Ich bin 44 Jahre alt und seit drei Jahren mit meinem Partner zusammen. Er ist 53. Seit zwei Jahren leben wir zusammen, und, obwohl wir beide gebrannte Kinder sind, haben wir im Frühsommer geheiratet.
Wir sind uns beide sicher, dass wir genau richtig füreinander sind. Trotzdem kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten, die in der Hauptsache darin begründet liegen, dass wir nicht gut mit den Kindern des jeweils anderen umgehen können.
Ich habe drei Kinder (15, 13 und 13), und er hat zwei Kinder (17 und 14).
Bereits vor zwei Jahren habe ich entschieden, nicht mehr mit allen Kindern gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Wir waren trotzdem noch einmal mit seinen Kindern (ohne meine, die waren in der Zeit beim Vater) eine Woche verreist, und obwohl sein Sohn sich große Mühe gegeben hat, uns das Leben zur Hölle zu machen, haben wir beide gut durchgehalten.
Vor ein paar Wochen gab es dann jedoch einen Vorfall mit seinem Sohn (seine Kinder leben bei der Mutter), der sehr schwierig war. Ich hatte Urlaub und mein Mann nicht. Sein Sohn war aber für ein paar Tage hier. Der Junge (17) ist sehr anspruchsvoll, aber ich halte mich nicht für seine Dienstmagd, und so kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten. In diesem Fall hatte er, wie gewöhnlich, nach dem Toilettenbesuch nicht gespült. Ich hatte das schon einige Tage für ihn erledigt, ihn nun aber doch noch einmal darauf angesprochen, dass er es bitte selbt machen solle. Er zuckte mit den Schultern und entgegnete nur "Ich habe Ferien, da mach ich gar nichts!"
Als mein Mann von der Arbeit kam, habe ich ihn gebeten, nochmal mit dem Jungen zu sprechen. Reaktion seines Sohnes war: "Die Alte scheißt ins Klo und spült nicht, damit sie mich hinterher anscheißen kann!"
Erst eine Woche später fanden wir zufällig heraus, dass derselbe Sohn, als er Verwandte meines Mannes besucht hat, Hochzeitsgeschenke für uns mitbekommen hatte, die er aber in die nächste Mülltonne getan hat, weil er "keinen Bock auf so 'nen Scheiß" hat. Wir wußten davon nichts, bis meine Schwägerin uns ansprach, ob uns wohl auch alles gefallen hätte ... Abgesehen vom materiellen Wert, den zu bezahlen einigen Verwandten sehr schwer gefallen sein muß, geht so etwas natürlich gar nicht.
Ich hatte ja Urlaub, und meine Kinder waren mit ihrem Vater in den Ferien, und so habe ich kurzerhand eine Freundin besucht für ein paar Tage und bin auch erst zurückgekehrt, nachdem der Sohn wieder abgereist war.
Anschließend hat mein Mann entschieden, dass sein Sohn uns nicht mehr besuchen solle - der Vater kann ja seinen Sohn besuchen. Ich halte das nicht für die richtige Lösung, bin andererseits jedoch sehr dankbar dafür.
Nun geht es weiter. Mein Mann und ich waren 14 Tage mit meinen Kindern verreist, und ich hatte eigentlich das Gefühl, dass es ein schöner Urlaub war. Jedoch sagte mir mein Mann am vorletzten Urlaubstag, dass er fix und fertig sein, weil die Kinder ihn ignorieren, freche Antworten geben und ständig albern singen (pubertierende Mädchen ...). Das alberne Singen und die frechen Antworten waren schon öfter Thema bei uns gewesen, aber scheinbar war jetzt die Toleranzgrenze überschritten.
Ich habe mir die Mädchen ordentlich zur Brust genommen und ihnen klargemacht, dass wir in Zukunft dieses Fehlverhalten nicht mehr dulden werden.
Die Kinder haben sich (schon wieder zu Hause) einige Tage in ihren Zimmern verschanzt, sind dann aber gestern doch gekommen, um zu reden. Ich möchte, dass sie sich entschuldigen, und dass sie in Zukunft nicht weggehen, wenn man mit ihnen ein strenges Wörtchen zu reden hat. Nun hat aber eine meiner Töchter einen wichtigen Punkt gebracht, und ich finde, da hat sie auch recht: Vor einiger Zeit hat mein Mann etwas nicht so schönes zu meinen Kindern gesagt, und er hat sich nie entschuldigt. Meine Tochter hat gesagt, sie will sich gern entschuldigen, wenn mein Mann sich auch entschuldigt. Er wiederum meinte, Erwachsene müssen sich nicht bei Kindern entschuldigen. Das halte ich für Schwachsinn, und deshalb habe ich meiner Tochter recht gegeben.
Außerdem, so sagte meine Tochter, solle er aufhören, bei Streitgesprächen wegzugehen, dann würden meine Töchter in Zukunft auch bleiben. Tatsache ist, dass in Konfliktsituationen mein Mann einfach geht. Er geht dann stundenlang spazieren und reagiert sich so ab. Aber er geht halt mitten im Gespräch. Zwei oder dreimal hat er auch seine Sachen gepackt und ist zu einem Freund oder zu seinem Bruder gefahren und dort auch jeweils eine Woche geblieben.
Auch in diesem Punkt habe ich meiner Tochter recht gegeben: als Erwachsene sollten wir Vorbilder sein, und wir können von den Kindern nichts verlangen, was wir selbst nicht anders machen.
Daraufhin stand mein Mann auf, um seine Sachen erneut zu packen ... Ich habe ihm bereits vor der Hochzeit gesagt, dass ich das nicht mag, weil ich diese Ungewissheit, ob er geht, ob er bleibt, ob er wiederkommt, ob er wieder gehen wird ... nicht mag. Ich liebe ihn sehr und möchte mit ihm alt werden, und ich weiß auch, dass er mich sehr liebt. Trotzdem habe ich ihn gebeten, wenn er jetzt packt, bis zum Wochenende auszuziehen (er hat nicht viel, das meiste hat seine Ex-Frau bei der Scheidung mitgenommen), und dass ich nicht möchte, dass er wiederkommt. Natürlich möchte ich überhaupt nicht, dass er geht!
Ich würde gern mit allen gemeinsam eine systemische Therapie machen, aber leider können wir das nicht bezahlen.
Hat jemand Tipps für mich? Sowohl seine als auch meine Kinder sind eigentlich prima Kinder, ich denke, wir müßten das hinkriegen können. Ich weiß nur nicht, wie.
Viele Grüße, Ellawe