Hallo!
Es gibt in Deutschland sehr viele verschiedene Förderschulen mit verschiedenen Förderschwerpunkten. So, wie du den Jungen beschreibst, scheint es sich hier um eine Schule mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung zu handeln. Die Bezeichnungen sind allerdings in den einzelnen Bundesländern verschieden, ebenso, wie die Konzepte, weil Schulische Dinge eben Ländersache sind. Um welches Bundesland geht es denn?
Ich bin selber Lehrerin an einer Förderschule in NRW.(Allerdings Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, also eine Schule für Kinder mit geistiger Behinderung, das Verfahren an sich ist aber identisch) Hier ist es so, dass entweder die Eltern oder die zur Zeit besuchte Schule (wie in deinem Fall) einen Antrag auf Überprüfung über sonderpädagogischen Förderbedarf stellen. Das läuft dann so ab, dass ein Lehrer der Schule, mit dem entsprechendem Förderschwerpunkt (also der eventuell zukünftigen Förderschule) ein so genanntes AO-SF durchführt. Das bedeutet, dass der Lehrer den Schüler beobachtet, Gespräche mit den Eltern und den bisherigen Lehrern führt, eventuell verschiedene Tests mit dem Kind macht usw. Auf der Grundlage wird dann ein Gutachten über das Kind und den vermuteten Förderbereich geschrieben, in dem dann auch eine Empfehlung darüber festgehalten wird, an welcher Schule das Kind am besten gefördert werden kann. Letztendlich entscheidet dann das zuständige Schulamt darüber, wo das Kind beschult werden soll.
Du schreibst ja selber, dass der Junge nicht richtig mit Wut und Agressionen umgehen kann. In einem solchen Fall kann es für den Jungen schon eine enorme Erleichterung sein, eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung zu besuchen. Dort wird in der Regel nach Hauptschulrichtlinien unterrichtet und es besteht die Möglichkeit auch entsprechende Schulabschlüsse zu machen (also den Hauptschulabschluss und die mittlere Reife) Ein weiterer Vorteil ist, dass die Klassen in der Regel sehr klein sind (maximal 12 Schüler), häufig zwei Lehrer, die im Team unterrichten, so dass auf die einzelnen Schüler auch sehr individuell eingegangen werden kann.Es werden dort Strategien vermittelt, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten kann, wie Aggressivität abgebaut werden kann usw.
häufig sind diese Schulen auch sehr daran interessiert, ihren Schülern alle Möglichkeiten offen zu halten und es wird ständig überprüft, ob der Förderbedarf noch besteht. Es besteht durchaus auch die Möglichkeit der Rückschulung an die Regelschule, so dass das keine Einbahnstraße ist.
Nachteil ist natürlich schon eine gewisse "Stigmatisierung" (also z.B. das Umfeld weiß, der Junge geht zur Förderschule und er wird deswegen gemieden)aber letztendlich sollte man an das Wohl des Jungen denken, der irgendwann in seinem Leben zurechtkommen muss. Und genau diese Chance bekommt er an der Förderschule.
Förderschulen arbeiten in der Regel auch sehr eng mit den Eltern zusammen und versuchen, die Möglichkeiten der Schule auch auf das Zuhause der Kinder zu übertragen. So kann auch deine Freundin lernen, mit der Situation umzugehen.
Ich hoffe, ich konnte dir ein bißchen weiterhelfen! Wenn du noch Fragen hast, dann frag einfach!
LG