Du bist nicht allein
Hallo liebe Lori864,
ich bin momentan in einer ähnlichen, wenn auch weniger angespannten Situation wie du. Meine große Tochter ist 4,5 Jahre alt und mein kleiner Sohn 3,5 Monate. Bevor der Kleine da war habe ich immer viel Zeit für sie gehabt, wir waren ein eingespieltes Team (bis kurz vor meiner Schwangerschaft waren ihr Papa u ich auch ein Jahr lang getrennt und sie und ich haben alleine gewohnt, was uns denke ich nochmal auf besondere Weise zusammengeschweißt hat).
Dann hat sich für sie plötzlich alles geändert. Wir sind in eine andere Wohnung und anderen Ort gezogen, sie müsste einen anderen Kindergarten besuchen und zur Krönung kam dann auch noch der Babybruder, der natürlich erstmal alle Aufmerksamkeit hatte.
Auch wenn ich mich bemüht habe, immer Zeit für sie einzuplanen (am Wochenende hat mein Freund den Kleinen zB gehütet und ich bin mit ihr zum Indoorspielplatz oder ins Kino...), hat diese ganze Veränderung ihre Spuren bei ihr hinterlassen. Sie wurde auch vermehrt bockig, frech und hat sich irgendwie...entfernt. Außerdem wollte sie plötzlich nicht mehr in den Kindergarten, es ist immer noch oft ein Kampf (mittlerweile habe ich mit den Erzieherinnen ein Konzept entwickelt um ihren morgendlichen Anfällen entgegenzuwirken).
Es war wohl einfach zu viel Veränderung für sie. Plötzlich nicht mehr ihre Freunde sehen, plötzlich nicht mehr nachts zu Mama ins Bett dürfen weil das Baby da ist, und und und...
Ich bin heilfroh dass mein Sohn ein friedliches, zufriedenes Baby ist und kein Schreikind. Denn auch ich bin sehr perfektionistisch, ordnungsliebend, man könnte sagen zwanghaft und pedantisch :-) Und wenn etwas nicht so läuft wie ich es mir vorstellen dann mecker ich und schrei auch mal und dann tut es mir wieder so leid wenn ich sehe wie sie das einsteckt und sowas sagt wie "ja Mama, bitte nicht wieder schimpfen, ich mach ja...", oder mit panischem Blick "Entschuldigung" ruft wenn ich sie wegen irgendwas anschnauze was mir im Nachhinein dann leid tut weil es eigentlich die Sache nicht wert war und ich mal wieder nur meine Anspannung losgeworden bin - und sie die Leidtragende war.
Mein Freund arbeitet auch 12h Schichten und auch am Wochenende aber Gottseidank haben wir die Großeltern in der Nähe und demnach hab ich auch immer mal wieder Entlastung. Ich habe größte Hochachtung vor dir dass du das alles zum größten Teil alleine meisterst.
So nun konkrete Tips für dich.
Ich würde versuchen, für euch beide mindestens einmal wöchentlich sogenannte Quality Time einzurichten. Also Zeit, in der ihr etwas schönes zusammen macht, sie dich nur für sich hat. Wenn die Kleine dich nicht gern aus den Augen lässt, versucht doch die Oma mitzunehmen. So kannst du dich auf die Große konzentrieren und bist für die Kleine trotzdem in Sichtweite.
Deine Große Tochter hatte dich immerhin fast 4 Jahre nur für sich selbst und macht scheinbar seit die Schwester da ist nur die Erfahrung zurückstecken zu müssen (ohne Vorwurf! ich weiß wie schwer es ist)
Haushalt - meinst du du schaffst es ihn tagsüber größtenteils liegen zu lassen und abends eine Stunde zu reservieren wenn die Kinder im Bett sind? Für mich war es schwer, gerade weil ich so n Ordnungsfreak bin - habe mich gezwungen, das aufräumen tagsüber einzulassen. Sissifoss-Arbeit. Und auch wenn man sich das Chaos zwischendurch ansieht und denkt "oh mein Gott hier bin ich Stunden dran"...im Endeffekt geht's immer relativ schnell mit der Aufräumerei, abends und in Ruhe
Frisch kochen: find ich toll dass du das jeden Tag machst und da will ich dir eigentlich auch gar nix anderes raten, aaaaber: bei uns gibt's auch einmal in der Woche Nudeln mit Tomatensoße. Was schnelles, einfaches, nicht so gesundes. Man(n) kann es auch mal verschmerzen, ganz ehrlich, und wenn dein Mann meckert, kann er sich ja selbst noch was dazu bruzzeln.
Du musst dir alltägliche, kleine Erleichterungen schaffen und das schlechte Gewissen abstellen. Dann schaut die Große halt mal ne Stunde Kika. Wenn es dabei hilft den Hausfrieden zu erhalten und deine psychische Gesundheit zu stabilisieren ist es legitim. Denn wenn du immerdar rotierst und versuchst es allen recht zu machen, nicht an dich denkst und dann angespannt und unglücklich bist und das dann an deiner Tochter rauslässt (sie ist ja auch ein dankbares "Opfer" im Moment), hat niemand was davon.
geht deine Große denn tagsüber nicht in den Kindergarten?
So ich hoffe mein Text ist nicht zu lang und verwirrend-mein Sohn hat mich alle 5 Minuten unterbrochen, der will heut so gar nicht schlafen bei der Hitze...