naomh_12744558Klar, man muss sich benehmen können. ABER:
mensch, man muss doch über alles reden können. genauso, wie man erwarten kann, das sich jemand in deinem haus benehmen und sich an regeln & grenzen halten kann, kann derjenige auch erwarten, dass er plausible gründe für diese regeln erklärt bekommt, vor allem, wenn sie, wie in jules' fall plötzlich und scheinbar ohne zusammenhang getroffen werden.
Du (ich darf doch "Du" sagen, oder?) benutzt das wort "hinterfragen" so, als ob es ein großes verbrechen wäre, "um gottes willen, wie kann er es wagen, nochmal nachzufragen", so, als ob er eine böse absicht dabei hätte. dabei will man doch, wenn man hinterfragt, nur verstehen. daran ist doch nichts auszusetzen, oder? wie es scheint, hat sich jules' freund wohl zudem auch etwas im ton vergriffen, was er natürlich nicht hätte tun dürfen, aber anstatt ihm das für alle ewigkeit vorzuwerfen, sollte man versuchen, sich gegenseitig so zu verstehen, dass sowas nicht wieder vorkommt.
und damit meine ich nicht, dass man dem bösen jungen verzeiht, dass er sich dreisterweise erlaubt hat, nach dem grund zu fragen, sondern dass man sich gegenseitig versucht zu verstehen. das mag für "mein haus - mein kind - meine regeln"-Eltern vielleicht überwindung kosten, aber seien wir mal ehrlich: nicht nur die kinder wollen was von ihren eltern, sondern auch umgekehrt. man sieht ja, wie die mutter drunter leidet. Wir wollen doch keine gerichtsverhandlung, wo einer für schuldig erklärt wird. fehler bekennen, natürlich, aber bitte auf beiden seiten. ansonsten wird die gleiche sache immer wieder zu konfliktpotenzial führen, was da anscheinend ja auch passiert ist.
und mag sich jules' freund manchmal temperamentvoll, vielleicht auch etwas cholerisch benehmen - das ist noch lange kein grund zu denken, dass er seine freundin auch schlecht behandeln wird. nicht zu allem ja und amen zu sagen, kann auch ein vorteil in vielerlei beziehung sein (und auch IN der beziehung ;-) ). Ich kenne ihn natürlich genau so wenig wie du, wenn sich wirklich mal zeigen sollte, dass er sie schlecht behandelt, sollte sie so schnell wie möglich die konsequenzen daraus ziehen. aber jules kommt mir nicht vor wie ein gedankenloser teenie, der vor lauter rosaroten wolken nichts sieht und sich in den erstbesten verliebt. Zumal sie ja sehr reflektiert über alles schreiben kann.
Menschenkenntnis haben eltern wohl gezwungenermaßen mehr als ihre kinder, aber wohl auch genauso viel hang, ihre kinder in allen fällen beschützen zu müssen, ob gerechtfertigt oder nicht. und ich wage mal zu behaupten, dass die freundin ihren freund besser kennt, als ihre eltern ihren freund, lebenserfahrung und menschenkenntnis hin oder her. schließlich ist sie ja viel öfter mit ihm zusammen, redet mit ihm viel mehr und tiefgehender etc..
Selbst wenn es so bleibt, dass er nicht mehr zu ihr darf und sein verhältnis zu ihren eltern ein für alle mal kaputt ist, ist das noch lange kein grund, jemanden so unter emotionalen druck zu setzen. selbst wenn ihr freund ein a**** sein sollte, müsste sie das wohl selbst herausfinden und sich nicht nur wegen der eltern und der mutter, die nicht mehr mit ihr spricht, trennen. Und wenn du schon den ultimativen Charaktereigenschaftstest empfiehlst, würde ich gerne noch ergänzen: schreib dir (jetzt meine ich jules) nicht nur seine charakterschwächen auf, sondern auch die stärken, + alles, was du an ihm liebst. dann kannst du wenigstens abwägen.
Und wenn man denken würde, dass der jetzige freund es für alle zeiten sein wird, würde jeder schon nach 2 wochen heiraten. dieses argument kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. man lebt doch jede beziehung so, als wäre es die letzte, oder war es bei dir (jetzt meine ich wieder saraa) anders?
Schwarzpappel