hilke_12439148Genau andersherum.....
Hallo Hammonia,
hast du wirklich keine Erklärung für das Verhalten deiner Tochter? Oder eine Ahnung warum sie so ist, wie sie ist? Wie verlief denn eure Beziehung von anfang an?
Leider schreibst du nicht viel über euer vergangenes gemeinsames Leben, damit man einen detaillierteren Eindruck gewinnen kann.
Du suchst ja aber auch junge Frauen, die auch keinen Kontakt zu ihrer Mutter haben und ich bin eine davon.
Ich möchte dir gerne meine Geschichte erzählen.
Hier ist sie:
schon als ich ein kleines Mädchen war liebte ich meine Mum geradezu abgöttisch. Sie war mein einzigster Halt in meinem Leben, denn vor meinem Vater hatte ich höllen Angst, da er sehr aggressiv und jähzornig war - vor allem, wenn er getrunken hatte. Mein älterer Bruder hat mich auch ständig tyrannisiert und hatte eindeutig die Gene unseres Vater geerbt.
Ich tat damals alles um meiner Mum zu gefallen, um sie nicht zu "verlieren". Ich war ein liebes Kind, gut in der Schule und hatte viele Freunde und war beliebt. Aber leider sah meine Mutter das nie. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie mich von sich aus mal in den Arm genommen hätte, mich gedrückt oder auch mal gesagt hat, dass sie mich liebt. Hatte ich nachts Albträume wurde ich abgewiesen und hatte am nächsten Morgen Hausarrest oder Fernsehverbot. Wollte ich Zuwendung musste ich mir diese "erarbeiten", d.h. ihr alles rechtmachen. Ich konnte mit ihr auch nie über Probleme oder meine Sorgen reden. Sie machte sich höchstens über mich lustig und verspottete mich gemeinsam mit meinem Bruder. Als ich älter wurde, bildete ich mir nach und nach eine eigene Meinung. Als ich mich dann desöfteren gegen sie auflehnte, sprach sie einfach nicht mehr mit mir. Solange, bis ich fast auf Knien daherkam und mich bei ihr entschuldigte ( auch wenn ich im Recht war! ) - nur damit sie wieder mit mir spricht. Sie schloss "zur Strafe" das Telefon weg, sperrte das Wohnzimmer zu - so, wie ihr es in den Sinn kam. Ich kann nicht sagen, wie schlimm das für mich war. Diese Gefühlskälte, dieser "Hass" in ihren Augen, ihr nicht nachzuvollziehendes Verhalten.
Als ich älter wurde, versuchte ich immer wieder mit ihr darüber zu reden, aber entweder beschimpfte sie mich, gab mir an allem die Schuld ( ich war immer die Böse, die Dumme ) oder sie sprach dann "mal wieder" nicht mit mir. So einfach ging das bei ihr.
Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich dreizehn war. Wir ( meine Mutter, mein Bruder und ich ) waren froh, dass wir ihren Mann, unseren Vater, der jähzornig, aggressiv war und uns immer Angst machte, endlich auszog.
Anfangs kehrte wieder etwas Frieden in unsere Wohnung ein. Aber bald darauf ging die Geschichte wie oben beschrieben, wieder los.
Ich liebte meine Mutter nach wie vor. Als sie ihren jetzigen Mann kennenlernte habe ich mich sehr für sie gefreut und gedacht, jetzt kann sie wieder ihr eigenes kleines privates Glück finden und ich gönnte es ihr von Herzen. Dieser Mann war ganz nett und brachte Kinder mit, die schon erwachsen waren. Ich versuchte vergeblich mich in diese Familie zu integrieren, weil ich auch "dazugehören" wollte und ich mich nach richtigem Familienleben und Harmonie sehr sehnte. Leider wollte das meine Mutter nicht. Sie ließ mich mit meinem aggressiven Bruder in unserer Wohnung zurück, zahlte zwar noch die Miete und hinterließ uns ( wie immer viel zu wenig ) Geld für Lebensmittel und schaute anfangs 1x die Woche noch bei uns vorbei um dann später wegzubleiben. Mein Bruder tyrannisierte mich, ich musste neben meiner Ausbildung den ganzen Haushalt machen und hatte ( wieder ) die Hölle auf Erden. Meine Mutter interessierte sich nicht die Bohne für diese Probleme, ihre lapidare Antwort darauf war: ihr seid doch erwachsen, löst das selber und basta.
