Hallo ihr Lieben,
ich weiß nicht so recht, ob mein Thema hier auf die Seite passt. Ich bin aber so verzweifelt darüber, dass es niemanden gibt, dem ich mich anvertrauen kann weil mich Leute mit einem "normalen" Leben sowieso nicht verstehen. Nun habe ich Hoffnung, dass unter Euch vielleicht jemand ist, der in einer ähnlichen Situation ist.
Kurz zu mir. Ich bin 28 und verlor vor 3 Jahren meine große Liebe durch Sekundentod. Wir haben zusammen einen Sohn der damals noch nicht ganz ein Jahr war. Den Tod meines Mannes habe ich damals mehr oder weniger verdrängen müssen weil unser Sohn zu klein war, um zu verstehen und für ihn musste ich weiter lachen und das Leben fröhlich gestalten obwohl ich manchmal so schwach war, dass ich mich am liebsten in eine Ecke gesetzt hätte und dort geblieben wäre. Auch hatten wir gemeinsame Firmen und die Kunden haben nicht lange gefragt, wollten halt, dass alles funktioniert.
Zwei Jahre nach dem Tod meines Mannes hatte ich dann das Glück einen neuen Mann kennenzulernen, den ich auch über alles liebe und er mich. Im ersten halben Jahr war alles so schön. Doch mit der Zeit stellten sich Probleme heraus, die ich nicht zuordnen kann.
Zum einen hat der neue Mann bereits einen Sohn und ich kann seit einiger Zeit mit der Situation nicht umgehen. Es tut mir weh, dass mein Sohn seinen richtigen Vater nicht mehr hat und ein anderes Kind Anspruch auf den Mann hat, der nun der Vaterersatz für meinen Sohn ist. Ich habe immer das Gefühl, dass mein jetziger Mann meinem Kind nie die Liebe geben kann, die er vielleicht für sein eigenes Kind hat. Immer bin ich traurig darüber, dass ich mich mit dieser Situation abfinden muss und eine heile Familie nicht mehr möglich ist. Es wird halt jetzt nur eine Patchwork-Familie sein. Mich stört es, dass ich verletzbar durch jemanden von außen bin, nämlich durch die andere Mutter. Wie ein Vogel, der verwundet auf einer großen Wiese liegt, wo nun jeder drauftreten kann.
Zum anderen stehe ich unter großem Druck noch einmel alles zu verlieren. Ich versuche alles für meinen jetzigen Mann zu machen weil ich
weiß, wie schnell alles vorbei sein kann. Sollte ich nicht glücklich sein, dass es so ist wie es ist? Ich gönne mir keine Pausen. Mir kommt es so vor, als wolle ich das unmögliche möglich machen. Nämlich daß wir doch noch eine ganz normale Familie werden. Männer sind aber so, daß sie es gern ausnutzen, wenn wir Frauen etwas tun weil wir es ja auch gern tun.
Dann bin ich oft wütend auf ihn weil ich das rücksichtslos finde. Vielleicht bin ich auch nur viel zu sensibel. Irgenwie denke ich beim kleinsten Anlass, es hat keine Zukunft weil ich mit dem Schmerz zum Vater-Kind-Verhältnis sowieso nicht klarkomme. Warum dann die anderen Kleinen Probleme in Kauf nehmen? Manchmal fühle ich mich stark genug, dann wieder resigniere ich total und bin nur noch am heulen.
Mein Mann hat keinen Kontakt zu seinem Kind weil er bei dessen Entstehung nicht gefragt wurde. Wir wollen aber nun doch einen Kontakt herstellen weil man ja nicht einfach so tun kann, als gäbe es den Menschen nicht. Nun bin ich immer hin und her gerissen. Mein Kind hat doch auch keinen Anspruch auf seinen Vater. Er wurde ihm einfach genommen. Was hat das andere Kind von einem Kontakt zu seinem Erzeuger? Die Bezugsperson, die es aufzieht ist doch viel wichtiger. Ich selbst habe auch nur einen "Stiefvater" und kein Bedürfnis, meinen leiblichen Vater kennenzulernen weil er seine Gründe gehabt haben wird. Auch spielt die Genetik in diesem Zusammenhang für mich keine große Rolle.
Ich bin so durcheinander und denke immerzu über die Gesamtsituation nach und darüber, wie einfach alles wäre, wenn mein Mann und der Vater meines Sohnes noch da wären. Ich beschäftige mich den ganzen Tag damit, im Internet oder Buchhandel Antworten auf meine Fragen oder Schicksalsverwandte zu finden. Mittlerweile denke ich, dass ich bereits depressiv bin. Gibt es denn niemanden, der das selbe fühlt wie ich?