Hallo,
das kenn ich sehr gut. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich 13 war. Da das nicht einvernehmlich war, war da immer eine ziemliche Streiterei. Der Kontakt wurde zeitweise ziemlich eingeschränkt, also wollte ich später meinen Vater "richtig" kennenlernen. Ich "durfte" ihn sogar 2 x besuchen (für eine Woche, er wohnt ziemlich weit weg), aber leider war ich selber ihm ziemlich egal. Er zeigte mich rum und sagte, wie stolz er auf mich wäre. Ich hätte mich gefreut, mit ihm allein ein wenig Zeit zu verbringen, um ihn wieder kennenzulernen, aber auch daran hatte er kein Interesse.
Als meine Mutter starb, war ich 22. Ich hatte ein wenig Hilfe von ihm erwartet, aber nein, ich war die, die ihn trösten musste. Danach meldete er sich ein paar Mal, ich habe mich sehr drüber gefreut. Bis das wieder aufhörte.
Ich habe erfahren, dass er meine Tante und meine Nachbarn fragte, ob ich zu ihnen kommen dürfte, wenn ich ein Problem hätte. Die sagten natürlich "ja", und er kehrte zu seinem alten Leben zurück. Hätte er mich gekannt, hätte er gewußt, dass ich gerade zu ihnen nie gegangen wäre.
Er sagte mir sogar, dass es ihm schwerfallen würde, mich zu sehen, da ich meiner Mutter sehr ähnlich sehe - und keinen Kontakt haben möchte. Das war aber so nicht ganz richtig, er wollte auch vorher keinen "richtigen" Kontakt.
Also habe ich mein Leben weitergelebt, und ihn auch nicht zu meiner standesamtlichen Trauung eingeladen. Und auch nicht von der Geburt meiner 2 Jungs berichtet. Er wollte es so. Er wollte mich aus seinem Leben ausklammern. War schon irgendwie hart, aber was sollte ich anders machen?
Aus heiterem Himmel meldete er sich doch wieder. Er sei ein lausiger Vater gewesen, vielleicht könnte er ein wenig an seinen Enkeln gut machen? Im Interesse meiner Jungs war ich bereit, ihm die Chance zu geben.
Bis ich herausfand, dass er nur "gut Wetter" machen wollte, um mich zu einer Unterschrift zu bewegen. Im Nachhinein wirft er mir sogar vor, dass er von der Geburt seiner Enkel von den Nachbarn erfahren musste - welch eine Blamage!
Ich habe meinen Vater immer wieder in mein Leben gelassen, weil ich auch gerne einen Vater gehabt hätte, aber er hat es immer nur ausgenutzt. Er hat es meiner Meinung nach besonders ausgenutzt, da ich ja außer ihm keine Familie habe und mich immer wieder darauf hingewiesen, dass ich "ganz allein" wäre und "nur ihn noch hätte".
Immer wieder habe ich mich darauf eingelassen, weil er doch mein Vater ist. Es war schwer.
Ich bin für ihn Teil einer Vergangenheit, die seiner Meinung nach Scheisse war - entschuldige den Ausdruck. Und ich bin für ihn wie meine Mutter, die er einerseits geliebt hat (und angeblich immer lieben wird), aber auch gehasst hat, dafür, dass sie sich scheiden lassen hat. Das bekomme ich immer wieder zu spüren.
Das letzte Mal, wo ich mich auf ihn eingelassen habe, habe ich es für meine Kinder getan. Ich hätte ihnen so gerne einen Großvater gegeben. Aber es sollte halt nicht sein. Es ist nicht leicht, meinen Kindern zu erklären, was eigentlich mit ihrem Opa ist.
Jedes Mal, wenn ich wieder auf ihn "reingefallen" bin, hatte ich mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Warum ist er so? Was habe ich ihm getan, dass er so zu mir ist?
Er hatte soviele Chancen, ich muss ehrlich sagen, ich hätte keine Kraft mehr, mich noch mal darauf einzulassen. Manchmal ist kein Vater besser ..
Hat er dir einen Grund gesagt, warum er nicht will?
Hat deine Mutter wieder geheiratet?