Hallo,
ich wollte mich jetzt zuerst einmal an ein Forum wie dieses hier wenden, da ich einfach nicht mehr weiter weiss. Ich bin 20, habe seit langer Zeit ein sehr sehr schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern (eigentlich hat es während der Pubertät schon angefangen) und bin nun endgültig an dem Punkt, wo ich den Kontakt komplett abbrechen möchte. Ich wohne in meiner eigenen Wohnung in einer anderen Stadt als meine Eltern und arbeite seit letztem Jahr, ich finanziere mir also mein Leben weitgehend selbst. Meine Eltern mussten damals für meine Wohnung bürgen, was die ganze Angelegenheit noch ein bisschen erschwert, dazu komme ich aber später. Einmal pro Monat oder ab und zu auch alle zwei Monate fahr ich übers Wochenende "nachhause" zu meinen Eltern, wo es dann auch jedes mal aufs Neue eskaliert. Ich stamme aus einer normalen, eher wohlhabenden Familie, meinen Eltern geht es absolut nicht schlecht. Jedoch haben sie vor 5 Jahren ein Haus gebaut, weil wir bis dahin noch bei meinen Großeltern gelebt haben und meine Mutter sich zu eingeengt gefühlt hat und meinen Vater vor die Wahl gestellt hat ob Trennung oder ein neues, größeres und v.a. eigenes Zuhause. Seitdem können sie natürlich nicht mehr in Saus und Braus leben wie damals und müssen sich ein bisschen einschränken, was ihnen mit ihren 50 Jahren total schwer fällt weil sie sich davor 30 Jahre alles leisten konnten und überhaupt nicht auf das Geld achten mussten. Dann begann meine Ausbildung, die ich in einer anderen Stadt machen musste, da sie nichts "typisches" war sondern etwas spezielles, was man eben nur in dieser einen Stadt machen konnte. Ich war 15 als ich mich dafür entschied, meine Eltern waren damals auch Feuer und Flamme dafür. Also zog ich dorthin, machte 3 Jahre die Ausbildung. Während dieser Zeit musste ich mir schon dauerhaft Vorwürfe an den Kopf werfen lassen, dass sie angeblich am Existenzminimum leben würden, alles meine Schuld wäre etc. Obwohl ich wirklich nicht viel Geld gebraucht hab zu der Zeit, es hielt sich definitiv in Grenzen und war im Normalbereich. Außerdem hatten sie mir ja auch angeboten, diese Ausbildung zu ermöglichen. Ich war damals zwischen 16, 17 und 18, 3 Jahre jedes verdammte Wochenende Vorwürfe, Vorwürfe, Vorwürfe und es ist jedes mal wieder eskaliert (ab und an wurden meine Eltern auch handgreiflich, aber das kam auch schon in meiner frühen Kindheit vor). Man muss dazu sagen, dass mein Vater ein enorm negativ eingestellter Mensch ist, er sieht in allem nur das Schlechteste und findet überall was auszusetzen. Sie haben geradezu so getan, als wären sie die ärmsten Schlucker auf der Welt, nur weil sie nicht mehr 3x im Jahr an die Cote d'Azur fahren konnten und sich eben mal einschränken mussten. Ich habe dieses Verhalten damals schon gehasst und irgendwann auch einfach einen Hass gegenüber meinen Eltern entwickelt, der bis heute präsent ist. Für mich ist es selbstverständlich, dass sich Eltern ihren Kindern zuliebe, wenn diese eine Ausbildung machen oder studieren, ein bisschen einschränken. Für meine Eltern war das furchtbar schrecklich, das Gefühl dass sie mich nur "ungern" unterstützen, war für mich das allerschlimmste. Und ich sie haben es mich jedes Wochenende mehrmals spüren lassen. Nach der Ausbildung bin ich dann nochmal in eine andere Stadt gezogen, dort hab ich angefangen zu arbeiten. Die Wohnungssuche hat sich als relativ schwierig gestaltet und als ich endlich was geeignetes hatte, wo ich mich auf wohlfühlte, musste mein Vater bürgen, weil ich mit meinen damals 19 Jahren natürlich noch keine eigene Wohnung bekommen hätte. Dadurch