Hallo Forumgemeinde,
dies ist mein erstes Posting in diesem Forum. Ich habe hier schon einige Geschichten und Kommentare gelesen, wobei ich immer wieder Ähnlichkeiten zu meiner Geschichte feststellen muss. Leider bin ich daheim "Einzelkämpfer", mein Freund unterstützt mich bei meinen Problemen und Sorgen in Bezug auf meine Schwiegereltern/seine Eltern nur bedingt. Auf deutsch gesagt, bin ich dann immer die Blöde. Seine Kommentare lauten dann nur: "Ich habe kein Problem damit. Es ist doch besser geworden. Es sind schließlich meine Eltern."
Ich bin vor über 2 Jahren aus einer Großstadt in eine Kleinstadt zu meinem Freund gezogen. Wir zwei wohnen hier in einem großen Einfamilienhaus mit seinen Eltern unter einem Dach (beide 80 Jahre alt, schwerhörig, aber ansonsten noch fit). Es gibt eine gemeinsame Tür zum Eingangsbereich und 2 getrennte Wohnungstüren zum Haus. Garten, Terrasse, Pool wird alles gemeinsam genutzt und ist so gebaut worden, dass man die Bereiche nicht abzäunen oder trennen kann. Die Terrasse z. B. ist so angelegt, dass man sich ständig über den Weg läuft, sieht, und von einer Terrassentür in die andere blicken kann, was durch die Schwiegereltern und auch deren Besuch (Verwandtschaft) auch rege in Anspruch genommen wird.
Als ich in dieses Haus zog, war mir nicht bewusst, was da alles auf mich zukommen wird. Hatte mir das damals einige Wochen angeschaut und dann gehandelt. Schließlich sollte man hier klare Grenzen setzen, damit die eigene Privatsphäre gewahrt bleibt. Das hat zum Teil 1 Jahre gedauert. Es ist eben nicht einfach, "sich ins gemachte Nest zu setzen" und plötzlich Dinge verändern zu wollen, die jahrelang vorher zwischen meinem Freund und seinen Eltern gehandhabt wurden.
Was habe ich bisher unternommen:
1. Wohnungstür schließen (die stand vorher immer offen)
2. Die Schwiegereltern sollen anklopfen, wenn sie etwas wollen (vorher gingen sie in unserem Bereich einfach ein und aus bzw. wurde, wenn die Tür geschlossen war, einfach aufgeschlossen und sie standen mitten in der Wohnung.
3. Wir versorgen uns selbst, schließlich bin ich eine gestandene und selbstständige Frau (vorher wurde täglich Essen für abends gekocht. Am Wochenende sollte sich mit dem Essenkochen jeder abwechseln - das hatte ich beizeiten abgeblockt).
4. Ich reagiere nicht gleich bzw. öffne nicht gleich die Terrassentür, wenn Schwiegervater oder Schwiegermutter mal wieder irgendein Anliegen haben, das auch später noch Zeit hat (und sie haben oft ein Anliegen, egal ob von der Wohnungstür aus, der Terrasse oder vom Keller aus - alles ist so gebaut, dass man von einem Ort zum anderen direkt hineinspazieren kann).
5. Seit gestern stecke ich den Wohnungsschlüssel in die Tür, damit sie nicht einfach aufschließen und in der Wohnung stehen. Mein Freund registriert das wortlos.
Ihn scheint das alles nicht zu stören, da es ja vorher 9 Jahre schon so lief und er es offenbar nicht anders haben wollte. Ist ja schließlich einfach, wenn man abends von der Arbeit nach Hause kommt und das Essen steht auf dem Tisch. Aber mich stört die Gesamtsituation mittlerweile schon so sehr, vor allem über diesen Zeitraum, dass schon ein kleiner Anhaltspunkt reicht, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Zudem fühle ich mich ausgepowert, launisch und bin auch nicht gern daheim. Erst gestern habe ich wieder mit meinem Partner darüber gesprochen bzw. versucht darüber zu sprechen, aber es kommt wieder der Kommentar wie oben schon erwähnt.
