an0N_1271364899z:???: :NON: :???: :NON:
Liebe Marie,
du hast wohl Eva Hermann gelesen und verinnerlicht ?!!! :-D
Ich weiß nicht, woher deine negative Einstellung zu deiner Umwelt und deinen Mitmenschen rührt - sie stimmt mich nur nachdenklich.
Dein Bekannter war also in einer "Krippe" und hat schlechte Erfahrungen gemacht ?! Seine Mutter hat ihn abgeschoben, war scharf auf Geld und in der Krippe lief alles katastrophal. Und du warst hautnah dabei, um darüber urteilen zu können.
Wie so oft im Leben gibt es doch auch hier zwei Wahrheiten: die des Kindes (deinem heute sicherlich erwachsenen Bekannten) und die der Mutter. Dein Bekannter hat die Situation vielleicht so empfunden, wie du sie beschreibst, aber wie hat die Mutter empfunden ? Hast du sie auch gefragt ? Hat sie dir gesagt, sie habe ihr Kind "abschieben" wollen und sei "scharf auf Geld" gewesen ? Vermutlich nicht. Was also berechtigt dich zu dieser verurteilenden Aussage ? Vielleicht war sie darauf angewiesen zu arbeiten, eventuell hat es ihr das Herz zerrissen, wieder zu arbeiten und sie hat es versucht zu verbergen vor ihrem Sohn ? Vielleicht war es "üblich" wieder zu arbeiten (ich weiß ja nicht, woher dein Bekannter stammt, aber in der früheren DDR z.B. war es eher normal als Mutter berufstätig als zu Hause zu sein), und sie musste sich dem fügen ?
Also sei doch bitte vorsichtig damit, Menschen Sachen zu unterstellen, die du noch nicht mal hinterfragt hast.
Und du wirst doch wohl nicht wirklich ernst gemeint den Alltag in den Kitas, Krippen und Kindergärten von damals, also vor ca. 25-35 Jahren mit dem heutigen vergleichen wollen ?? Seit dem hat sich enorm viel verändert, aber das hat Moragh dir ja bereits beschrieben - und sie muss es ja mit am besten wissen.
Die Welt hat sich verändert, manches ist besser, manches ist schlechter geworden - aber man kann nicht von jedem das Beste haben.
Damals, in den 70er und 80er Jahren war es noch so, dass die Frau zu Hause bei den Kindern blieb, weil die Familie mit einem Alleinverdiener gut über die Runden kam. Damals war die Arbeitslosenquote noch niedrig, es war nahezu unmöglich, dass man einfach aus dem Nichts heraus seinen Job verlor und wenn doch, konnte man sich fast sicher sein, wieder einen zu finden. Die Scheidungsrate war deutlich niedriger, die der Alleinerziehenden auch. Die Mieten und die Lebenshaltungskosten waren günstiger. In den Schulen gab es die Lernmittelfreiheit, die Schulausflüge gingen ins nahe gelegene Umland und zur Klassenfahrt fuhr man selten über deutsche Grenzen hinaus.
Heute sieht es eben so aus, dass das Risiko der Arbeitslosigkeit jeden Morgen vor deiner Haustüre stehen kann. Da kann es von immensem Vorteil sein, wenn beide Elternteile Arbeit haben. Haste deinen Job verloren ist es schwierig wieder einen neuen zu bekommen. Oder es gibt Lohnkürzungen, Kurzarbeit oder oder. Zudem sind Miete und Lebenshaltungskosten im Vergleich zum Verdienst exorbitant gestiegen, Klassenfahrten gehen meist ins Ausland und sind extrem teuer, Schulbücher müssen gekauft werden. Die Scheidungsrate liegt bei über 50%, die Zahl der Alleinerziehenden ist gestiegen.
Das Leben hat sich einfach verändert. Ich finde manches heutzutage schlechter als damals in den 80ern, um andere Veränderungen bin ich auch froh. Aber wie auch immer, die Zeit läuft, das Leben ist ein Wandel und da ist es nicht gut, auf der Stelle zu treten. Denn dann läufst du Gefahr, den Anschluss zu verlieren, wenn du an der Vergangenheit festhältst.
Ich liebe meinen Sohn über alles - und eben aus diesem Grunde ist es mir wichtig, dass er auf die Welt, die auf ihn wartet, vorbereitet wird. Dass er lernt, was soziale Kontakte sind. Dass er lernt mit anderen Menschen umzugehen. Dass er lernt, dass es andere Sprachen und Traditionen gibt. Dass er lernt, Konflikte auch alleine regeln zu können. Dass er selbständig wird. Dass er selbstbewusst wird. Dass er sich behaupten kann. Dass er lernen kann, wann man auch mal nachgeben können muss. Dass er lernt zuzuhören. Dass er lernt, andere Meinungen zu tolerieren und zu respektieren. Dass er lernt, wie schön es ist, Freunde zu haben. Dass er lernt wie schön es ist, Freund zu sein.
Mir ist wichtig, dass er auf das Leben vorbereitet ist - das ist mir wichtig. Dass er zurecht kommt und sich wohl und zufrieden dabei fühlt.
Ich kann ihm einiges mitgeben, aber anderes kann nur ohne mich oder weg von mir, z.B. im Kindergarten lernen.
Jedes Kind ist anders, dem einen ist der Kindergarten mit 2 Jahren noch zu "fremd", der andere freut sich täglich auf Spiel & Spaß mit anderen Kindern. Daher kann und soll man nicht pauschalisieren. Aber gestatte doch anderen Menschen eine andere Meinung zu - und lerne diese zu respektieren. Es zwingt dich doch keiner, dass du diesen Lebensentwurf so leben musst.
Es ist interessant, dass die Toleranz von Müttern, deren Kinder im Kindergarten sind offensichtlich weit größer ist - oder hat hier schon mal eine Mutter die Mütter verurteilt, deren Kinder nicht in den Kindergarten "dürfen" ???
Man könnte sich da sicher eine Menge zusammenreimen, was den Kindern abgehen könnte und wie sich das auf das weitere Leben auswirken würde ....
Leben und leben lassen.
Tut dir doch niemand was Böses. Weshalb also schießt du mit Kanonen ?
Schöne Grüße,
Friederike