sydney_11931216Hallo Tina!
Ja ich kenne das, ich habe zweieinhalb Jahre in einer Jugendhilfeeinrichtung (also in einem Kinderheim) mit verhaltensauffälligen Kindern gearbeitet. Da waren Einkoten und Einnässen eben an der Tagesordnung ;-)Bitte versteh mich nicht falsch, ich möchte damit auf keinen Fall sagen, dein Sohn wäre verhaltensauffällig, ich wollte dir nur erklären, warum ich damit Erfahrungen habe. :-)
Stimmt, Kinder die Einkoten sitzen wirklich völlig entspannt in ihren vollgemachten Hosen und scheinen dies selbst nicht zu riechen. Sie genießen das weiche, warme Gefühl (auch wenn uns das eher eklig erscheint), genießen das Gefühl des "Losgelassen habens". Fragt man sie (weil es ja meist schon offensichtlich ist), ob sie in die Hose gemacht haben, geben sie die gleichen Antworten wie dein Sohn und sind dann, wenn sie doch mal nachschauen gehen ehrlich (!) überrascht, dass die Hose doch nicht mehr trocken ist.
Die Sache mit dem zur Toilette schicken ist wirklich nicht einfach und erfordert von dir als Mutter wirklich Nerven wie Drahtseile. Letzendlich ändert es auch nichts an dem Problem, sorgt nur dafür, dass (wenn man es konsequent durchzieht) zumindest Teppich und Möbel trockenbleiben. ;-)
Hat er das Problem denn auch nachts oder nur tagsüber? Passiert ihm das nur zuhause oder auch bei Bekannten, Freunden etc.? Oftmals ist es so, dass die Kinder in ihrem häuslichen Umfeld bis zu 6mal am Tag die Hose wechseln müssen, aber nach 6 Schulstunden völlig trocken und sauber nach Hause kommen. Kaum sind sie durch die Tür, ist die Hose auch schon wieder voll. :-( So ärgerlich das auch ist, ist das zumindest ein Indiz dafür, dass es keine organischen Ursachen hat, dass die Kinder sehr wohl an sich halten können und im vertrauten Umfeld dann sozusagen loslassen müssen. Ich denke er müsste durch euren Umzug sehr viel loslassen, seine Freunde, die gewohnte Umgebung, in der er immerhin 6 Jahre aufgewachsen ist. Das alles hat ihn wahrscheinlich ganz schön aufgewühlt und überfordert. Dann noch die Arbeitslosigkeit deines Mannes und euren damit verbundenen Streß, den er als Kind zwar spürt aber nicht einzuordnen weiß. Loslassen, in Bezug auf den Umzug war also ein großes Thema für deinen Kleinen, loslassen ist was das Einmachen geht sozusagen auch zum Problem geworden. Das was ich mit von außen einkehrender Ruhe meine sind die äußeren Umstände. Du sagst, dass dein Mann ab Februar wieder Arbeit hat, das alleine erleichtert den Druck, der auch euch als Familie liegt schon ungemein, dann die Umgewöhnung an eurer neues Umfeld, den Aufbau eines neuen Freundeskreises. Wenn von außen Ruhe einkehrt, kann er auch innerlich wieder zur Ruhe kommen und benötigt solche Ventile (wie eben das Einnäßen oder Einkoten) zum Druckabbau vielleicht nicht mehr. Im Moment zeigt er einfach, dass ihm wortwörtlich etwas "stinkt". Ist vielleicht etwas flapsig formuliert, aber entspricht dem psychischen Vorgang der dahinter steckt.
Wenn du keinen Psychologen aufsuchen möchtest, würde ich trotzdem aber mal zum Arzt gehen um abklären zu lassen, ob organisch alles in Orndung ist. Gibt ja viele körperliche Möglichkeiten, die auch zu einem Einkoten führen können.
Mit Aggressionen gegen die Mutter meinte ich nur, dass in der Psychoanalyse das Einkoten häufig als versteckte Aggressionen gegen die Mutter gedeutet werden. Unausgetragene Konflikte etc. Das alles muß nicht stimmen, vieles in der Psychoanalyse scheint ja ziemlich weit hergeholt. ;-) Im Allgemeinen kann das Stuhlverhalten aber das Resultat von "Auseinandersetzungen" (und die können auch unterschwellig ablaufen) zwischen Kind und Eltern sein.
Wenn du magst, kannst du im Internet ja mal ein bischen zu "Enuresis" (Einnässen) und "Enkopresis" (Einkoten) googlen, lassen sich viele interessante Seiten finden.
Ansonsten wünsche ich dir nur noch eine Riesenportion Engelsgeduld, ich weiß wie schwierig der Umgang mit einer solchen Problematik ist. Aber so schwierig das auch ist und so sauer man in dem Moment auch auf das Kind ist, was er im Moment braucht ist Verständnis und Zuwendung, er macht das alles nicht absichtlich oder um zu ärgern! Alles Gute dir!