinbekomme. Zumindest habe ich den Anspruch. Jedenfalls wünsche ich mir keine angepassten Kinder die ihr Leid in sich hinein fressen und still vor sich hin leiden. Sondern Kinder die ehrlich sagen was sie bedrückt und ihnen fehlt. Auch wenn das schmerzhaft für mich sein sollte.
Das einfache Rezept, Hass mit Liebe zu bekämpfen, könnte auch hier passen. Denn im Grunde ist es nur heraus geschrienes Leid. Wenn man hier gegenseitig offen aufeinander zu geht, keine Kritik zum Tabus erklärt und offen ist über jedes Thema ehrlich zu sprechen und auch die eigenen Gefühle ehrlich wieder gibt, dann ist schon viel gewonnen.
In unserem Fall ist zumindest ein Vater da. Aber immer wieder sehe ich, wie schwer es wäre, wenn es ihn gar nicht gäbe. So etwas geht auch an Kindern nicht spurlos vorbei. Auch bei uns gibt es viele Defizite und ich bin mir sicher dass ich früher oder später mit den Ergebnissen dieser Defizite konfrontiert werde. Ich mache mir keine Illusionen darüber, dass ich trotz meines Status alles so hinbekommen und ausgleichen kann, dass wir dastehen, als wären wir eine komplette glückliche heile Familie. Das sind wir nicht.