Hallo Schniefnase...
Das hört sich ja wirklich übel an. Aber wenn Deine Freundin wirklich dazu entschlossen ist, etwas an der Situation zu ändern, dann kann sie das auch.
Zu warum ist ihr Sohn so und unsere Tochter so: man neigt ja dazu, sein eigenes Kind in einem besseren Licht darzustellen, als es in Wirklichkeit ist. Das tut jeder! Und jede Mutter empfindet einen (körperlichen) Angriff auf ihr Kind meistens sogar noch schlimmer als einen Angriff gegen sich selbst. Weiterhin ist es so, daß unsere Kinder Rollen spielen. Der Sohn Deiner Freundin steht in dem Ruf ein "wilder Bub" zu sein (na das soll ihm erstmal einer nachmachen). Deine Tochter hingegen ist das "liebe Engelchen". Aber sie spielen diese Rollen nur, um ihren Platz in unserer Gruppe zu haben. Welchen Sinn hätte es für Deine Tochter, die "Kleine Wilde" zu spielen? Es gibt schon einen "Wilden" bei Euch, da würde ihr nicht mehr soviel Aufmerksamkeit zukommen. Also muß sie die "Brave" in diesem Part sein.
Ich glaube, dass der Kleine Deiner Freundin sehr entmutigt ist. Ich hab hier in einem anderen Beitrag schon mal gesagt, daß das Ziel eines jeden Menschen Gemeinschaft ist, sich zugehörig fühlen. Und um dieses Ziel zu erreichen, bedienen Kinder (und natürlich auch Erwachsene) sich verschiedener Methoden. Die erste ist Aufmerksamkeit erregen. Dem Kind ist egal, ob es positive oder negative Aufmerksamkeit erhält. Hauptsache es wird nicht ignoriert. Wenn es einen anderen beißt und die Erwachsenen dann alle springen und aufgeregt machen, dann steht der Kleine absolut im Mittelpunkt. Hat sie ihn schon mal ermutigt, wenn er ruhig mit einem anderen Kind gespielt hat? Wenn ja, wie oft? Wir nehmen die positiven Eigenschaften unserer Kinder immer sehr selbstverständlich hin. Aber wenn sie sich unangemessen verhalten, machen wir ein großes aufheben darum.
Dann zum Thema Konsequenz? Was tut sie denn, wenn ihr Sohn ein anderes Kind "quält"?
Ein Beispiel für angemessenes Verhalten in einer solchen Situation:
Zuerst einmal muß sie ein Grundsatzgespräch führen, indem sie versucht die Einsicht des Kindes zu wecken und seine Mitarbeit zu gewinnen. Wer andere haut, ist nicht beliebt und keiner mag mehr mit einem spielen. Bitte keinen Vortrag halten! Weiterhin muß sie eine Regel aufstellen. Beissen und Hauen wird nicht akzeptiert. Tut er es dennoch, nimmt sie ihn an der Hand und bringt ihn ruhig und freundlich, aber bestimmt mit den Worten: "Schade daß es nicht klappt, aber nachher versuchen wir es wieder" aus dem Zimmer. Sie ermutigt ihn damit, daß sie daran glaubt, daß er es besser kann und machen wird. Er bestimmt nicht den Zeitpunkt, wann er wieder rein darf. Und das darf er erst wieder, wenn er nicht schreit oder tobt bzw. nach einem angemessenen Zeitraum.
Sobald er wieder da ist, wird nichtmehr darüber gesprochen. Tut er es dann wieder, verfährt sie wie davor. Sie kann ihm dabei sagen, daß wenn er sich nicht benehmen möchte, sie dann beim nächsten Mal nach Hause fahren. Tut er es dann wieder, fahren sie. Ohne Schimpfen! Und ohne großes Aufheben darum zu machen. Und ohne mit ihm darüber zu diskutieren und sich von einem Versprechen einwickeln zu lassen. Er weiß warum sie fahren und möchte nur testen, ob Mama auch wirklich konsequent ist. Vor allem darf sie sich nicht auf einen Machtkampf einlassen. Am besten singt sie in Gedanken ihr Lieblingslied (hilft mir z.B. sehr gut ;-) ) und ignoriert seine Versuche.
Spielt er jedoch mit den anderen Kindern, kann sie ihm sagen: "Es ist schön, daß Du soviel Spaß hast, mit den anderen zu spielen." Das sollte sie immer wieder machen.
Wenn er sich im Restaurant nicht benehmen kann, dann darf er nicht mehr mit. Sie kann ihm sagen, daß er erst wieder mitdarf, wenn er sich benimmt. Ansonsten muß er in der Zwischenzeit irgendwohin, wo er nicht so gerne hingeht. Also wo ihm nicht jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird.
Deinem Bericht entnehme ich, daß bei ihr viele Regeln fehlen oder aber die vorhandenen Regeln nicht konsequent eingehalten werden.
Konsequenz ist aber das A und O. Ist sie nicht konsequent, kann sie es von vornherein sein lassen. Kinder merken sowas sofort. Wenn Du möchtest, kann ich Dir ein sehr gutes Buch zum Thema Erziehung empfehlen.
Sie kann allerdings auch Triple P anwenden. Allerdings finde ich persönlich das nicht so gut, weil es beim Kind nicht die Einsicht weckt. Muß aber jeder für sich selber wissen.
Professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen ist eine gute Idee. Oft ist die Situation nämlich schon so eigefahren, daß man ohne Hilfe von außen nicht mehr weiterkommt.
Ich hoffe, Dir geholfen zu haben und wünsche Euch viel Glück,
Pennywise