Was heißt Grenzen setzen?
Hallo liebe Keks,
ich denke, reenemaeuschen hat dir schon richtig viele gute Dinge gesagt, die speziell ADS angehen. Da ist es auf alle Fälle sinnvoll, sich mit Leuten in der gleichen Situation auszutauschen.
Zu deiner Frage, was es heißt Grenzen zu setzen:
Du vermischt in deinem Beispiel: Grenzen setzen und die Konsequenzen, die gezogen werden, wenn Grenzen überschritten werden. Eine Grenze zu setzen heißt, dem Kind klarzumachen "Bis hierhin hast du Freiraum, aber weiter geht es nicht." Die Grenze ist wie eine unsichtbare Linie, die nicht überschritten werden sollte. Wichtig: Vor den Grenzen liegen Freiräume!
Grenzen werden üblicherweise mit Regeln festgelegt. Bei deinem ins Bett-Beispiel könnte die Grenze als Regel formuliert so in etwa aussehen: "Du gehst um 20 Uhr ins Bett." (Mit dem Gedanken im Hinterkopf: Es darf auch Ausnahmen geben, z.B. wenn mal abends noch länger unterwegs ist.)
Ich nehme an, dein Sohn ist im Grundschulalter. (Sein Alter hast du leider nicht genannt.) Daher solltest du ihm noch helfen, die Grenze im Blick zu behalten. Hat er eine Uhr im Zimmer? Kann er die Uhrzeit lesen? Erinnere ihn vorher dran: "In zehn Minuten geht es ins Bett. Beende dein Spiel." Vielleicht kommst du fünf Minuten vorher nochmals zum Erinnern, falls er tief ins Spiel versunken ist. Und um 20 Uhr sagst du nicht nur, dass er ins Bett soll, sondern hilfst ihm dabei. "Komm, wir räumen deine Sachen zusammen." Ggf. darf was Wichtiges (eine tolle Lego-Konstruktion, mühsam aufgebauten Eisenbahnschienen) ja auch als Anreiz für den nächsten Tag stehen bleiben.
Wiederhole nicht ständig die gleiche Forderung: "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass...?" Das nimmt er irgendwann gar nicht mehr wahr. Wenn er auf Worte nicht reagiert, handele. Damit meine ich keine Gewalt!!! z.B. kannst du schon mal ein paar Spielsachen einräumen oder ihn aufs Ins-Bett-Gehen einstimmen: "Was soll ich dir heute vorlesen?" Begleite ihn in der "schwierigen" Phase ins Bettgehen. Dabei sieht er: Mama ist es wichtig, dass ich mich an die Regeln halte. Sie hilft mir dabei. Aber es gibt kein Geschrei und Gemeckere (im Idealfall ;-) ).
Wenn es dann doch gar nicht klappt, erst dann kommst du an den Punkt, an dem du dich fragst, welche Konsequenz das Überschreiten der Regel hat. (Und im Gegenzug finde ich gut: Hat es eine positive Konsequenz = Belohnungssystem, wenn er diesen für ihn schwierigen Schritt gut bewältigt?) Natürlich sollte die Konsequenz (Strafe???) logisch sein und damit zu tun haben. Vielleicht muss er am nächsten Tag dann um Viertel vor 8 aufhören zu spielen, damit er genug Zeit zum Aufräumen hat, bevor es ins Bett geht. Oder was ähnliches...
Zu den Kommentaren der Lehrerin deines Sohnes kann ich nur den Kopf schütteln? Wie kann eine Pädagogin nur auf die Idee kommen, dass ein Geschenkeverzicht zum Geburtstag irgendeine Auswirkung auf ihren Unterricht hat? Natürlich solltest du mit der Lehrerin versuchen zusammenzuarbeiten und zu überlegen, woran es liegt, dass dein Sohn stört und wie man es ändern kann. Dein Sohn kann dann sehen, dass ihr beide gemeinsam das Ziel verfolgt, dass er nicht stören soll. Aber während du z. B. Einflussmöglichkeiten hast, ob dein Sohn seine Hausaufgaben macht oder alle Materialien dabei hat, kannst du direkt in der Schule wenig beeinflussen. Da muss dein Sohn sich alleine benehmen - und wenn er stört, muss die Lehrerin vernünftige Konsequenzen ergreifen. Ganz banal z.B. einen anderen Sitzplatz finden, wenn er mit dem Nachbarn redet. Oder wenn er sehr stört, ihn aus dem Unterricht verweisen, sofern es dafür vernünftige Konzepte an der Schule gibt (Stichwort: Trainingsraumprinzip).
Die Musiklehrerin hat eine logische Konsequenz gewählt: Dein Sohn hat gestört und sie hat ihn (nach entsprechender Verwarnung, hoffe ich doch) aus dem Musikchor hinausgeworfen. Er hat - wenn er denn verwarnt war - durch sein Verhalten selber entschieden, dass er nicht mehr mitmachen möchte. Er hatte ja die Wahl, sich zu benehmen und dabei zu bleiben. Er hat die Grenze überschritten und muss die Konsequenzen tragen.
Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Äußerungen weiterhelfen.
Liebe Grüße,
Michi