Hallo zusammen,
ich bin neu hier im Forum und hoffe, dass ich mit meinem Anliegen hier in der richtigen Rubrik gelandet bin :)
Wie der Titel vermuten lässt, geht es um den aktuell nicht vorhandenen Kontakt zu meinem Vater.
Ich hab versucht mich kurz zu halten, leider ist es doch sehr lang geworden und ich hoffe, ihr lasst euch davon nicht abschrecken ;-)
Meine Eltern haben sich noch vor meiner Geburt getrennt, ich habe jahrelang keinen Kontakt zu meinem Vater gehabt, da auf der einen Seite ich nur ein Leben mit meiner Mama kannte (meine Mama hat seitdem keinen Freund mehr gehabt) und zum anderen von der Seite meines Vaters nie etwas kam. Das erste mal habe ich dann von ihm etwas gehört, als ich 10 Jahre alt war...übers Jugendamt. Von wegen, dass er mich kennenlernen will. Ich war damals ziemlich verwirrt und wusste nicht wirklich, wie ich damit umgehen sollte. Schließlich habe ich einen Brief von ihm erhalten, der allerdings für ein 10-jähriges Kind teilweise einfach unverständlich war. Ein Satz, den ich nie vergessen werde, ging in etwa so: Ich will den Kontakt zu dir nicht erzwingen, auch wenn mir dies inzwischen gesetzlich möglich wäre. Selbst die Frau vom Jugendamt meinte, dass der Satz wohl eher für meine Mama gedacht war, als für mich. Ich war total wütend und verletzt und habe ihm den Brief zerrissen zurückgeschickt mit der Nachricht, dass ich ihn zurzeit nicht kennenlernen möchte und ich gern noch so 2-3 Jahre warten möchte. Damit war der Kontakt auch vorerst beendet.
Nach zwei Jahren versuchte er dann erneut zu mir Kontakt aufzubauen, mit den Worten, die 1-2!! Jahre seien ja nun vorbei. Es folgten mehrere Brief- später Mailkontakte. Auch bekam ich seit dem ersten Kontaktversuch mal Karten zum Geburtstag, Weihnachten, etc. In seinen Briefen/Mails betonte er immer, wie verletzt er sei, mich nicht zu kennen, stellte mir tausende von Fragen, erzählte aber nie mal selbst irgendetwas von sich. So als ob nur er mich nicht kennen würde, dabei ist er mir genauso fremd. Auch sprach er halt immer nur davon, wie verletzt er sei, als wäre ich nicht mindestens genauso verletzt. Schließlich hat er direkt nach meiner Geburt keinen ernsthaften Versuch gestartet, Kontakt zu mir herzustellen. Als meine Mama schwanger war mit mir, erfuhr sie, dass er eine andere hatte und er auch nie Kinder mit ihr wollte. Trotzdem hat Mama mir immer gesagt, ich solle mir meine eigene Meinung über ihn bilden und wenn ich ihn mal treffen möchte, wäre das auch alles kein Problem für sie. Doch ich wollte ihn damals einfach nicht treffen. Spätestens als er dann in einer seiner Mails betonte, dass sein größtes Hobby seine beiden Kinder wären (meine Halbgeschwister also), war ich so richtig verletzt. Diese Kinder sind mit ihrem Vater aufgewachsen, er war immer da für sie und alles und für mich hat er sich zehn Jahre lang nicht wirklich interessiert!!! :evil:
Erneut habe ich den Kontakt abgebrochen, Nachdem ich nach jedem Brief wieder total aufgebracht, wütend, enttäuscht war und gefühlt stundenlang geheult habe wegen ihm, was wiederum alles meine Mama irgendwie wieder gut machen musste...
Schließlich, als ich 17 war, überwog die Neugierde, wo ich denn nun tatsächlich herkomme. Das erste Mal, dass ich den Kontakt zu meinem Vater von mir aus gesucht habe. Und so kam es zu einem Treffen an einem neutralen Ort.
Das Treffen war sehr kurz (keine Stunde). Ich erinner mich nur noch bruchstückhaft, doch irgendwie konnte ich ihn einfach nicht leiden. Wieder das Gerede wie in seinen Mails, dass er so verletzt sei und mir wieder tausende Fragen gestellt. Ich hätte mir gewünscht, dass er erstmal was von sich erzählt, aber Fehlanzeige. Nach dem Treffen kam eine Mail von ihm, wie froh er sei, mich endlich mal getroffen zu haben und dass er hofft, dass sich der Kontakt weiter ausbauen ließe. Doch ich wollte wieder einmal nicht....vermutlich weil ich einfach in so kurzer Zeit schon so sehr von ihm enttäuscht wurde.
Ein paar Wochen vergingen und - oh Wunder - der, der immerhin IMMER seinen Unterhalt gezahlt hatte, konnte plötzlich nur noch seinen Minimalsatz zahlen?! Die Sache ging vor Gericht. Der Richter fragte mich, ob es möglich wär, dass mir mein Vater evtl zusätzlich zu dem Minimalsatz Geschenke zu Weihnachten, Geburtstag, etc. schenken drüfte, ich verneinte. Schließlich wurd sich irgendwo in der Mitte getroffen.
Inzwischen bin ich fast 24 Jahre alt. Der Unterhalt sollte bis zum Ende meiner Schulzeit, also meinem 19. Lebensjahr gezahlt werden, danach evtl neu verhandeln. Fakt ist, dass er bis heute jeden Monat Unterhalt zahlt. Schlechtes Gewissen?
Von Zeit zu Zeit muss ich jedoch immer wieder an ihn denken. In letzter Zeit so oft, dass ich mir gestern die ganzen alten Briefe/Mails durchgelesen habe (meine Mama hat darauf geachtet, bevor ich de Briefe zerrissen habe, immer eine Kopie davon zu machen, wofür ich ihr heutzutage sehr dankbar bin ;-) ). Manchmal bin ich am Überlegen, ob ich ihm vllt doch nochmal eine Chance geben sollte. Ich habe als Kind sehr darunter gelitten, keinen Vater zu haben. Meine Freunde waren oft mit ihren Eltern unterwegs und haben alles mögliche erlebt. Natürlich hat meine Mama auch immer sehr viel mit mir unternommen, aber trotzdem ist es einfach nicht das gleiche. Mir ist klar, dass das Vergangenheit ist und mir diese Erfahrungen einfach für immer im Leben fehlen werden. Trotzdem frage ich mich manchmal, ob es vielleicht doch noch nicht zu spät ist, richtigen Kontakt aufzubauen. Auf der anderen Seite will ich aber einfach nicht mehr enttäuscht werden. Und ich bin 24 Jahre ohne ihn klargekommen, warum sollte das nicht weiterhin so sein? ;-)
Ich hoffe, es hat jemand so lange durchgehalten zu lesen? :-D
Ich freue mich über jegliche Kommentare dazu. Und vielleicht gibt es hier ja auch den ein oder anderen, der ähnliche Erfahrungen gesammelt hat?
Viele Grüße
- Trine