Erfahrungsbericht kopiert - so was es bei mir
Hallo Saramira,
ich hab Dir einfach die passenden Passagen aus meinem Thread hier reinkompiert. Lieben Gruß:
Ich kam vor 2 Jahren mit meinem Mann zusammen. Da war er bereits 1 Jahr getrennt und hat einen 4jährigen Sohn aus erster Ehe, das er nicht mehr sehen darf. Wir sind nach kurzer Beziehung Eltern eines gemeinsamen Sohnes geworden. Seit unser Sohn auf der Welt ist, macht die Ex noch mehr Schwierigkeiten.
Ich war traurig darüber dass er alles schon mal erlebt hatte und ich ihn nicht zum Vater machen konnte, da er schon einer war. Ich hatte das Gefühl dass alles für ihn nichts besonderes sein wird. In mir kamen Szenen hoch, in denen ich mir die ehemalige traute Familie vorstellte.
Als ich schwanger war bekam ich Aggressionen, wenn ich mal mit ihm in einen Babyladen ging um etwas für das Baby auszusuchen und er sich bei der Gelegenheit nur nach Spielsachen für seinen Großen umschaute. Also erledigte ich so was nur noch allein, bezahlte alles selbst und fühlte mich alleingelassen.
In mir kam vor allem Wut hoch, wenn ich etwas schönes teures für das Baby in meinem Bauch gekauft hatte und das Kind am Besuchswochenende dann damit spielen wollte, noch bevor mein Baby je die Gelegenheit dazu hatte, weil es einfach noch nicht da war und der Große einfach immer hier war bzw. einfach schon geboren war. Als Frau die zum ersten mal Mutter wurde hatte ich einfach eine große Vorfreude und wollte meinem neugeborenen Kind schöne, saubere neue Sachen geben.
Ich konnte dem Großen leider nichts verbieten. Denn er hatte ja eine Sonderrolle inne, wo man dem "armem Kind" seinen Willen lassen musste, weil es ja nur 1mal die Woche da war. Außerdem hätte ich mich ja auch dem Verdacht der bösen Stiefmutter ausgesetzt wenn ich interveniert hätte. Also fing ich an alles was ich für das Baby kaufte zu verstecken. Ich wollte nicht das beretis alles benutzt, alt, schmutzig und kaputt ist, weil der Große alles kaputt macht was er in die Finger bekam und kaputt sein Lieblingswort war. Das Babybett konnte ich nicht verstecken, so dass er es als Trampolin benutzte und das Lattenrost schon kaputt war bevor mein Baby drin liegen konnte und das Nestchen hatte abgerissene Schleifchen. Beim Stillkissen wurden die Microfaserkügelchen durch die Wohnung verteilt und Schokoflecken darauf hinterlassen und noch vieles mehr.
Als unser Kind da war muss ich sagen dass viele Gefühle plötzlich verflogen waren. Mein Mann war so begeistert von der Geburt und unserem Sohn, dass ich nicht mehr das Gefühl bekam dass es für ihn nichts besonderes sei.
Plötzlich wurde mir klar dass es hier doch weniger um seine Freude als um meine ging. Mir wurde auch klar dass ich dadurch dass es für mich das erste mal war, ich und meine Gefühle ausnahmsweise mal im Mittelpunkt standen und nicht so sehr seine. Das alles so dramatisch ablief und er sich so um mich sorgen musste verstärkte auch noch den Effekt und stärkte den Zusammenhalt.
Problematisch war nach der Geburt der Umstand, dass er unserem Baby wenig Aufmerksamkeit schenken konnte, da sein Großer ihn samstags weiterhin völlig vereinnahmte und er sich weiterhin sonntags mehr von dem Samstag erholte und von seiner Arbeitswoche. Ich hatte einfach das Gefühl dass er ausgelaugt und emotional belastet war. Automatisch führte es dazu dass ich mich auch samstags alleine um mein Baby kümmerte, während er sich um den Großen kümmerte. So als hätten wir getrennte Kinder.
Das wurde dadurch verstärkt dass er beinflusst durch einen Anwaltsschreiben der Ex der Meinung war, dass der Große eifersüchtig auf den Kleinen sei und er sich deshalb nur um den Großen kümmern würde. Dabei konnte ich keinen Anflug von Eifersucht erkennen im Gegenteil, er liebte den Kleinen sogar. Aber ich hatte einfach einen Kloß im Hals wenn es so ablief.
Ich denke eher dass mein Mann ein schlechtes Gewissen dem Großen gegenüber hatte, weil er mit einer anderen Frau ein anderes Kind gezeugt hatte und deshalb ihm das Gefühl der Einzigartigkeit geben wollte.
Das Problem war für mich dass ich die Befürchtung hatte dass er bei unserem Sohn weniger die Gelegenheit hat eine richtige Bindung zu ihm aufzubauen, weil alles von dem Großen Sohn überschattet ist und er sich nicht richtig auf das Kind einlassen kann.