Nur wie wehrt man sich gegen einen widerlichen, agressiven jungen Mann, der einem körperlich überlegen ist und auch nicht vor Handgreiflichkeiten zurückschreckt?
Meine Mutter wollte auch nicht, dass ich sie besuchen komme - bevor ihr Mann ( damals noch Freund ) von seiner Arbeit heimkam, schickte sie mich weg. Sie wollte nicht, dass ich mich in der Familie integriere und einen "Platz bekomme".
Als ich meine eigene kleine Wohnung hatte war ich der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt. Ich lebte auf und ich genoß den Frieden und die Harmonie die ich nun in meinen eigenen kleinen vier Wänden hatte. Der Kontakt zu meiner Mutter belief sich meistens nur noch aufs Telefonieren. Ich machte ihr weiterhin klar, dass ich mich mit ihr gut verstehen wollte und versuchte nach wie vor alles, um dieses Ziel zu erreichen. Meine Mutter hingegen interessierte das alles nicht. Sie schwärmte nur von den tollen Töchtern ihres Mannes und von ihrem neuen Mann und hatte für mich keinen Funken an Wärme ( mehr ) übrig. Natürlich stritten wir und dann auch immer heftiger über ihr Verhalten und ich sagte ihr auch oft, wie unmöglich ich das finde usw. Sie beschimpfte mich nur weiterhin und stellte mich auch vor allen anderen als tollpatschigen Idioten hin, der "eh zu blöd zu allem ist". Sie hatte immer Recht, sie wusste alles und sie durfte sich auch alles erlauben.
Ich kam nicht an sie heran, so sehr ich sie anflehte, mit ihr stritt, ihr zahlreiche Versöhnungsangebote gab - nichts - sie wollte es einfach NICHT.
Zu meinen Geburtstagen war sie entweder im Urlaub oder kam nur für Minuten: kühl, knapp und kurz.
Das endgültige Aus kam, als wir wieder telefonierten und ich ihr sagte, dass ich mir ihr Verhalten nicht mehr gefallen lasse und entweder wir reden über alles oder ich werde jetzt einfach auflegen, wenn sie weiter mich beschimpfen würde. Ich sagte das bestimmt 5x und dann legte ich den Hörer auf die Gabel und mir fiel ein riesengroßer Broken von meinem Herzen, was sich wie eine kleine Erlösung für mich darstellte.
Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr und wenn wir uns sehen, dann beschimpft sie mich wieder und versucht vor anderen als tolle Frau dazustehen, die eine so gemeine undankbare böse Tochter hat.........
Das war meine Geschichte und ich habe wie ein Hund gelitten und leide darunter auch noch heute. Im Übrigen habe ich noch einen alkohlkranken Vater, der nun im Verdacht steht mich als Kind jahrelang sexuell mißbraucht zu haben, einen Bruder der mich missachtet und eine Hexe als Schwiegermutter die nichts lieber sehen würde, als wenn mein Mann, den ich über alles liebe und der das Licht ist, das mein Leben erleuchtet, sich von mir trennen würde.
Zum Glück habe ich auch liebe und wundervolle Menschen um mich herum, die meine Freunde sind und andere nette Menschen, die es doch noch gottseidank in meiner eigenen Familie gibt. Ich muss mich jeden Tag selber aufbauen um nicht unterzugehen, jeden Tag mich selber am Riemen reißen um in der Gesellschaft bestehen und ein normales Leben führen zu können. Und zum Glück gibt es auch Sonnenseiten in meinem Leben, ohne die ich jetzt vermutlich schon längst aufgegeben hätte. Zudem mache ich jetzt seit einer Weile eine Therapie, welche mir auch den nötigen Halt gibt, den ich ab und zu dringend brauche.
Ich möchte mich mit dieser Geschichte nicht wichtig machen und wollte dies auch nur mal loswerden.
Ich wünsche dir liebe Hammonia, dass du zu deiner Tochter wiederfindest und sie zu dir. Sei aber bitte auch selbstkritisch und überlege genau, ob es nicht doch einen Grund gibt, warum sich dein Kind so verhält - von alleine macht sie das nicht. Schreibe ihr doch einfach einen Brief und versuche so, den Kontakt wiederzufinden. Aber horche auch in dich selbst hinein und betrachte dein Leben rückblickend, ob es nicht doch Situation gab, die deine Tochter zu ihrem Verhalten bewegt haben.
Alles Gute und ich wünsche dir viel Glück,
monet9