Naja
Und wie kommt es, dass man das in meiner Kultur mit prinzipiell allen Kindern macht und es auch funktioniert? Klar, wenn ein Kind es von klein auf gewohnt ist, dass es mucksmäuschen still ist, mit wenig fremden Personen in Kontakt kommt und die Mutter fast weinen muss, wenn sie ihr Kleines mal mal kurz allein bei Vati/Oma/Opa lassen soll oder allgemein sehr ängstlich und vorsorglich ist - dann wird es auch nicht funktionieren.
Wenn Baby aber von kleinauf daran gewöhnt ist, überall einzuschlafen, immer viele Leute um sich hat und es im Umfeld sowieso nie ruhig ist - dann ist es auch kein Problem. Schließlich hat es auch 9 Monate im Bauch der Mutter überstanden. Da gab es ständig Geräusche (und wenn es nur die Verdauung der Mami war) und Bewegung. Babys schlafen, wenn keinen Hunger haben, keine vollen Windeln, sich sicher fühlen. Ist das gegeben, schläft Baby, egal wann oder wo. Und wenn sie erstmal älter sind, selbst auf Toilette gehen, und sagen, was ihnen fehlt, dann ist das umso einfacher.
In Deutschland verbinden die meisten Leute Baby/Kind=Anstrengung und "ohne baby/Kind"="mal wieder Entspannung und Spaß". Halte ich ehrlich gesagt bedenklich, diese Einstellung.
Und viele weinerliche, unruhige Kinder werden zu diesen erzogen. Weil sie festgestellt haben, dass sie alles bekommen, wenn sie weinen, quengeln, schreien.
Klar gibt es immer mal wieder Phasen, wo ich meinen Baby das nicht zumuten würde. Wenn es krank ist, oder gerade sehr traurig oder erschöpft.
Ich war auf meiner ersten großen Feier mit über 60 Leuten, als ich gerade mal 4 Wochen alt war. Und dann bis früh halb 2. Geschadet hat es mir nicht. Später dann, als ich älter wurde, habe ich mich einfach irgendwo hingelegt, wenn ich müde wurde. Mir wurden Stühle zusammengeschoben, ein Tisch in die Ecke gestellt, Decken, Kissen, Jacken besorgt, oder es gab ein Sofa oder einen Sessel. Oder ich habe in den Armen meiner Eltern oder eines Verwandten geschlafen. Nein, ich habe keine schweren Schäden davon getragen und auch alle anderen, die genauso aufgewachsen sind, auch nicht.
Bei uns waren und sind Kinder einfach eine Selbstverständlichkeit, die überall dazugehören. Und ich kümmere mich heute genauso selbstverständlich um die Kleinen, die auf den Partys sind, wie es damals die Leute bei mir getan haben.