Hallo,
ich wollte einfach mal die Meinung von Außenstehenden zu unserer Situation hören:
Mein Schwager (40) wohnt immer noch bei seiner Mama (meiner Schwiegermutter) zu hause und das hat zunächst einmal den folgenden Hintergrund:
Schwiegermama wurde vor ca. 10 Jahren von ihrem Mann verlassen, nachdem die Familie sich beim Hausbau hoch verschuldet hatte. Sohn 1 (mein Mann) wohnte damals schon nicht mehr zu hause, Sohn 2 hat das Haus, das gepfändet werden sollte, gekauft, so dass seine Mutter (und er) weiterhin darin wohnen konnten. Seitdem werden auch viele finanziellen Fragen von den beiden Söhnen geklärt, da die Schwiegermama sich da null auskennt. Erstmal sehr löblich. Problematisch ist allerdings, was sich daraus für eine verhehrende Konstellation ergeben hat:
Punkt 1: Sohn 2 hat noch nie eine Freundin gehabt und scheint auch sonst nach meiner Wahrnehmung kein eigenes Privatleben (mehr) zu haben, da er sich in seiner Freizeit quasi ständig um seine Mutter kümmert. Das geht bin hin zur Urlaubsplanung. Mittlerweile ist Schwiema nämlich 70 und auch nicht mehr so gut auf den Beinen, hat sich an den Komfort gerne gewöhnt und meckert, sobald Sohn 2 auch nur mal ein paar Tage eine Dienstreise alleine machen muss.
Lange Zeit fand ich das alles ledfiglich verschroben und habe gedacht, ich beobachte das alles erst einmal und bin aufgeschlossen. Mittlerweile alledings überkommt mich regelrechter Ekel, wenn ich die beiden zusammen erlebe:
Sohn 2 bucht z.B. öfters mal ein Doppelzimmer im Hotel, wenn's ihm zu teuer wird mit 2 EZ. Dann werden Fotos von Kerzenschein-Dinner gemacht. Mama bedankt sich öfters mal mit einem Bussi fürs gute Essen und wartet auf die Anrufe ihres Sohnes wie ein verliebter Teenager. Und dann dauernd diese Grenzüberschreitungen: Unterwäsche-Geschenke, Zimmer aufräumen und Inventar kommentieren - als wäre Sohn 2 ein kleines Kind. Langsam wird mir klar: Sohn 2 muss hier sowohl als Ersatz-Ehemann herhalten (wenngleich - so hoffe ich - ohne Sex), und gleichzeitig noch den braven Sohn geben, an den sie sich klammert. Beide haben ihre Rollen total internalisiert und sich gleichzeitig unfähig und unwillig, auch nur ein bisschen davon abzurücken (halten das für die einzige Wahrheit und uns für familienfeindlich, falls wir uns eher auf Distanz halten.)
Mein Mann sieht das ähnlich wie ich, ist aber ratlos, wie er sich zu der ganzen Geschichte überhaupt verhalten soll. Ab und zu kommen von ihm ein paar halbherzige Fragen an seinen Bruder ("Willst Du nicht mal einen Urlaub alleine machen?"), aber nie eine fundamentale Kritik. Da wir 600km entfernt wohnen, kann man sich natürlich auch ganz gut "raushalten".
Meine Frage ist nun: Wie schätzt Ihr so eine Situation ein? Übertreibe ich oder ist hier höchste Eisenbahn, sich mal einzumischen. Wie gesagt: Ekelgefühl, beinahe inzestuöse Situation usw. Was würdet Ihr in meiner Situation machen? Das Gespräch suchen oder eher den Kontakt abbrechen?
Danke für Eure Antworten!