Selbst wenn wir auf Arbeit sind, wird in unserem Bereich ein- und ausgegangen, in die Schränke/Kühlschrank geschaut usw. Seit heute Morgen schließe ich die Wohnungstür ein Mal ab, wenn wir das Haus verlassen.
In diesem Haus hat man außer nachts keine Privatsphäre, selbst auf der Terrasse nicht. Schlimm wird es, wenn Besuch für meine Schwiegereltern kommt (Verwandtschaft), der dann ohne zu Klingeln über die Terrasse läuft. Man wählt hier nicht den Vordereingang, sondern kommt gleich von hinten.
Eigentlich sollte man in dieser Situation mit seinem Partner ein Team bilden und zusammenhalten. Ich komme sonst gut mit seinen Eltern aus, wenn sie halt nicht so anstrengend wären. Man muss einfach mal nein sagen können und klare Grenzen ziehen. Und das kann mein Freund nicht. Mich belastet die Situation so sehr, dass ich zum Teil sicherlich überreagiere. Es kommen so viele Dinge zusammen, wo man sagt, okay es sind die Eltern und wir wohnen nun mal Tür an Tür. Sei es das gemeinsame Einkaufen, "Taxifahrten von A nach B", und andere Gänge, die wir erledigen sollen. Selbst das geht mir inzwischen auf den Keks. Dabei wird oft übersehen, dass wir beide arbeiten gehen und nicht einfach so mal eine Stunde eher von der Arbeit können, damit z. B. unser Hund nicht alleine zu Hause ist.
Ach ja, zur Gesamtsituation kommt ja auch noch unser Hund. Aber darauf möchte ich hier nicht näher eingehen. Das würde den Rahmen dieses Postings sprengen.
Sage ich dann mal etwas zu meinem Schwiegervater (denn ihn betrifft es am meisten), muss ich meine Sätze mehrfach wiederholen und laut wiederholen, damit er es hört. Er hat zwar ein Hörgerät, damit kann er aber nicht umgehen. Bringe solche Technik einem 80jährigen bei. Meine Schwiegermutter lacht meistens, weil es ihr offenbar manchmal peinlich ist oder sie es nicht verstehen will. Hinzu kommt eben die tägliche, enorme Lärmbelästigung des Fernsehers. Hier unterstützt mich mein Freund. Er geht rüber und stellt den Fernseher leiser, oder wir hatten für seinen Vater sehr gute Kopfhörer gekauft (die nun in der Ecke liegen, weil die Ohren schwitzen würden), oder wir machen deren Terrassentür zu, weil sonst die gesamte Straße zuhören kann - open-air-fernsehen. Es ist jeden Tag das Gleiche.
Sie breiten sich überall aus, ob in der Garage, im Keller, auf der Terrasse, im Garten - einfach überall. Überall steht zum Teil alter Mist herum. Alles wird aufgehoben, man könnte es ja irgendwann gebrauchen. Meine Güte, in mir fängt es grad wieder an zu brodeln, ich sollte mich mal wieder zügeln ;-).
Gehäuft keimen in mir Gedanken auf, dass ich mir eine eigene Wohnung suche. Aber das verdränge ich dann wieder, weil dann sicherlich die Beziehung zu meinem Freund nicht auf Dauer halten wird. Zudem bin ich eine Kämpfernatur und gebe nur in gerechtfertigten Fällen kleinbei. Also muss ich wohl oder übel erst einmal mit dieser Situation leben und das beste daraus machen und halt täglich meinen Mund aufmachen.
Ich kann nur jeder Frau/jedem Mann raten, wenn ihr vor solch einer Situation steht, gemeinsam mit den Eltern/Schwiegereltern unter einem Dach zu wohnen, überlegt euch das sehr genau und zieht von Anfang an klare und genaue Grenzen - bis hierher und nicht weiter. Es stimmt - alt und jung passen einfach nicht zusammen.
Danke, dass ihr mir zugehört bzw. gelesen habt. Vielleicht kommt ja die eine oder andere Anmerkung zu meinem Posting.
Liebe Grüße und Kopf hoch!