Hallo
Ich war auch in dieser Situation. Ich bin mit meinem Freund zusammen gekommen, während die Ex noch schwanger war. Auch wenn mein Freund seine Triebe zu diesem Zeitpunkt nicht unter Kontrolle hatte, war ich nicht der Grund für die Trennung. Oftmals werde ich das gefragt, daher sage ich dies mittlerweile einfach direkt. Ich kannte ihn schon länger und wusste von gemeinsamen Bekannten bereits, dass er Vater wird. Während der Schwangerschaft war es auch bei uns intensiver als danach. Wir haben schon oft über die Ex gesprochen, da es sehr viel Ärger gab. Durch andere Leute provoziert, aber auch, weil mein Freund seine Ex betrogen hat, daher rührte dort auch die Trennung.
Als das kind geboren wurde, war mein Freund sehr fertig. Er ist von der Arbeit ins Krankenhaus und musste dort warten. Vor der Tür. Nach einiger Zeit hat er mich dann abgeholt und wir haben gemeinsam gewartet. Ich war also wirklich live dabei. Aber mich hat es nicht gestört. Die Ex wusste auch vorher schon, dass wir zusammen waren. Er war sehr froh, dass ich da war. Für mich war es zwar schon komisch, aber wir haben das gemeinsam durchgestanden. Dass das Krümelchen dann da war, hat uns eine Schwester erst gesagt, als sie die Nachgeburt über den Flur getragen hat (fand das echt befremdlich, aber scheinbar läuft das wohl so ab, dass die mit der Nachgeburt über den Flur laufen.) Sie sagte, "Ja er ist da, aber das wissen sie nicht von mir." Mein Freund durfte dann endlich rein, hat ihn angezogen, Fotos gemacht, die ich auch sofort zu sehen bekam ;) Dann sind wir gemeinsam wieder gefahren.
Ich bin auch einmal mit ins Krankenhaus gefahren, um die beiden zu besuchen. Ich fand es sehr nett, dass ich das durfte ;)
Mein Freund war während der Tage, in der seine Ex im Krankenhaus lag, jeden Tag dort um den Kleinen zu sehen. Anschließend fanden die Treffen dann bei ihr statt. Ein paar Mal bin ich mit. Dann gab es aber häufiger Ärger mit der Ex und ich habe mir das ganze gespart. Es war ein komisches Gefühl, dass er dort war und sie mehr oder weniger einen auf Familie gemacht haben. Er hat aber immer zu mir gehalten. Es war ganz klar, ich bin seine Freundin, sie die Ex und dann gibt es da halt dieses süßes Würmchen.
Dass die Ex die "Heilige" ist, das kenne ich auch. Am Anfang nach der Geburt musste ich mir so was in der Richtung auch öfter anhören. Ich glaube, das liegt einfach daran, dass es für Männer ein Wunder ist, so ein Würmchen auf dem Arm zu halten und dass sie über dieses Würmchen mit der Ex verbunden sind. Sobald die Beziehung zwischen dem Kind und dem Vater aber gefestigt ist, wird sich das auch legen. Das solltest du nicht zu wichtig nehmen.
Viel wichtiger finde ich die Tatsache, dass die Ex noch nicht mal weiß, dass ihr zusammen seid. Nach deinen Ausführungen und meinen Berechnungen ( ;) ) seid ihr ja dann schon mindestens 9 Monate zusammen. Entweder er hat Angst, wie die Ex darauf reagiert und ihm evtl. den Kontakt zu seinem Kind verwehrt oder er ist sich nicht sicher, ob die Beziehung eine Zukunft hat und möchte deswegen keine schlafenden Hunde wecken. Es ist aber wichtig, dass er da klare Verhältnisse schafft. Was passiert denn sonst, wenn er das Kind das erste Mal mit nehmen kann. Darfst du dann nicht da sein? Außerdem wird dem Kind ja auch eine "heile Welt" vorgespielt, die es gar nicht gibt, Wie lange soll das denn so sein? Irgendwann ist es ja gar nicht mehr möglich, diese aufrecht zu erhalten. Es ist ganz wichtig, dass das geklärt wird.
