leeba_12900489Wie es ist !!!
Hallo Paulina,
wenn ein Kind so kompromisslos von einer Seite auf die andere wechselt, verbunden mit der völligen Ablehnung der verwandtschaftlichen anderen Seite, dann ist die Schuld in KEINEM FALL beim Kind zu suchen. Hier bahnt sich etwas einen Weg, was unheilvoll schon in der Beziehung der Eltern, ich sage aus meinem heutigen Wissen heraus, sogar in der Beziehung der Großeltern und der Vorgenerationen liegt. Hier wird ein soziales Problem weitervererbt, an deren Ende der letzte steht, der überhaupt keine Lösungsmöglichkeiten hat, nämlich das Kind. Kein Wunder, dass er keine Möglichkeit mehr hat, als sich auf irgendeine Seite zu schlagen, das Kind muss sich irgendwie selbst schützen.
Ursache in den Vorgenerationen ist mangelnde Konfliktfähigkeit, resultierend aus einem mangelnden Selbstbewusstsein. Daraufhin solltest Du auch Dich, Paulina, und Deine Vorfamilie überprüfen. Hast Du immer ALLES getan, damit es anderen gut geht, damit Du im Gegenzug auch die erhoffte Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommst ?
Vielleicht überfordere ich Dich mit diesen Sätzen jetzt, ich weiß ja, wo Du stehst, noch ganz am Anfang, wo Du verkraften musst, dass Dein geliebtes Kind nicht mehr greifbar, nicht mehr be-greifbar ist.
Vergleiche es vielleicht mit einer (anscheinend) gut funktionierenden Familie, wo ein Kind in Drogensucht oder in eine Sekte eintaucht. Jeder fragt: wie kann das denn sein? Hier gibt es keine Schuld, die Frage geht an alle Mitglieder des Familiensystems, diese haben auch alle zusammengewirkt, dass es soweit kommen konnte (musste?)
Von mir selbst kann ich Dir weitergeben (nach sechs Jahren Kontaktabbruch), dass ich durch tiefe Täler gegangen bin. Die Täler sind noch tiefer, als Du sie Dir momentan vorstellen kannst. Gleichzeitig habe ich Tränen vergossen, die einen See füllen könnten.
Heute bin ich soweit, dass ich akzeptiere, dass unser gemeinsames Leben diesen Weg genommen hat. Es schmerzt hin und wieder immer noch, aber dann nehme ich den Schmerz und sage "Du gehörst zu mir, so wie mein Sohn zu mir gehört hat. Ich musste ihn gehen lassen und irgendwann werde ich Dich, Schmerz, auch gehen lassen."
Dann darf alles so sein wie es ist. Der See, der sich im Tal angesammelt hat, die liebliche Landschaft auf der einen Seite, die Berge auf der anderen Seite. Stell Dir den Bodensee vor, falls Du ihn kennst.
Hinter den Bergen geht die Sonne unter und verbreitet ein mildes Licht.
Auf den Berg raufzukommen, und ALLES zu überschauen, das ist die nächste Aufgabe.
Liebe Grüße
Cantadora44