Hallo frau112,
ich gebe dir zu deinem Beitrag mal ein paar Kommentare, die du vielleicht nicht unbedingt hören willst :-) na, egal.
1.) Versuch mal, wenn die erste Aufregung verraucht ist, sachlich an den Vorfall heranzugehen. (Es ist kein gutes Signal für dein Kind, wenn du eine Strafarbeit sofort mit Geschimpfe auf den Lehrer kommentierst!)
Ist den Schülern bekannt, in welchen Fällen Strafarbeiten vergeben werden? Ist der Umfang immer der gleiche? War dein Sohn schon mal "fällig", oder ist es das allererste Mal? Wie stellt dein Sohn den Vorfall dar? Klar, Schuld sind immer die anderen (mein mittlerer Sohn, 3. Klasse, pflegt gern zu behaupten, ein anderer Schüler habe ihn zu dem jeweiligen Unfug "gebracht" - darüber grinse ich nur noch...). Normalerweise fragt ein Lehrer aber schon beide Seiten nach dem Hergang, bevor er eine Strafe gibt. Oder ist dein Sohn dem Lehrer gegenüber ausfällig geworden? (Du schreibst, er habe "sich beschwert" - das kann alles möglich heißen.) In diesem Fall hat der Lehrer vielleicht überreagiert (auch das ist menschlich) und die Sache ließe sich mit einer anständigen Entschuldigung wieder ins Lot bringen.
2.) Tja, und was die Strafen generell betrifft: Was würdest du als Lehrerin denn tun, wenn ein Schüler immer wieder auffällig wird? Viele Möglichkeiten hast du da gar nicht. Ich bin auch im Elternrat, und natürlich ist das regelmäßig ein Thema. Bei uns ist es allerdings so, dass die Eltern eher froh sind, dass unsere Lehrer Strafarbeiten vergeben und nachsitzen lassen, anstatt all dies an das Elternhaus zu delegieren (oder eben nicht).
Ich weiß auch von unseren Lehrern, dass es absolut obernervig ist, wenn ständig ein Drittel der Klasse Arbeitsmaterial vergisst (auch wenns nur das Läppchen ist!) oder keine Hausaufgaben macht. Mir fehlt da auch ein bisschen das Verständnis: Ranzen ordentlich packen oder Hausaufgaben machen (zumindest einen Versuch machen!) kann jeder, zumal in der 5. Klasse (was ist es denn für eine Schulform?).
So läuft es bei uns: 4-mal die Hausaufgaben vergessen - nachsitzen. 4-mal zu spät gekommen - nachsitzen. 4-mal an einem Tag auffällig geworden - Klassenregeln abschreiben (allerdings nur einmal). Bei der Busfahrt zum Schwimmunterricht deutlich aufgefallen - Baderegeln abschreiben, nach dem 3. Mal verbringt der Schüler 1-mal die Schwimmstunde mit Aufgaben in der Schule. In der Pause Mist gemacht (Prügelei, frech zum Lehrer etc.) - Hausordnung abschreiben (nach Klärung des Vorfalls). Mir ist noch nicht zu Ohren gekommen, dass jemand diese Strafen unangemessen fand. (In der 2. Klasse musste mein Sohn nach entsprechender mehrmaliger Ermahnung und einem "Unfall" 10-mal aufschreiben "Ich soll nicht kippeln" - so what?) Die Strafen sind allen Kindern bekannt und werden immer gleich gehandhabt. Sie werden in diesem Umfang erst ab Klasse 3 angewendet, also gibt es eine lange "Vorbereitungszeit".
Dass der Lehrer vorher mit den Betroffenen spricht, um den Vorfall möglichst gut aufzuklären, halte ich für selbstverständlich und unbedingt nötig.
Nun kannst du natürlich einwenden: Was haben die Baderegeln mit dem Verhalten auf dem Weg zu tun (usw.). Klar, eine richtige Konsequenz ist das nicht, aber wie gesagt: Schlag mal was Besseres vor! Ich kann verstehen, dass ein Lehrer in der 5. Klasse nicht täglich stundenlang rumdiskutieren kann. Dann schafft er seinen Lehrstoff nicht, und das ist den Eltern auch nicht recht. Vielleicht hast du eine gute alternative Idde für "Konsequenzen" - dann sitzt du doch im Elternrat am Drücker, um sie mal vorzubringen.
Naja, und wenn du meinst, dass Strafen nur störrischer machen: Verhält er sich denn zu Hause ständig so, dass du ihn niemals bestrafen oder ihm eine Strafe androhen musst? Die Störrischkeit muss man dann wohl in Kauf nehmen. Um mal aus dem Nähkästchen zu plaudern: Wenn mir meine beiden Großen (7 und 9) nachhaltig die Zeit stehlen - durch ständige Streitereien zum Beispiel oder durch ewiges Rumdiskutieren, wenn ich sie bitte, etwa ihre gewaschenen und gebügelten Sachen in ihre Schränke zu räumen - dann "dürfen" sie das Bad putzen - sozusagen, um mir meine Zeit wieder zu verschaffen. Logisch, dass sie das nicht jubelnd tun :-) - aber sie haben es eingesehen... Und in (gottseidank seltenen) "Härtefällen" lege ich auch mal Wert auf eine schriftliche Entschuldigung. Die kommt auch tatsächlich - und fällt den Kindern leichter, als sich mündlich zu entschuldigen... Meist ist ein illustriertes Friedensangebot zum Ankreuzen dabei, dann können wir alle wieder lachen.
So, wie gesagt, das ist mal eine Betrachtung von der anderen Seite und sicher nicht das, was du hören magst - aber vielleicht hilft es dir trotzdem, die Sache realistischer zu betrachten.
Schönen Tag nach!
Tiny