Ja, ja...
Hallo Markus,
bin zwar Erzieherin, aber eher für die schlimmere Sorte kinder und Jugendliche:)
ich denke, das ist euer einziges Kind, oder? Hat keinen grossen Kontakt zu anderen Kindern gehabt? Naja, also bei meiner Nichte war das so, dass sie grosstiels mit Oma und Opa ihre Zeit verbracht hat. Oder vor der Glotze, weil meine Schwester nicht soviel Zeit zu dem Zeitpunkt hatte. Dadurch hatte ihre Kleine dann Kontaktschwierigkeiten. Als ich mit ihr mal zum Spielplatz gegangen bin, habe ich das ganz deutlich gesehen. Sie hat sich nichts getraut, wenn andere Kinder da waren, oder auch nur eines! Darauf angesprochen meinte meine Schwester damals auch nur, "es würde sich schon geben", aber das "gibt sich nicht" so einfach. Man muss sehr viel Feingefühl haben, um seinem Kind das nötige Selbstbewusstsein zu geben, das ihm fehlt. Denn dumm sind diese Kinder ja nicht, sie scheuen sich nur vor anderen Gleichaltrigen.
Also Markus, ich sag dir das mal aus dem Privaten, und nicht als Erzieherin: Wenn du einen guten Draht zu deinem Sohn hast, dann nimm ihn öfter mit zu Spielplätzen, wo er mit anderen (ungezwungen) konfrontiert wird. Er soll lernen, keine Angst zu haben, nach der Schaukel zu fragen oder nicht immer bei jeder Unsicherheit den Blickkontakt zum Papa suchen. Und dafür brauchst du dann Feingefühl, nämlich wenn er dich anschaut, ihm zwar das Gefühl zu geben, dass du da bist, aber ihm gleichzeitig auch das Gefühl geben, dass genau diese eine Situation, in der er gerade steckt, nicht anormal für Papa zu sein scheint, also wohl lösbar. Und wenn du ihm einen kleinen verbalen Schubser geben willst, dann so gelassen und kurz und "nebensächlich" wie möglich, damit er nicht das Gefühl bekommt, er steht im Scheinwerferlicht.
Jemanden zu ihm nach hause einzuladen macht glaub ich wenig Sinn, denn "die anderen" machen ihm ja Angst (wenns denn so ist, wie ich das denke).
Also soviel Aussenkontakt wie möglich suchen, aber wiederum nicht zuviel erzwingen wollen. Er muss jedesmal ein kleines Erfolgserlebnis haben, um gerne wieder die Konfrontation zu suchen.
Uebrigens gibt es auch Kinder, die sind so selbstbewusst, dass sie auch schon wieder ausgegrenzt werden. Meine Tochter zum Bespiel wird morgen ein Jahr alt, aber Babys im ihrem Alter und ein wenig älter meiden sie, weil sie ihnen zu selbstverständlich die Spielsachen wegnimmt oder sich in irgendein Spiel einmischt. :) Du siehst also, die Gratwanderung ist ziemlich schmal.
Aber noch was Markus, ihr habt zwar noch genug Zeit bis dahin, aber sorgt dafür, dass euer Sohn bis zum Einschulungsalter seine Portion Selbstbewusstsein hat, denn sonst tut ihr ihm nichts Gutes, wenn er in der ersten Klasse keinen Anschluss findet.
Meine Schwester hat sich übrigens nicht getraut, ihre Tochter mit 7 Jahren einzuschulen, weil sie bis dahin noch viel zu schüchtern war. Die Erkenntnis darüber kam ein bisschen zu spät, aber sie kam.
Und wenn ihr merkt, dass er langsam auftaut, dann schleunigst wieder in den Kiga mit ihm, denn Ellbogen wachsen nicht von alleine. Und nen grossen Bruder hat man auch nicht immer parat.
Gruss an deine bessere Hälfte.
Ciao, Lola