Das gleiche ...
habe ich bis vor Kurzem auch gedacht. Jedoch gestaltet sich das ganze etwas diffiziler. Man geht nicht einmal zum Arzt, weil das Kind evtl. mal gebockt hat, sondern es ist ein langer Zeitraum, den man beschreitet.
Unsere Tochter soll demnächst auch auf ADHS "getestet" werden. Den ausschlaggebenden Punkt zeigte uns der Kindergarten auf. Als Eltern hat man kein Gefühl dafür, was "normal" ist. Wir hatten unseren kleinen im Verdacht "unnormal" zu sein, da er so völlig anders ist, als seine Schwester.
Bei unserer Tochter macht es sich folgendermaßen bemerkbar:
Sie kann NICHTS (und ich meine NICHTS) länger als 1 Minute ununterbrochen tun, ohne aufzuspringen, etwas völlig anderes zu tun, zurückzukehren, weitermachen etc. Dadurch, dass sie sich nicht konzentrieren KANN, kann sie auch diverse Dinge (Fähigkeiten) nicht, bspw. Schneiden mit der Schere, Malen (sie kritzelt nur) etc.
Sie ist total aufgekratzt, nur am Rennen, Erzählen, keine Minute ruhig. mit ihr geht es von 0 auf in Sekundenbruchteilen und umgekehrt auch. Die Stimmungswechsel sind nicht vorhersagbar (grundlos für Außenstehende), wann sie auftreten, wie lange und in welcher Stärke nicht einzuschätzen. Ein Häufiger Wechsel verschiedenster (neuer) Situationen sind das beste, was ihr passieren kann. Deshalb fällt das auch beim Kinderarzt nicht wirklich auf - dort ist sie max. 10 Minuten, es passiert immer was neues, da macht sie mit. Das schlimmste ist aber, dem Kind anzusehen, dass es nicht zufrieden ist, dass es kämpft, aber täglich, stündlich, Minütlich diese Kämpfe verliert, sie will sich bemühen, aber es klappt nicht - die Frustrationsgrenze ist sehr weit unten und die Motivation etwas zu versuchen demzufolge auch.
Wir geben keine Medikamente, wir versuchen wirklich unseren gesamten tagesablauf auf das Kind abzustimmen, es ist aber sehr schwer (für sie, wie auch für uns) und ich denke, dass sich bis zur Einschulung etwas geändert haben muss, sonst können wir wohl kaum auf Medikamente verzichten.
Jetzt kommt bestimmt wieder die Frage was "normal" ist, und wer das festlegt. Ganz einfach: die Gesellschaft legt fest, was "normal" ist. Alles muss in festgelegte Raster passen, sonst ist es "unnormal" und NEIN, ich finde es nicht gut, dass man nach "normal" und "unnormal" klassifiziert, kann aber leider keine Lösung für solche Probleme anbieten.