hängt er leider immer noch mit drin in meinem Leben, auch wenn ich den Kontakt abbrechen würde. Die Bürgschaft für die Wohnung, die Provision für den Makler, das Auto das ich mit 18 bekommen habe (ich habe mir nicht mal eins gewünscht, es stand einfach vor der Tür) und viele andere Dinge, die ich aus eigenem Willen von meinen Eltern bekommen habe werden mir dauernd vorgehalten. Ich werde immer so dargestellt als wäre ich total habgierig und ungenügsam und v.a. undankbar, was absolut nicht stimmt. Sie werfen mir z.B. an den Kopf, dass mein Vater nicht skifahren gehen kann wegen mir weils zu teuer ist, da er mich immer noch ein bisschen unterstützt, da das Leben in meiner Stadt sehr teuer ist, aber dafür eben nah bei meinen Eltern. Ich bekomm ohnehin kaum was von ihm und ich zwinge ihn nicht, soll er mir doch einfach gar nichts mehr geben, ich verstehe sein Problem nicht. Am Wochenende war ich wieder zuhause und es ist wie nicht anders zu erwarten eskaliert, meine Eltern haben mir vorgeworfen dass es ihnen ja so schlecht geht und eigentlich im Grunde ja alles meine Schuld ist, sie unbedingt wegfliegen wollen und alles zu teuer ist, blablabla. In mir hat sich irgendwann so viel Hass und Wut angestaut, dass ich gesagt hab ich hasse sie beide, weil sie nichts anderes können als mir Vorwürfe zu machen, nur weil sie mich noch ein bisschen unterstützen (wohlgemerkt aus freiem Willen heraus) und nicht mehr Geld verprassen können wie damals als sie das Haus noch nicht hatten. Wie man sich vielleicht vorstellen kann gings dann erstmal richtig zur Sache, jeder hat rumgeschrien und meine Eltern meinten wie frech ich doch sei und wie undankbar etc. Das Übliche eben. Ich will keine Eltern, die so tun als würde es ihnen wahnsinnig schlecht gehen, obwohl sie wirklich genug haben und ein normales, gutes Leben führen. Die einzigen die undankbar sind, sind SIE, für das was sie haben und sehen nicht mal, dass es so vielen anderen um einiges schlechter geht. Leute, die immer nur jammern, obwohl sie eigentlich so viel haben. "Früher war alles einfacher, besser, unkomplizierter". Ich HASSE sowas. Es ist so ein Elend zuhause, dass sie mich jedes mal mitrunterziehen und es mir erstmal ne Woche danach noch dreckig geht, bis ich mich selbst wieder aus dem Loch rausgezogen hab und mir denke: Auch wenn man nicht wahnsinnig viel Kohle zum verprassen hat, kann man ein tolles, glückliches Leben führen. Und das tu ich auch. Aber ich hab es satt, dieses erbärmliche, unsinnige Dasein von meinen Eltern noch weiter aushalten zu müssen. Nur leider fühl ich mich mit meinen 20 Jahren noch nicht bereit, keine Eltern mehr zu haben. Ich bin eigentlich ein Familienmensch und brauche meine Eltern noch. Daher ist es noch schwieriger für mich, diesen Schritt zu wagen und letzten Endes auch erfolgreich durchzuziehen. Was würdet ihr mir raten? Gespräche oder ähnliches finden seit Jahren ständig statt, sowas ist wirklich hoffnungslos. Eine Therapie wollten wir auch mal machen, dann hat sich aber herausgestellt dass mein Vater null kooperativ ist und die ganze Sitzung damit verbracht hat sich zu rechtfertigen, anstatt an sich zu arbeiten und nach Lösungen zu suchen. Meine Eltern sind wohl einfach schon zu alt, um sich zu ändern und ich glaub der Wille ist auch nicht da, da sie fest davon überzeugt sind, immer alles richtig gemacht zu haben und auch nachwievor richtig zu machen. Kritikfähig sind sie beide nicht, ich hab echt keine Ahnung mehr, was ich noch tun kann. Die Gesamtsitutation belastet mich inzwischen so stark, dass sich was ändern MUSS. Also, ich bin um jeden Ratschlag dankbar.