Ich konnte bei unserem Sohn damals nie die Gefühlsausbrüche erkennen die er von Anfang an seinem älteren Sohn gegenüber hatte. Und eine Bindung baut man vor allem in den ersten Lebensmonaten auf. Ich hatte Angst dass wir eine Ehe führen in der jeder sein eigenes Kind hat.
Er machte wieder vieles falsch. Er fotografierte wie immer wöchentlich seinen Großen durch wie ein Paparazzi, während ich die einzige war den Kleinen fotografierte. Ich bekam schon Aggressionen wenn er vor dem Samstag total gewissenhaft schon den Akku der Camera lud. Für unseren gemeinsamen Sohn hätte er das nie getan. Das tat immer nur ich.
Es gab Unmengen von Fotos von dem Großen und von meinem Sohn nur die die ich machte. Daher war ich kaum auf den Bildern zu sehen mit meinem Sohn, weil uns ja keiner fotografierte. Nie ich mit meinem Sohn. Immer nur mein Sohn allein im Bild oder Sohn mit Vater. Von seinem Sohn hatte ich hingegen selbst auch noch viele Fotos gemacht und daher gab es auch viele von ihm mit seinem Vater und auch welche wo ich drauf war. Das tat auch weh.
Die Großeltern wollten Fotos von den Enkelkindern, also schickte er ihnen nur welche von seinem Großen, weil er es einfach immer so gewohnt war. Erst als die Großeltern ihn darauf hinwiesen, fiel es ihm auf.
Überall war sein Passwort der Name des Großen und nie vom Kleinen und so weiter und so fort. Da fing ich erst an auf das Kind eifersüchtig zu werden. Vorher war ich immer nur auf die Ex eifersüchtig und dass sie so was großartiges wie ein Kind mit ihm teilt, dass ihm vorgeblich wichtiger war als ich.
Bei den Großeltern habe ich das Gefühl dass sie sich emotional bei meinem Sohn zurückhalten und nicht zu sehr binden wollen, da sie ja mit dem Großen so eine schmerzhafte Erfahrung gemacht haben und ihn auch noch verloren haben.
Daher spüre ich dass sie unsere Beziehung argwöhnisch beäugen und eher so eingestellt sind, dass auch das in die Brüche gehen könnte und man sich daher nicht allzu sehr emotional involvieren sollte. Bei der Geburt waren sie auch in Urlaub, obwohl der Termin lange vorher feststand. Das tut vor allem deshalb weh, weil sie so sehr immer hinter dem Großen her waren und er so im Mittelpunkt stand und sie sich so um ihn bemühten. Sie haben ihn öfter gesehen (fast jede Woche), als manch andere Großeltern deren Sohn eine intakte Familie hat.
Jetzt wo der Große nicht mehr da ist, habe ich das Gefühl dass mein Mann sich in der Pflicht sieht als Ersatz meinen Sohn präsentieren zu müssen. Ich spüre den Druck, dass ich ebenso oft meinen Sohn präsentieren muss, wie damals der Große Kontakt zu den Großeltern hatte, einfach deshalb weil es so war. Also wieder eine eingefahrene Struktur mit der ich zu kämpfen habe. Ich habe auch das Gefühl als ob mein Mann um die Gunst der Großeltern kämpft und versucht ihnen meinen Sohn nahe zu bringen. Wobei ich wieder Wut bekomme, weil ich meine dass mein Sohn von sich selbst aus schon so süß ist, dass er nicht noch um die Gunst der Großeltern zu buhlen hätte und letztendlich drauf verzichten kann, wenn es nicht von selbst kommt. Das ist halt auch so eine Altlast die durch solch eine Konstellation entsteht.
So oder so ist es schwierig. Als der Große noch da war, stand er so sehr im Mittelpunkt, dass es schier unmöglich war dass die Großeltern zu irgend einem anderen Enkelkind (es gibt noch zwei weitere) eine großartige Bindung aufbauen konnten. Es erstickte alles um einen herum. Jetzt wo der Große weg ist, geht es wieder nicht, weil sie sich aus Enttäuschung zurück halten. Leidtragend sind am Ende alle Kinder.
Est kürzlich bekam ich mit wieviel die Großeltern den Großen in den letzten Jahren beschenkt haben. Bei fast jedem Besuchstag wurden ihm Spielzeug und Kleider geschenkt. Mir haben sie in der ganzen Zeit nur 2 billige Strampler und ein paar Sommersandalen im Winter geschenkt, obwohl mein Kleiner ja nicht mal laufen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass mein Mann bisher auch kaum etwas für den Kleinen gekauft hat und den Großen an jedem Besuchstag mit Kleidern und Spielzeug großzügig beschenkte und sich über alles intensive Gedanken machte.
Das mit den Großeltern ist schade, da ich selbst eine sehr innige und wichtige Bindung zu meinen Großeltern hatte und weiß wie wichtig sowas sein kann. Aber ich sehe auch wie es langsam aber sicher auftaut und in die richtige Richtung geht. Es ist jedoch ein langer Prozess.
Ich verstehe die Großeltern schon, da sie schließlich eine negative Erfahrung gemacht haben die noch nicht lange her ist. Aber die Situation ist momentan dennoch traurig und nicht zufriedenstellend.