Ich bin gerade mächtig ratlos. Eigentlich habe ich mehrere Baustellen, aber das würde hier glaub ich den Rahmen sprengen. Ich konzentrier mich mal auf die größte. Kurz zum Verständnis:
Letztes Jahr im Sommer habe ich mich von meinem Mann getrennt. Wir haben zusammen eine Tochter (12) und einen Sohn (8).Die Tochter lebt beim Vater, der Sohn bei mir. Seit Ende letzten Jahres habe ich wieder eine neue Beziehung. Er ist Vater einer Tochter (12), die bis April diesen Jahres beim Vater gewohnt hat. Danach gab es mächtig Streit zwischen ihn und ihr, sie zog darauf hin zur Mutter. Am Anfang kam ich mir ihr noch gut zurecht. Sie war aufgeschlossen, hat gerne mit mir gekuschelt, hat mir im Haushalt geholfen. Seit dem Streit mit ihrem Vater, habe ich erfahren, daß sie in einem Gespräch mit einer Jugendberatungsstelle erzählte, daß sie in den Hintergrund gerutscht wäre und das sie Sachen machen müßte, die sie gar nicht wolle. Wie z.B. als ich eine Tag im Krankenhaus war, hätte sie bei der Oma schlafen müssen. Dabei wollten wir sie bei der Oma am späten Nachmittag abholen, worauf sie uns gesagt hat, sie wollte lieber bei der Oma schlafen. Als ich das erfuhr, war ich sehr enttäuscht, aber naja, sie ist ja schließlich ein pubertierender Teenager.
Nach diesem Streit war erstmal für einige Wochen Funkstille zwischen Vater und Tochter. In dieser Zeit schrieb sie und ich uns einige e-Mails. Sie vertraute mir einige Sachen an. Ich dachte mir, viell. hat sie ja nur solche Lügen erzählt, weil sie im Moment ein Gefühlscaos duchmacht (Pubertät, neue Partnerin vom Vater ....). Mein Vertrauen ihr gegenüber wuchs wieder.
Das Verhältnis zwischen meiner Tochter und ihr war von Anfang an angespannt. Zwei Mädels im selben Alter sind eben nicht einfach. Es gab hin und wieder Streitigkeiten und dann hatten sie sich wieder versöhnt. Wobei meine Tochter immer sagte: Mama, die verdreht die Sachen aber ganz schön. Beispiel: Wir waren alle im Schwimmbad. Meine Tochter wollte sich dort etwas kaufen, hatte aber kein Geld dabei. Weil ich immer mit ihr meckere, wegen ständig Sachen kaufen, hat sie sie gefragt, ob sie ihr Geld leihen würde. Sie hat nur nein zu ihr gesagt. Danach ist zu mir gekommen und hat zu mir gesagt, meine Tochter hätte gesagt, sie solle ihr sofort das Geld geben. Weil ich meine Tochter so nicht kenne, hatte ich dies auch nicht geglaubt, bin aber auch nicht näher darauf eingegangen.
Mein Sohn und sie verstehen sich eigentlich gut. Sie spielen miteinander, machen so manchen Blödsinn und es gibt kaum Streitigkeiten.
