Ich bin seit einiger Zeit extrem von den Telefonaten, die ich mit meinen Eltern führe, genervt.
Ich (w, 34, verheiratet, freiberuflich selbständig, keine Kinder) bin ca. einem Jahr mit meinem Mann aus dessen Heimatstadt (diese war ca. 250 km vom Ort meiner Eltern entfernt) in eine andere Stadt umgezogen (nun sind 500 km zwischen mir und meinen Eltern).
Wir telefonieren, seitdem ich vor 11 Jahren für ein Studium bei meinen Eltern ausgezogen bin, ca. 1x die Woche miteinander um Neuigkeiten auszutauschen.
Bei fast jedem Telefonat muss ich mir anhören, dass ich ja jetzt soweit weg bin und wann ich denn mal wieder bei meinen Eltern vorbeikäme und ich hätte ja auch noch Sachen (Klamotten, Bücher etc.) bei ihnen.
Wo steht eigentlich, dass ich immer bei Ihnen vorbeikommen muss, aber sie nie bei mir?
In den vergangenen 11 Jahren habe ich zugegebenermassen in 5 verschiedenen Städten gelebt und in dieser Zeit sind meine Eltern sage und schreibe 2-3 mal bei mir gewesen. Wie oft ich bei Ihnen war, lässt sich aber nicht mehr an 4 Händen abzählen (die würden dafür beileibe nicht ausreichen)!
Dann höre ich ständig unterschwellig Kritik an meiner beruflichen Laufbahn. Meine Eltern waren immer als Angestellte tätig und können nicht verstehen/nachvollziehen, dass man als Selbständiger meist sehr viel arbeiten muss und manchmal eben auch keine regelmässigen Einnahmen hat. Zu allem Übel habe ich mir für die Gründung meiner Selbständigkeit 5.000,- EUR bei meinen Eltern geliehen.
Ansonsten habe ich mir aber mein Studium und meinen Lebensunterhalt immer selbst finanziert.
Mein jüngerer Bruder im Gegensatz hat bis zu seinem 29 Lebensjahr in seinem Jugendzimmer bei meinen Eltern gelebt, dafür vermutlich lediglich etwas Kostgeld abgedrückt und seinen Verdienst über die Jahre in 3 Motorrädern und 3 Autos verjubelt. Mit ca. 30 Jahren ist er bei seiner Freundin eingezogen, hat jetzt mit 31 Jahren ein großes Haus gekauft.
Mein Mann meint, dass sich mein Bruder das Haus sozusagen über die gesparten Mieten finanzieren konnte.
Als ich bei einem Telefonat mit meinen Eltern eine Bemerkung habe fallen lassen in Richtung "würde mich freuen, wenn für mich auch mal jemand was tun würde", musste ich mir von meinem Vater anhören, dass ich nicht undankbar sein soll, weil mein Bruder und er ja bei meinen Umzügen geholfen hätten und z. B. meine Studentenbude einmal gestrichen haben. Das ich viele Umzüge auch allein gestemmt habe und einmal mit Hilfe meines Mannes und dessen Vater und dass ich die Studentenbude noch mal von einem Maler überpinseln lassen musste, weil mein Bruder und mein Vater nicht ordentlich gearbeitet haben und ich keine Abnahme vom Studentenwerk bekam, steht dann ja auf einem anderen Blatt.
Wenn ich in unseren Telefonaten etwas erzähle, komme ich meist zunächst nicht zu Wort und wenn doch, dann wird das was ich erzähle nicht verstanden. Ich habe den Eindruck, dass meine Eltern nur noch in ihrer eigenen kleinen Welt leben und rein gar nix von meinem Leben wissen oder verstehen (oder verstehen wollen).
Es nervt mich einfach so, dass ich zudem meine kostbare Zeit (und das Geld fürs Bahnticket) für Besuche verschwenden soll, von denen ich rein gar nix habe und wo ich am Ende nur wieder mit mieser Laune nach Hause zu meinem Mann komme (durchaus schon öfter so vorgekommen) und der das dann ertragen muss.
Ich sage schon immer, dass ich keine Zeit und kein Geld für Besuche habe und werde trotzdem jedes Mal gefragt, wann ich denn mal wieder komme. Vielleicht sollte ich meinen Eltern sagen, dass ich erst wieder zu ihnen komme, wenn sie bei mir waren?
Manchmal denke ich, die Frage nach dem Vorbeikommen würde nicht gestellt werden, wenn ich in Japan wohnen würde oder wenn mein Mann und ich ein Neugeborenes hätten, mit dem man eben nicht quer durch die Republik gurken würde.
Wie kann ich die Beziehung zu meinen Eltern bessern bzw. klare Verhältnisse schaffen?