Hallo,
ich kann dich sehr gut verstehen. Meine Schwester war auch so ein Fall in der Schule. Sie war zwar nicht dick, aber sie war extrem schüchtern und zurückhaltend, was natürlich auch eine Menge böswilliger Kinder richtig angezogen hat, sie dann zu belästigen oder zu beleidigen. Wenn auf dem Schulhof Fangen gespielt wurde, durften wir nicht mitmachen (ich wurde zu früh eingeschult, weil mein Vater wohl dachte, wenn meine Schwester nicht alleine ist, dann kann ihr keiner was). Das war das Ergebnis der Prügeleien, die ich immer mit Mitschülern hatte, weil sie meine Schwester aufzogen.
Heute hat sie selbst zwei Töchter und bei der Grossen entschloss sie sich kurzerhand, sie ein Jahr zurückzustufen, nicht gleich mit sieben in die erste Klasse zu schicken, weil sie meinte, die Kleine sei VIEL ZU schüchtern. Das stimmte auch, denn wie du schon sagtest: Kinder merken die Unsicherheit der Eltern recht schnell. Wenn Eltern selbstsicher agieren, färbt das unheimlich auf die Kinder ab und sie reagieren mit Selbstbewusstsein, weil sie das Gefühl bekommen, sich auf ihre Eltern verlassen können.
Was du machen kannst ist, dass du dich mit den Müttern (unbemerkt von deiner Tochter) ein wenig unterhälst und ihnen deine Sorgen mitteilst. Du könntest sie bitten, einfach mal ein allgemeines Gespräch mit ihren Kindern (wenn, dann fang bei den Mädchen an) über Kinder mit Uebergewicht zu führen.
Ich weiss nicht, ob ihr schon einen Elternsprecher habt oder nicht, aber wirklich - wenn du dir sooo grosse Sorgen um deine Kleine machst (und das scheint so zu sein), dann mach diesen vielleicht ungewöhnlichen Schritt auf die Mütter zu.
Bei den Lehrern hilft das meist wenig. Aber bei den Müttern bringt das richtig viel.
Ein Junge in der Klasse meiner Nichte (Montessori) ist leicht geistig behindert, und seine Mutter hat AUCH bei meiner Schwester und anderen Müttern angerufen und ihnen versucht, zu erklären, welche Aengste sie hat und dass ihr Sohn ständig (versehentlich) andere Kinder beim Spielen verletzt und sie Angst hat, dass er als blöd ausgegrenzt wird usw.
Beim Gespräch mit meiner Nichte (9 Jahre)kam sehr schnell raus, dass sie ganz klar wusste, warum sie dem Jungen nicht böse zu sein hat. Sie meinte klar und deutlich: "Er wollte mir nicht wehtun, er wollte nur spielen, und dabei hat er meine Jacke zerrissen." usw.
Dieses Bewusstsein hättes sie vielleicht nicht bekommen, wenn sich die Mutter nicht direkt an die anderen Mütter gewandt hätte (obwohl integrative Schule). Und dann kommt es natürlich drauf an, wie es die Mütter ihren Kindern erklären.
Aber wenn dir deine Tochter soviel Mut wert ist, dann verlier keine Zeit, sondern setz dich mit anderen Müttern in Verbindung. Du wirst sehen, es wird dich enorm entlasten.
Ich wünsche dir viel Glück.
(Solltest du noch fragen haben, oder mir eine Antwort senden, bitte per PN.)
Liebe Grüsse,
Lola