Hallo,
ich weiß leider nicht, wie ich mich verhalten soll. Deshalb hoffe ich, dass ihr mir weiterhelfen könnt.
Mein Freund und ich sind seit drei Jahren zusammen. Wir haben einen gemeinsamen Sohn, der elf Monate alt ist. Außerdem habe ich noch eine fünfjährige Tochter, die bei uns lebt und auch ein gutes Verhältnis zu meinem Freund hat. Wir sind erst vor kurzem in eine größere Wohnung gezogen, damit beide Kinder ihr eigenes Zimmer haben.
Doch vorgestern hat mir mein Freund mitgeteilt, dass er einen Job in einer anderen Stadt angeboten bekommen hat, die zu weit von unserem Wohnort entfernt ist, um zu pendeln. Er würde den Job gerne annehmen. Er sagt, es sei sein absoluter Traumjob und genau das, was er schon immer machen wollte. Ich möchte ihm diese Stelle auch auf keinen Fall ausreden, da er mit seinem jetzigen Job sehr unzufrieden ist. Er soll schon nächsten Monat anfangen, je nachdem wie sich die aktuelle Situation entwickelt, ansonsten spätestens im Juli.
Ich kann leider nicht so einfach umziehen, denn ich stecke mitten im Studium, das ich voraussichtlich im September 2021 beenden werde. Ich kann es auch nicht in der Stadt fortsetzen, in der mein Freund arbeiten will. Er plädiert dafür, dass ich es erst beende und dann mit den Kindern nachkomme. In der Zwischenzeit würde er dann jedes Wochenende zu uns kommen. Ich glaube, ihm ist überhaupt nicht bewusst, wie viel er dann von seinem Sohn verpasst. Als ich ihn darauf hingewiesen habe, meinte er, dass er ihn ja jedes Wochenende sieht und es auch nur für etwas mehr als ein Jahr sei.
Außerdem weiß ich nicht, ob ich in der anderen Stadt einen Job finden werde. Eigentlich hatte ich vor, an der Uni, an der ich gerade studiere, zu promovieren. Wenn ich Glück habe, kann ich das auch, ohne vor Ort zu sein, mit einem Stipendium. Aber sicher ist das nicht.
Wir müssten dann auch wieder umziehen. Gerade bezahlen wir beide genau die Hälfte der Miete und es wird finanziell nicht möglich sein, dass mein Freund zusätzlich noch Miete in der anderen Stadt bezahlt.
Hinzu kommt der Vater meiner fünfjährigen Tochter. Er hält nur sporadisch zu ihr Kontakt und ich hätte Angst, dass der Kontakt ganz abbricht, wenn wir wegziehen. Mein Freund hat (berechtigterweise) angemerkt, dass immer nur ich mich um den Kontakt bemühe. Weder meiner Tochter, noch ihrem Vater scheinen diese Begegnungen wirklich wichtig zu sein. Dennoch möchte ich ihr den Vater nicht vorenthalten.
Denkt ihr, eine Familie mit kleinen Kindern kann der Belastung einer Fernbeziehung standhalten? Wie würdet ihr euch an meiner Stelle verhalten? Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Freund die Stelle nicht annehmen würde, wenn ich absolut dagegen wäre, aber ich weiß auch, dass er sehr unglücklich über diese Entscheidung wäre.
Tut mir leid, dass es so ein langer Text geworden ist. Vielen Dank, falls ihr ihn bis zum Ende gelesen habt.
Beste Grüße,
Micah