Ich habe das Gefühl, ...
... als hättest du meine Geschichte geschrieben.
Ich wurde auch von meiner Mutter fast täglich auf übelste verprügelt. Wobei meiner Mutter es egal war, wie ich meine Hausaufgaben machte oder was ich für Noten hatte. Sie hat weder mit mir zusammen Hausaufgaben gemacht, noch hatte sie mir genügend Zeit dafür gegeben. Ihr war es wichtiger, dass ich für sie springen konnte, wenn sie was wollte. Wie es mir dabei ging, war ihr egal.
Meine Mutter hat als Kind angeblich auch Prügel bekommen, aber das ist für mich kein Grund, dass sie es bei mir auch getan hat. Und eine Rechtfertigung schon gar nicht. Ich bin auch Mutter einer Tochter (8) und bevor ich ihr gegenüber die Hand erhebe, hack ich sie mir lieber ab.
Vor allem die Folgen von Gewalt im Elternhaus ist gar nicht absehbar. Ich leide noch heute darunter und bin in psychologischer Behandlung und bin arbeitsunfähig.
Meine Mutter hat auch immer gedroht, mich ins Heim zu stecken, wenn ich nicht das mache was sie sagt. Davor hatte ich immer große Angst. Ich durfte auch nie irgendjemanden etwas erzählen. Ihr Lieblingssatz war immer "was hier in der Wohnung geschieht geht niemanden etwas an". Ich habe mich auch nie getraut was zu sagen. Viele Menschen haben davon gewusst und es teilweise gesehen, sagar das Jugendamt, doch sie haben nicht unternommen. Später haben sie mich darauf angesprochen, dass ich es nicht leicht hatte. Da frage ich mich doch, warum haben sie nichts unternommen?
Mit 13 habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin von zu Hause weggelaufen. Ich habe bei meiner Patentante Schutz gesucht und sie hat ihn mir gegeben. (Eigentlich hatte ich es schon vorher nicht mehr ausgehalten, denn mit fast 12 hatte ich versucht mir das Leben zu nehmen.)Sie wusste es auch damals, aber sie war erst 18, als ich weggelaufen bin. Sie hat sich lange Vorwürfe gemacht, warum sie mir nicht schon früher geholfen hatte. Aber ich mache ihr keine Vorwürfe, denn sie war noch zu jung. Wenn ich 18 gewesen wäre, dann hätte ich auch nicht gewusst was ich machen sollte. Heute weiß ich es. ich habe dann zu meiner Patentante gesagt, dass ich nicht mehr nach Hause zurük gehe. Denn sie hatte wieder Schläge angedroht, als ich gegangen bin. Allerdings sagte ich ihr, dass ich am Abend wieder da sei. Sie war damit nicht einverstanden. ich sollte noch verschiedene Dinge für sie erledigen. Meine große Schwester ist aus diesem Grund (Schläge) von zu Hause weggelaufen. Auch ihr wollte das Jugendamt keinen Schutz geben. Sie sagten immer, es sei ihre letzte Cjance. Meine Schwester wiederholte aber immer wieder, dass sie keine neue Chance haben möchte, weil sie es zu Hause nicht mehr aushält. Irgendwann hatte sie es geschafft sich von meiner Mutter zu befreien. Mich wollte sie mitnehmen, doch das Jugendamt und meine Mutter war dagegen.
Bei meiner patentante war ich sicher. Sie hat das Jugendamt informiert und die haben mich als Notaufnahme in ein Kinderheim gebracht. Das war das Beste was mir passieren konnte. Ich bin auch nie wieder zurück nach Hause gegangen. Außer (natürlich) in den Ferien. Dazu wurde ich gezwungen, obwohl ich Angst hatte.
Mit 18 bin ich dann in meine erste eigene Wohnung gezogen. Vor über 6 jahren bin ich dann von Meck-Pom nach Nds gezogen. Seit dem habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Meine Tochter darf sie nicht sehen, weil ich Angst habe, dass meine Mutter sie auch schlägt. Die Entfernung tut gut.
Jetzt habe ich dir meine Geschichte erzählt. Aber nun zu deinen Fragen.
Also ich bin der Meinung, dass dir nichts besseres passieren kann, als in ein Heim zu gehen. Die Heime sind oftmals besser als ihr Ruf. Ich weiß es aus Erfahrung.
Mit dem Auffenthaltsbestimmungsrecht ist es natürlich so, dass es die Eltern haben, vor allem, wenn sie auch das Sorgerecht haben. Solltest du in ein Heim gehen, liegt das Auffenthaltsbestimmungsrecht bei dem Jugendamt. Manche Heime machen es auch so, dass du bei bestimmten Dingen deine Eltern fragen musst.
Aber du bist 16 und du hättest die Möglichkeit einzuklagen, dass das Auffenthaltsbestimmungsrecht vom Jugendamt übernommen wird.
Ich weiß natürlich nicht, was du schulisch machst. Hast du die Möglichkeit dir in Rheinland-Pfalz einen Ausbildungsplatz zu suchen? Das wäre vielleicht noch am einfachsten.
Das wichtigste ist aber, dass du da weg musst. Das hält kein Mensch auf Dauer aus.
Ein kleiner Tipp noch von mir:
Ich weiß nicht, wie es dir psychisch geht. Bei mir war es so, dass es mir nach meiner "Befreiung" recht gut ging und ab dem 14 Lebensjahr immer schlechter. Mit 17 hatte ich dann das zweite Mal versucht mir das Leben zu nehmen. Danach ging es mir immer schlechter.
Als ich sie dann mit 24 wegen Körperverletzung anzeigen wollte, ging es nicht mehr. Ich war zehn Monate zu spät. Die Verjährung beginnt mit dem vollendetem 10. Jahr nachdem sie Körperverletzung endete. Jetzt könnte ich sie nur noch auf Schadensersatz verklagen. Aber was bringt mir das? Nichts!!!
Also wenn du jetzt von ihnen weggehst mit 16, hast du bis zum 25. Lebensjahr die Möglichkeit es noch zur Anzeige zu bringen.
Ich möchte dir es hiermit nicht einreden oder empfehlen. Aber für den Fall, dass es dich irgendwann einholt und dich nicht mehr schlafen lässt.
Ich hoffe, dir hiermit wenigstens etwas helfen zu können. Wenn du noch Fragen hast, schreib einfach. Und wenn es nicht jeder lesen soll, dann auch pn.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, dass du das alles durchstehst und Glück, dass du dich durchsetzen kannst und alles so klappt, wie du es möchtest.
So nun ist aber genug.
LG
Marisabel