Im August haben wir uns eine größere Wohnung gesucht. Jeder von den Kindern hat ein eigenes Zimmer bekommen. Die Mädeln kommen aller 14 Tage zu uns und meine Tochter noch zusätzlich jeden Mittwoch. Ich dachte, mit einer größeren Wohnung entspannt sich die Lage der Mädels viell. Aber im Moment ist es eher umgekehrt und mein Vertrauen zu meiner Stieftochter ist auch eher schlechter geworden. Angefangen hat es mit der Einrichtung der zwei Mädelszimmer. Da wir ja zwei Wohnungen zusammengeschmissen haben, waren auch einige Möbel übrig. Eine Schrankwand von meinem Partner und eine Couch von mir. Ich machte den Vorschlag, die Couch bei meiner Tochter ins Zimmer zu stellen und die Schrankwand bei meiner Stieftochter. Das Letzter wurde von meinem Partner akzeptiert. Das erstere nicht, mit der Begründung: Seine Tochter hat auch keine Couch. Die Couch solle weggeschmissen werden. Ich war total aufgebracht. Sie hatte doch eine Schrankwand. Außerdem stand im Zimmer meiner Tochter nur das Bett und zwei kleinere Kommoden. Ich setzte schließlich meinen Willen durch. Jedes mal wenn ich ihr jetzt was von mir gebe, krieg ich nur zu hören: Na ja, die kriegt sowieso alles. Jetzt hat sich die Lage noch weiter zugespitzt. Meine Tochter soll den Platz am Esstisch immer räumen, wenn meine Stieftochter kommt, weil sie sich diesen schon eher ausgesucht hatte (als meine Tochter nicht dabei war). Da gibt es immer Tränen bei meiner Tochter, wobei ich sie verstehen kann. Wer wird schon gerne vom Platz verjagt. Platztechnisch ist dieser Platz aber besser, weil wir wochentags sonst immer eine Stuhl mehr hinstellen müssten (kleiner Tisch), nur weil der andere Platz frei bleiben soll. Es wäre meiner Meinung nach besser, wenn meine Stieftochter auf den anderen Platz kommen würde, da sie ja weniger da ist. Außerdem möchte sie noch extra ihren alten Stuhl aus der alten Wohnung.
Des weiteren hat sich meine Stieftochter wieder einmal bei ihrer Oma ausgeweint, sie müßte mir alleine im Haushalt helfen, meine Kinder brauchen nichts zu machen und sie bekäme immer Ärger und komme nie zu Wort. Am liebsten möchte sie gar nicht mehr zum Papa. Das Verhältnis zwischen den Großeltern und mir hat dadurch auch schon einen Knacks bekommen. Bei mir ist das Vertrauen ihr gegenüber so langsam ganz weg. Wenn sie jetzt immer versucht, mich an die Hand zu nehmen beim Spazierengehen (was sie aber komischerweise immer nur macht, wenn meine Tochter dabei ist), reagiere ich total gefühlskalt und fasse dann lieber meine Tochter an. Ich kann einfach nicht so tun, als ob mich das alles nicht verletzt hat. Ich weis, sie ist ein Kind, aber es kommt mir so vor, als ob sie total berechnend und falsch ist.
Das schlimme ist, ich habe das Gefühl, mein Partner macht ihr alles Recht, weil er sie nicht wieder verlieren möchte. Und dies nutzt meine Stieftochter so richtig aus. Es gibt jedes mal richtig Streit und er sieht das alles nicht ein. Im Gegenteil, er verdreht die Sachen immer und schiebt die Schuld auf meine Tochter. Nicht, daß meine Tochter ein Unschuldsengelchen ist, da fallen manchmal auch schon Sätze, wo man schlucken muß. Aber deswegen immer gleich ausrasten und sie anschreien? Jedes mal, wenn jetzt ein Wochenende kommt, wo beide Mädels noch da sind, bin ich total angespannt und wünschte, daß es endlich vorüber ist.
Das zehrt mir ziemlich an den Nerven. Wenn wir alleine mit meinem Sohn sind, ist es so schön. Er kümmert sich liebevoll um ihn und mittlerweile ist eine richtige Papa-Sohn-Beziehung entstanden. Mittwochs, wenn meine Tochter da ist, spürt man allerdings auch schon Spannungen. Ich hoffe jedes mal, daß das kein Ärger und Streit gibt. Aber an den Wochenenden mit allen, möchte ich mich am liebsten schon freitags irgendwo anders hin, nur nicht nach Hause. Ich müßte eigentlich mit meinem Partner darüber reden, aber jedes mal schaltet er auf stur und ist eingeschnappt, weil er keinen Kompromiss eingehen möchte.
Ich weis langsam nicht mehr weiter. Ich habe Angst, daß die Beziehung daran kaputt geht. Ich bin hin und her gerissen. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre ihm gar nicht begegnet und hätte somit die ganzen Probleme nicht.
Oder reagiere ich vielleicht übertrieben? Wie seht ihr das?