Und auch, dass du und die Ex euch mal kennen lernt. Schließlich soll das Kind ja irgendwann mal mit kommen und ich denke es ist im Interesse der Mutter, dass sie weiß, wo und mit welchen Leuten ihr Kind dann verkehrt. Als wir den Kleinen das erste Mal mit nehmen konnten, hat die Ex und den Kleine gebracht, uns alles erklärt, Flasche machen und so ein Zeug und sich die Wohnung angeguckt, damit sie weiß, wo sich das Kind aufhält. Ist ja auch in Ordnung, soll sie ruhig. Gerade bei so kleinen Kindern ist das ja wichtig.
Natürlich kann es sein, dass es danach Ärger geben wird, das die Ex das nicht gut finden wird oder oder oder. Bei den ersten Schwierigkeiten sollte das Jugendamt mit einbezogen werden. Wir waren oft, sehr oft dort. Wir waren auf vor Gericht, um den Umgang genau zu regeln.
Mittlerweile ist der Kleine 2 Jahre alt. Es gab bis hier hin häufiger Probleme. Wir haben sehr oft, tagelang, wochenlang über die Ex und den Kleine gesprochen, weil es oft Unstimmigkeiten und Ärger gab. Aber es wurde immer weniger. Zur Zeit läuft es gut. Aber es war ein harter Weg bis hier hin. Du musst dich darauf einstellen, dass es hart wird. Es wird oft über die Situation gesprochen, vor allem ,wenn es Unstimmigkeiten gibt. Dein Leben wird sich ändern. Das Kind wird ja irgendwann auch zu euch kommen. Wenn ihr etwas vor habt und es fällt in die Zeit, in der das Kind bei euch ist, muss das mit der Ex geklärt werden oder das Kind kommt an Tagen, an denen ihr es eigentlich nicht hättet. Es wird etwas mehr "fremdbestimmt" sein.
Aber wird es sich ändern:
Es kann sich ändern, wenn dein Freund einsieht, dass es so nicht geht. Mein Freund hat dafür aber auch etwas gebraucht. So ca. ein halbes Jahr.
Wie ist es jetzt?
Der Kleine kommt dienstags und im Wechsel donnerstags bzw. von Freitag bis Sonntag. Mein Freund und seine Ex haben mittlerweile das gemeinsame Sorgerecht. Danach wurde die Situation noch etwas besser. Aber auch bis dahin war es ein langer Weg.
Ich freue mich, wenn der Kleine kommt. Und er freut sich, wenn ich zu Hause die Tür rein komme. Er hüpft von der Couch und läuft auf mich zu. Die beiden rufen mich an, wenn ich auf dem Weg nach Hause bin (muss länger arbeiten als mein Freund). Er kocht mit mir, schmust mit mir, ärgert mich zusammen mit Papa, tobt mit mir und lässt sich von mir auch sagen, wenn etwas nicht so geht, wie er es gerade will. (Soweit das bei einem 2jährigen möglich ist). Wir sind zu einer Familie geworden und nur so geht es. Wenn dein Freund das nicht hin bekommt, dann bringt es auch nichts, dass du nicht gehen willst und alles aufgeben willst. Denn dann bist du immer traurig deswegen, fühlst dich wie das 5. Rad am Wagen. So war es bei mir eine zeit lang, bis mein Freund gemerkt hat, dass ich nicht bleiben werde, wenn es so weiter geht.
Du bist aber noch in einer besseren Situation als viele andere "Zweitfrauen" in diesem Forum. Es gibt keine schon lange eingefahren Vorgehensweisen und das Kind wird es nicht anders kennen, als das du zu Papa gehörst und dich von anfang an lieben lernen, wenn dein Partner das zu lässt. Aber anders wird es nicht gehen.
Was schon von einer meiner Vorrednerinnen gesagt wurde , "das Kind wird auch ein Stückweit dein Kind werden". Das stimmt. Ich liebe den Sohn meines Freundes. Ich freue mich wenn er kommt, Ich bin traurig wenn er geht, ich vermisse ihn, wenn er länger nicht da ist. ;)
Aber so was geht nur, wenn die Fronten geklärt sind, wenn ihr eine Familie werdet. Sonst wird es immer Streit und Eifersucht geben.